Rhein-Neckar, 19. November 2019. (red/cf) Wissen Sie, was Sparassis crispa oder Boletus edulis sind? Na klar doch, Krause Glucke und Steinpilz halt, zwei äußerst schmackhafte Waldpilze. Vom Amanita phalloides, dem Grünen Knollenblätterpilz (Pilz des Jahres 2019), lassen Sie besser die Finger, denn der ist hochgiftig. Unsere Autorin liebt die Natur und die Leidenschaft fürs Pilze suchen und sammeln hat für sie einen gewissen Suchtfaktor. Irgendwie ist das wie Ostereier suchen. In unseren Wäldern und Wiesen lassen sich fast das ganze Jahr über Pilze finden. 2019 war ein sehr ergiebiges Pilzjahr. Im Artikel stellen wir ihnen verschiedene Exemplare aus dem Odenwald vor – teils äußerst schmackhaft, teils einfach nur schön zum Anschauen.
Von Christine Fuchs (Text und Fotos)
Pilze sind besondere Lebewesen (eine eigene Gattung, da weder Pflanze, noch Tier), die über ein riesiges Wurzelsystem existieren und mit bestimmten Bäumen in Verbindung stehen (Nährstoffaustausch). Sie sind eine Welt für sich, die immer noch nicht vollständig erforscht ist.
Ich habe Pilze schon als Kind mit einer Mischung aus Bewunderung und Respekt betrachtet. Meine ersten Informationen (und Warnungen) hatte ich damals aus der Schule (im Nachhinein betrachtet war es gut und wichtig, dass das uns Kindern früher noch beigebracht wurde, da ich viel allein in der Natur, vor allem im Wald, unterwegs war. Heute vermisse ich dieses Thema auf den Lehrplänen der Kinder).
Vor allem die Giftigkeit des Knollenblätterpilzes hatte bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weshalb ich bis heute keine Champignons suchen, geschweige denn aus der Natur entnehmen würde.
Nur sammeln, was man genau kennt
Es gibt zu vielen essbaren Pilzen ungenießbare (bis giftige) Pendants. Das hat mich immer gereizt. (Nicht weil ich das Risiko liebe, sondern weil man diesem Hobby nur mit dem nötigen Wissen und Respekt nachgehen kann.) Manchmal sind die Unterschiede vom Speise- zum Giftpilz extrem marginal und manchmal bestätigen Ausnahmen die Regel, weshalb bei Unsicherheit immer ein PSV (Pilzsachverständiger) befragt werden sollte.
Eine genaue Betrachtung eines jeden Pilzes ist also unvermeidbar und teilweise sogar überlebensnotwendig. (Beispiel: Der aktuelle Todesfall einer 28-Jährigen in NRW infolge einer Knollenblätterpilzvergiftung Anfang November. Bereits 50 Gramm des Giftpilzes reichen aus, um ein tödliches Organversagen zu verursachen…)
Neben der Suche ist aber eben gerade die genauere Betrachtung genau das, was einer Pilzsuchererin wie mir das Herz höher schlagen lässt. Das Gefühl bei der Suche lässt sich vielleicht mit der Ostereiersuche als Kind vergleichen: Man weiß, da muss doch etwas zu finden sein. Und wenn man dann Erfolg hat – wie schön.
Die Vorfreude, die besondere Aufmerksamkeit, in der man Dinge wahrnimmt, die man sonst sicher übersehen würde, die Überraschungen, wenn man Pilze findet, mit denen man gar nicht gerechnet hätte und natürlich die Freude, wenn man genau die Pilze findet, die man gesucht hat.
Behutsamer Umgang
Ich nehme mir immer bestimmte Pilze vor, die ich finden will. Natürlich sollte man dafür auch wissen, mit welchen Bäumen oder anderen Pilzen diese gern in Verbindung stehen – und schon beschäftigt man sich auch mit Bäumen. Auch die Beschaffenheit des Bodens kann von Bedeutung sein. Man wird aber auch immer wieder verblüfft, welche Plätzchen sich die Schätzchen teilweise zum Wachsen aussuchen.
Über die Entnahme von Pilzen besteht seit längerem die Diskussion, ob es besser ist, sie abzuschneiden, oder sie herauszudrehen. Meiner Mutter wurde das Schneiden noch als einzig richtige Methode beigebracht, da man früher befürchtete, das Myzel beim Herausdrehen zu verletzen und zu zerstören. Heute geht man davon aus, dass das Herausdrehen dem Myzel nicht schadet, wenn man die Entnahmestelle gleich wieder mit feuchter Erde bedeckt, sodass nichts austrocknen kann.
Man vergleicht die Pilzernte inzwischen mit der eines Apfels. Der Pilz ist nur der Fruchtkörper, der an einem von vielen (Myzel-)Ästen wächst. Das Myzel wird bei vorsichtigem Herausdrehen nicht beschädigt (natürlich sollte man die Pilze nicht grob und mit sämtlichen Wurzeln herausreißen).
