Mannheim, 19. Februar 2016. (red/as) Prof. Dr. h. c. Dietmar von Hoyningen-Huene gibt nach acht Jahren die Leitung des Kontaktbüros Stuttgart ab. Das Kontaktbüro ist eine wichtige Einrichtung der Stadt Mannheim, um in der Landeshauptstadt Präsenz zu zeigen. Der frühere SPD-Stadtrat Petar Drakul soll nun die Leitung übernehmen. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag hat Oberbürgermeister Dr. Kurz Bilanz gezogen.
Von Annika Schaffner
Vor acht Jahren brachte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz die Idee eines Kontaktbüros in Stuttgart in den Gemeinderat ein. Ziele einer solchen Einrichtung waren die Erhöhung der Sichtbarkeit der Stadt Mannheim bei Landesregierung und – ministerien, eine engere Zusammenarbeit der Dezernate, insbesondere um Förderprogramme von Land und Bund für die Stadt Mannheim verfügbar zu machen. Nach der Zustimmung des Gemeinderats wurde das Projekt realisiert und Prof. Dr. h. c. Dietmar von Hoyningen-Huene die Leitung des Kontaktbüros übertragen, Mitarbeiter im Büro in Stuttgart wurde Eberhard Keller.
Herr von Hoyningen-Huene ist Diplomingenieur und war mehrere Jahre Rektor der Hochschule Mannheim, sowie Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg. Zudem ist er bis heute Inhaber mehrerer Ehrenämter. Nachdem er acht Jahre lang die Leitung des Kontaktbüros in Stuttgart führte, gibt er seine Aufgabe nun ab. Für den Oberbürgermeister war er durch seine „fachlichen Netzwerkfähigkeiten“ ein „Glücksfall“ für die Stadt Mannheim. „Einen eins-zu-eins-Ersatzmann gibt es so nicht und kann es auch gar nicht geben“, sagt Dr. Kurz voller Hochachtung.
Aufgaben und Aktivitäten des Kontaktbüros
Durch die Einrichtung des Kontaktbüros konnte Prof. Hoyningen-Huene an Koferenzen der Dezernate in Mannheim teilnehmen und über Entwicklungen in Stuttgart informieren, aber auch Anregungen und Forderungen aus Mannheim direkt nach Stuttgart bringen. Das Kontaktbüro unter der Leitung von Prof. von Hoyningen-Huene hätte sich bewährt, so Oberbürgermeister Dr. Kurz. Neben der Präsenz in Stuttgart wurden mehrere Projekte verwirklicht:
- 2010 konnte nach „intensiven Bemühungen“ die Gründung einer Fraunhofer Projektgruppe in der Mannheimer Klinik festgesetzt werden. Die Projektgruppe thematisiert die Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie (PAMB). Das Land Baden-Württemberg gab für den Bau zehn Millionen Euro frei, Zuschüsse vom Bund sollen noch dazu kommen. 2012 sind die ersten Abteilungen der Fraunhofer Gruppe von Stuttgart nach Mannheim gezogen. Nach Prof. von Hoyningen-Huene war dies ein „langer und schwieriger Prozess“, da es viele konkurriende Städte in Baden-Württemberg gegeben habe.
- Auch im Kulturbereich konnte das Kontaktbüro einiges bewirken: Durch Kontaktherstellung zwischen dem Kulturamt, der orientalischen Musikakademie Mannheim, der Musikhochschule und der Popakademie Baden-Württemberg konnte der Studiengang „Weltmusik“ an der Popakademie eingerichtet werden. Er hätte auch zur Ernennung Mannheims zur „unesco city of music“ beigetragen. Prof. von Hoyningen-Huene betonte, dass solch ein Studiengang im Land „einmalig“ wäre und „gut angenommen wird“.
- Eine weitere wichtige Aktivität des Kontaktbüros waren die acht so genannten „Mannheimer Abende“, die zu unterschiedlichsten Themen für verschiedene Zielgruppen stattfanden. Themen waren z.B.: „Energie und Klima – Aufgabe der Kommunen“, „Musik und Kreativwirtschaft“ oder „Verwaltungsdesign im Dialog“. Für Prof. von Hoyningen-Huene waren dies sehr erfolgreiche Abende, da sie Mannheimer und Stuttgarter Themen miteinander vernetzen konnten.
- Wichtig war auch, die Präsenz und Relevanz von Mannheim in Stuttgart und in der Landespolitik deutlich zu machen. Die Stadt Mannheim sei nicht zu unterschätzen, da sie auf jeden Fall zu den Existenzgründerstädten von Baden-Württemberg gehöre, so Prof. von Hoyningen-Huene. Mannheim sei genauso qualitativ wie München oder Berlin, und vor allem in den Bereichen Kreativwirtschaft und Medizintechnik ein Vorläufer.
Herr von Hoyningen-Huene betonte bei der abschließenden Pressekonferenz, dass er
„die Aufgabe mit großer Freude und Leidenschaft betrieben“
habe und sich nicht enttäuscht von Mannheim abwenden würde – sondern im Gegenteil gerne weiterhin verfügbar sei, vor allem für die Bereiche Kultur und Wissenschaft. Er will auch seine ehrenamtlichen Tätigkeiten (Technoseum, Abenakademie) weiterführen.
Petar Drakul ist der neue „Kontaktmann“
Oberbürgermeister Dr. Kurz bedankte sich mehrmals bei seinem „Kontaktmann“ für sein Engagement und betonte mehrfach, dass es „keine 1:1 Nachfolge geben kann“. Trotzdem sei es wichtig, in Stuttgart weiterhin Präsenz zu zeigen, um Mannheim weiterhin „in Richtung Landespolitik“ zu bringen: „Die Aufgabe muss konzentriert angegangen werden, um die Struktur beizubehalten“. Der Personalwechsel würde trotzdem „konzeptionelle Konsequenzen“ mit sich bringen. Letztendlich hat sich die Stadt für Petar Drakul, früheren SPD-Stadtrat und persönlicher Referent des Oberbürgermeisters, für die Übernahme der Leitung des Kontaktbüros entschieden.
Petar Drakul versprach durch seine vergangene Arbeit als Referatsleiter im Integrationsministerium Baden-Württemberg „breite Erfahrung im Maschinenbau der Landesverwaltung“ zu haben und die Prozesse in Stuttgart zu kennen. Er möchte zukünftig mit allen Fachbereichen zusammenarbeiten und so Themen für Mannheim „viel mehr sensibilisieren“.
Mannheim soll von gesetzlichen Regelungen und Projektausschreibungen des Landes profitieren. Auch die „Mannheimer Abende“ habe er bereits selbst erlebt und möchte diese erweitert konzeptionieren. Oberbürgermeister Dr. Kurz hält die „intensive und unmittelbare Anbindung“ Drakuls zu seinem Büro für einen großen Vorteil. Der sagt:
„Ich werde mich bemühen, dass der Austausch zwischen Mannheim und Stuttgart weiterhin läuft.“