Mannheim, 20. Mai 2015. (red/pro) Der Konflikt zwischen dem CDU-Kreisverbandsvorsitzenden Nikolas Löbel und dem abgesetzten Schatzmeister des Ortsverbands Oststadt/Schwetzinger-Stadt, Heinrich Braun, geht mit einem Paukenschlag in die nächste Runde. CDU-Grande Roland Hartung vertritt Braun gegenüber dem Parteigericht juristisch.
Von Hardy Prothmann

Heinrich Braun – nicht nur als Steuerberater streitbar, sondern auch als CDU-Mitglied.
Heinrich Braun hat Widerspruch gegen seine Absetzung als Schatzmeister eingelegt. Das war zu erwarten. Ein Paukenschlag ist seine Vertretung: Roland Hartung.
Der frühere MVV-Vorstand ist nicht irgendwer, sondern immer noch ein absolutes Schwergewicht innerhalb der CDU. Dass der CDU-Grande den streitbaren Steuerberater vertritt, ist eine klare Kampfansage gegen Nikolas Löbel und alle, die zu dessen „Clique“ gezählt werden.
Eskalation mitten im OB-Wahlkampf
Und das mitten im OB-Wahlkampf. Bislang hatte man parteiintern versucht, den Ball flach zu halten, aber das ist nun vorbei. Was anfangs noch wie ein „Geplänkel“ wirkte, ist mittlerweile ein massiver parteiinterner Konflikt – ausgelöst durch den Kreisvorsitzenden, der sich selbst gerne „Der Macher“ nennen lässt.
Die Absetzung von Herrn Braun erfolgte wie berichtet, weil ihm der Kreisvorstand vorgeworfen hatte, den Rechenschaftsbericht des Ortsverbands nicht abgegeben zu haben. Daraus könne der CDU ein hoher finanzieller Schaden entstehen, so die nachweislich falsche Begründung. Herr Braun hingegen wollte Einblick in den Rechenschaftsbericht des Kreisverbands, um sich einen Überblick zu verschaffen, wie es mit den Kreisfinanzen aussieht – laut Gerüchten soll die CDU seit Jahren massiv verschuldet sein.
Großes Dilemma

Nikolas Löbel will gerne „Der Macher“ sein – tatsächlich profiliert er sich als Chaotisator.
Der Widerspruch (der uns vorliegt) bezweifelt, dass der Kreisvorstand ermächtigt war, die Absetzung des Schatzmeisters Braun zu beschließen. Und bemängelt, dass dem Finanzfachmann keine Gelegenheit des Gehörs gegeben worden ist. Entscheiden muss nun das Parteigericht – und das steckt in einem Dilemma. Bestätigt es die Absetzung und das fehlende Gehör, würde allen Mitgliedern das Zeichen gesetzt: „Ihr habt nichts zu sagen, ihr habt den Mund zu halten und seid jederzeit der Willkür des übergeordneten Verbands ausgesetzt.“ Vertrauensbildend ist das nicht.
Revidiert das Parteigericht die Absetzung, wird das eigenmächtige Verhalten des Kreisvorstands unter dem Vorsitzenden Löbel abgewatscht. Wie auch immer entschieden wird – unterm Strich wird es weh tun.
Verantwortlich ist Nikolas Löbel, der als neuer Kreisvorsitzender zunehmend glücklos agiert und für Spannungen statt für Stärke sorgt. Statt Einheit befördert er Streit und eine Lagerbildung. Das scheint zwar eine gute Tradition in der Mannheimer CDU zu sein – aber zukunftsfähig ist das nicht.
Rosenberger unter 30 Prozent?
Ebenfalls betroffen ist der Oberbürgermeister-Kandidat Peter Rosenberger. Der hat zwar mit den Vorgängen nichts zu tun, muss aber gegen einen schier übermächtigen Amtsinhaber Dr. Peter Kurz antreten, der seine SPD geschlossen und hoch motiviert hinter sich weiß. Herr Rosenberger hingegen wird überwiegend nur durch das Löbel-Lager gestützt und das auch noch halbherzig.
Daher deutet sich ein desaströses Ergebnis für den CDU-Kandidaten an. Im Gespräch mit CDU-Mitglieder erfährt man, dass die 30 Prozent-Marke längst gerissen ist – nach unten. 26-28 Prozent werden geschätzt. Nachdem schon das 2007-Ergebnis mit 32,07 Prozent für den Kandidaten Ingo Wellenreuther als absolute Katastrophe eingeordnet worden war, wäre das ein neuer Tiefpunkt für die CDU.
Freuen darf sich der Kandidat Christopher Probst (Mannheimer Liste), denn der macht als Liberal-Konservativer eine solide Figur und empfiehlt sich mit klarer Haltung auch für CDU-Wähler. Und natürlich darf sich auch Dr. Peter Kurz freuen – dessen Ziel, im ersten Wahlgang wiedergewählt zu werden, wird täglich realistischer.