Der Zeitpunkt, wann ich welche Pilze sammle, hängt von der jeweiligen Wachstumssaison ab. Die meisten Pilzarten wachsen im Herbst. Es gibt aber auch Frühlings-, Sommer- und Winterpilze. Bestimmte Pilze nehme ich mit und esse sie auch. Aber nur solche, die ich zu 100 Prozent (!) bestimmen kann. Andere betrachte und fotografiere ich nur, weil sie wunderschön und anmutig sind.
Achtung – gesetzliche Bestimmungen
Dieses Jahr war ein unglaublich ergiebiges Pilz-Jahr. Daher fiel die Ernte erstaunlich reichhaltig aus. Doch Achtung: Es ist gesetzlich nicht erlaubt, die Pilze kiloweise aus dem Wald zu holen (am Besten bei der Gemeinde nachfragen, zu der das Gebiet gehört). Ich finde das auch richtig, denn die Natur muss vor der Gier des Menschen geschützt werden. Deshalb sollte man wirklich nur für den eigenen Bedarf sammeln.
Pilze kann man für viele Gerichte verwenden. Ich esse sie am liebsten zu Nudeln, ohne viel Schnickschnack; nur in etwas Butter gebraten und mit ein wenig Petersilie. Da man sie mindestens 20 Minuten erhitzen sollte, lösche ich sie immer wieder mit Gemüsebrühe ab (kann man auch selbst machen….). Mehr braucht man nicht. Kein zusätzliches Salz, keinen Pfeffer, keine Gewürze. Aber das ist natürlich Geschmackssache.
Einen Teil meiner diesjährigen Ernte habe ich getrocknet (mindestens fünf Stunden im Backofen bei etwa 70-80° Celsius). Man kann sie anschließend auch zu Pulver verarbeiten, um sie zur Verfeinerung von Soßen zu benutzen.
Im Wald bin ich glücklich und Pilze suchen hat schon einen Suchtfaktor
Ich fotografiere gerne, vor allem in der Natur.
Und Pilze sind einfach wundervolle Motive. Manche wirken so grazil und anmutig….andere wiederum majestätisch und prachtvoll. Die Farben, die kleinen Details, das Lichtspiel mit der Sonne, oder mit dem Herbstwald im Hintergrund… es macht wirklich Spaß, sie zu fotografieren; vor allem, weil der Zeitraum ihrer vollen Pracht nur relativ kurz ist.
Ihre schnelle Vergänglichkeit macht sie eben sehr besonders, wenn ihre Früchte sich zeigen.
Mit dem Fotografieren fing ich auch an, mich mit der Bestimmung der Arten zu beschäftigen und habe dadurch nach und nach immer mehr nachgelesen und mit meinen Bildern verglichen. Mit dem Sammeln habe ich erst angefangen, als ich mir mit manchen Arten vollkommen sicher war.
Und ich bin immer noch sehr vorsichtig mit der Auswahl an Pilzen, die ich mich traue mitzunehmen.
Wenn ich allein im Wald oder auf einer Wiese bin, bin ich da drin. Ich bin dann kein Mensch mehr, sondern ein Wesen, was mit seiner Umwelt verschwimmt. Und dann werde ich wieder zum neugierigen Kind, das voller Dankbarkeit ist, so Vieles dort entdecken zu dürfen… der Geruch des Waldes, wenn es frisch geregnet hat… das weiche Moos unter den Füßen… und auf dem Moos unzählige winzige Pilze, die als Fläche aussehen wie eine riesige Sternenwiese.
Ein Traum, der real ist. Natürlich liebe ich die Natur insgesamt, aber Pilze besonders. Sie lassen mein Herz höher schlagen – immer wieder.
Mein Hobby macht mich einfach glücklich und ganz ehrlich – das hat für mich schon einen Suchtfaktor.
Anm. d. Red.: Einen Pilzsachverständigen (PSV) in Ihrer Nähe können Sie über die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. finden – Suche. In Mannheim beispielsweise wird immer montags, 18 Uhr, im Naturfreundehaus (Zum Herrenried 18) eine kostenfreie Beratung angeboten. Hinweis: Trennen Sie gesammelte Pilze in eigenen Schalen voneinander – insbesondere, wenn Sie sich nicht sicher sind. Rechtlicher Hinweis: Text- und Bildauswahl stellen keine Anleitung zum Pilze sammeln oder für den Verzehr dar. Dies geschieht in Ihrer eigenen Verantwortung und auf eigene Gefahr. Den Rat unserer Autorin sollten Sie sehr ernst nehmen – nur sammeln, wenn man sich sicher ist und im Zweifel immer einen PSV hinzuziehen. Beachten Sie die gesetzlichen Höchstmengen beim Sammeln – die Behörden kontrollieren insbesondere im Herbst und Überschreitungen können mit empfindlichen Geldstrafen verbunden sein.
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Und hier noch ein paar kleine Exemplare einfach nur zum Anschauen…