Mannheim, 19. März 2019. (red/pro) Die GBG wird den überwiegenden Teil des Bestands im 60 Jahre alten Adolf-Damaschke-Ring modernisieren und drei Gebäude abreißen und neu bauen. Der Mietzins wird im Altbestand zwischen 6,80-7,00 Euro liegen, für Altmieter im Neubau bei 7,50 Euro gedeckelt. Neumieter zahlen 10,50 Euro. Allen Altmietern werden Angebote gemacht.
Von Hardy Prothmann
Egal, welche Veränderung die GBG für den Adolf-Damaschke-Ring vorlegen würde – sie würde immer ein Kompromiss sein. Außer, man lässt alles, wie es ist. Doch das ist illusorisch.
Die GBG hat aktuell rund 19.300 Wohnungen im Bestand. Davon 17.500 mit einem Mietpreis von rund 6,50 Euro den Quadratmeter. Das ist deutlich unter dem Mietpreisspiegel und kommt der sozialen Verpflichtung des städtischen Unternehmens nach.
GBG zwischen heute und in Zukunft
Viel entscheidender ist: Der größere Teil des Bestands ist über 50 Jahre alt. Wenn man der GBG Vorwürfe machen wollte, dann, dass in den 90-iger Jahren zu wenig neu gebaut worden ist. Seit Jahren werden riesige Summen in die Modernisierung gesteckt: 500 Millionen Euro sind schon investiert, weitere 500 Millionen Euro werden in den nächsten Jahren für Modernisierungen ausgegeben werden.
Geschäftsführer Karl-Heinz Frings sagt klipp und klar:
Wir müssen unseren Bestand verjüngen, damit wir auch künftig günstigen und guten Wohnraum anbieten können. Insbesondere, was Energieeffizienz und Barrierefreiheit angeht, erreichen wir hohe Standards überwiegend nur bei Neubauten.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) machte deutlich, dass der Aufsichtsrat dem neuen Konzept der Geschäftsführung mit „großer Mehrheit“ zugestimmt hatte:
Alle haben ausnahmslos anerkannt, dass das neue Konzept den Mietern gerecht wird.
Diese politische Botschaft war dem Oberbürgermeister wichtig – denn die öffentliche Erregung der vergangenen Monate hatte weder der GBG, noch der Verwaltung gut getan:
Das konnte dem Selbstverständnis der GBG so nicht gefallen. Klar ist jetzt: Allen Mietern wird im Quartier eine Wohnung im modernisierten Bestand oder zu einem günstigen Preis im Neubau angeboten.
Das neue Konzept
Was jetzt gefallen soll, sieht so aus: Die Kopfbauten bleiben erhalten, die Grundrisse werden aber verändert. Bislang gibt es drei kleine Wohnungen auf fünf Etagen – diese werden zu zwei dann etwas größeren Wohnungen zusammengelegt, der eingesparte Platz wird für Aufzugsanlagen verwendet, um einen barrierefreieren Zugang als bisher zu ermöglichen.
Von Norden nach Süden werden das dritte, fünfte und siebte abgerissen und neu gebaut. Hier entstehen je 40 Wohneinheiten, also 120 insgesamt mit zwei bis vier Zimmern. Dieser Bauabschnitt soll von 2020-2024 dauern.
Ab Herbst 2015 sollen die Modernisierungsarbeiten beginnen und bis 2021 dauern. Dabei werden die Mieter in sogenannte möblierte „Drehscheibenwohungen“ umgesetzt. Die Wohnungseinrichtung wird eingelagert:
Die Mieter verbringen vier bis acht Wochen in diesen Wohnungen. Für ältere Menschen ist das manchmal nicht so leicht, aber wir können die Maßnahmen nicht anders durchführen,
sagte Herr Frings. Man habe hier Erfahrung und betreue die Mieter entsprechend.
Großzügigere Zuschnitte
Im Altbestand sind 160 Wohnungen betroffen plus insgesamt 40 Wohnungen in den Kopfbauten. Im zu modernisierenden Altbestand sind 200 betroffen, insgesamt aber 280 Mitparteien. Für 80 Mieter fällt also die alte Wohnung weg. Diese bekommen die Neubauwohnungen für 7,50 Euro statt 10,50 Euro angeboten. Ausgeschlossen ist auch nicht, dass vielleicht Mieter von Altwohnungen in Neubauwohnungen mit den höheren Standards wechseln wollen.
Nach der Maßnahme bleiben 320 von aktuell 341 Wohnungen – die neue Zuschnitte sind auf den heutzutage höheren Platzbedarf angepasst:
Eine gute Durchmischung des Quartiers wird weiterhin für eine hohe Wohnqualität mit diesem ganz besonderen Charakter sorgen,
sagte Herr Frings. Durch die Neuplanung fällt die Tiefgarage weg – damit gibt es bis auf wenige Ausnahmen keine Bedrohung für dne Baumbestand. Aber das Parkproblem bleibt. Hier soll es mindestens im Osten, möglicherweise auch im Nordwesten der Siedlung Parkhäuser für ein „Quartierparken“ geben.
Überzeugendes Konzept
Nicht nur aus Sicht der GBG ist dieses Konzept eine gute Lösung, denn das Unternehmen hat sich strategisch zum Ziel gesetzt, den Bestand zu verjüngen. Das ist eine vernünftige und notwendige Zukunftsentscheidung. Gleichzeitig muss das Unternehmen wirtschaftlich agieren, aber auch dem sozialen Auftrag nachkommen, günstigen Wohnraum anzubieten.
Nach Angaben von Herrn Frings legt die GBG bei den modernisierten Wohnungen nicht drauf: „Die Kosten sind gedeckt.“ Aber es kostendeckend ist nur bedingt wirtschaftlich – es braucht auch Gewinne, um laufende Modernisierungen oder Verjüngungen umsetzen zu können, die werden bei den höherpreisigen Angeboten realisiert. So gesehen kommen diese Einnahmen, die man bei „Besserverdienenden“ erzielt, den „geringer Verdienenden“ oder sogar „sozial Schwachen“ zugute.
Wer dem nicht folgen kann oder will, der will auch keine „ganzheitlichen“ Lösungen, sondern nur Krach machen.
Anm. d. Red.: In einer ersten Fassung hatten wir berichtet, dass die Zahl der Wohnungen steigt. Das war nicht korrekt. Tatsächlich sinkt sie um 21 Wohnungen, da unter anderem durch veränderte Grundschnitte, kleine Wohnungen vergrößert werden.