Mannheim/Rhein-Neckar/Stuttgart, 20. Januar 2017. (red/pro) Die Coleman Barracks im Norden von Mannheim sind als „Ankunftszentrum“ für Flüchtlinge im Gespräch – was das genau sein soll, weiß man noch nicht. Tatsächlich befindet sich auf dem Gelände ein ehemaliges Militärgefängnis – mit 350 Haftplätzen. Bis auf leichte Schäden ist das Gebäude in Schuss und kann umgehend als Abschiebehaftanstalt reaktiviert werden, wenn die US Army den Standort aufgeben sollte.
Von Hardy Prothmann, Mitarbeit Riccardo Ibba
Auf Coleman Barracks gibt es ein Militärgefängnis mit 350 Haftplätzen, das in den 80er Jahren gebaut worden ist, um straffällig gewordene Personen unter den 400.000 Angehörigen der US Army zu inhaftieren.
Bis 2008 war das Gefängnis mit bis zu 30 Häftlingen in Betrieb, danach waren es nur noch 10-15 inhaftierte Personen. Am 17. Dezember 2014 wurden die letzten Insassen nach Sembach verlegt. Seit Januar 2015 ist das Militärgefängnis außer Betrieb.
Im vergangenen Jahr wurde ein Loch in einer Decke entdeckt – ein Wasserschaden war die Folge. Wegen einer kaputten Heizungsleitung hat an anderer Stelle etwas Schimmel gebildet. Laut Auskunft der US Army ist das Gebäude an sich aber, „but otherwise it’s in fair condition“, sprich es ist voll funktionsfähig.
Ob und bis wann die US Army den Standort Coleman Barracks aufgibt, ist laut Pressestelle noch offen – im Spätsommer soll es dazu erste Informationen geben.
Nach unseren Recherchen rechnet das Land Baden-Württemberg mit einer Übernahme der Fläche im Zeitraum 2019-2020. Damit könnten die Konversionsprozesse in Heidelberg und Mannheim vorangetrieben werden.
Auf Coleman könnte ein Massenlager für bis zu 4.000 Personen (in Notfällen deutlich mehr) entstehen. Da künftig mehr und konsequenter abgeschoben werden soll und noch der Terrorattacke von Berlin auch deutlich geworden ist, dass Gefährder schneller in Haft kommen sollten, bietet sich das Militärgefängnis auf Coleman als ideales Gebäude an. Hier könnte das Land Millionen Euro an Investitionskosten für einen Neubau einsparen.
Man hätte die konzentrierte Verwaltung von Flüchtlingen vor Ort – und eben auch die Möglichkeit, Ausreisepflichtige und Kriminelle hier in Haft zu bringen, um sie dann von umliegenden Flughäfen außer Landes zu bringen.
Die Ankündigung des Innenministers Thomas Strobl (CDU) hat insbesondere im Mannheimer Norden für große Aufregung gesorgt – dort fürchtet man eine zu hohe Belastung durch ein solches Ankunftszentrum. Die Nachricht, dass hier ein großes Abschiebegefängnis geplant ist, dürfte für weitere Aufregung sorgen.