Ludwigshafen, 19. September 2016. (red/cr) Am vergangenen Samstag zeigten die Kultureinrichtungen der Ludwigshafener Innenstadt bei der „Tour der Kultur“, was sie zu bieten haben: Kunst, Literatur, Philosophie, Schauspiel, Tanz und ganz viel Musik für jedes Alter. Highlight waren in diesem Jahr die „Singenden Balkone“.
Von Christin Rudolph
Den ganzen Tag über Musik von Klassik bis Rock, Kunstwerke von Kindern und von großen Meistern, Blicke hinter die Kulissen und innovative Veranstaltungskonzepte – bei der Tour der Kultur in Ludwigshafen wurde am vergangenen Samstag viel geboten.
Jeder konnte nach Lust und Laune von einer Kultureinrichtung in der Innenstadt zur nächsten wandern.
Darunter waren neben den städtischen Einrichtungen Wilhelm-Hack-Museum, Theater im Pfalzbau, Stadtbibliothek, Musikschule, Stadtmuseum, Stadtarchiv, Ernst-Bloch-Zentrum und Kulturzentrum „dasHaus“ auch die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und der Kunstverein Ludwigshafen.
Dank der kurzen Fußwege und der guten Ausschilderung konnte man leicht die Besuche bei unterschiedlichen Häusern verknüpfen. Und Orte entdecken, wie etwa den unscheinbaren Hinterhof, der die Stadtbibliothek und den Kunstverein beherbergt.
Trotzdem kann niemand an mehreren Orten gleichzeitig sein – auch wir nicht. Daher hier ein paar Schlaglichter.
Aus Erfahrungen gelernt
Wie bei vielen Einrichtungen liefen im Wilhelm-Hack-Museum mehrere Aktionen gleichzeitig. Führungen durch die aktuellen Ausstellungen und ein Kunstbücher-Flohmarkt laufen den ganzen Tag über. Vormittags Kinderprogramm und abends für die kunstinteressierten Erwachsenen eine Cocktailbar.
Diese Programmplanung sei aus den Erfahrungen der Tour der Kultur im vergangenen Jahr hervorgegangen, erklärt René Zechlin, der Direktor des Museums.
Im letzten Jahr gab es ein Überangebot – vormittags haben viele Einrichtungen Kinderprogramm gemacht und nachmittags das für die Erwachsenen. Diesmal haben wir uns abgestimmt, sodass sich die Besucher verteilen.
Einmal die Straße überquert, schon ist man im Pfalzbau. Das Theater im Pfalzbau vereint die Sparten Schauspiel, Tanz, Musiktheater und Kinder- und Jugendtheater. Da ist es schier unmöglich, alles anzureißen. Zum Glück wurde das auch nicht versucht.
Sehen, was sonst verborgen bleibt
Einen Überblick gab dennoch die Vorstellung des Spielplans. Nach einer Lesung ging es in die „Praxis“ und die Besucher konnten sonst Verborgene Teile des Theaters sehen. So begaben sie sich auf eine Führung „hinter die Kulissen“ und konnten bei einer Probe des Tanztheaterstückes „Moeder“ zusehen.
Letzteres war nicht nur spannend, weil man Teile einer Uraufführung vor der Premiere sehen konnte. Man versuchte sich in die Thematik einzufinden, dem doch etwas eigenwilligen Stück zu folgen und die Grenzen zwischen Tanz und Schauspiel auszumachen. Die nüchternen Regieansagen rissen einen völlig heraus, brachten aus dem Konzept.
Die Darsteller jedoch zuckten nicht mit der Wimper. Was für sie tägliche Arbeit ist, bleibt dem Zuschauer bei der Vorstellung normalerweise verborgen.
Interessant am Format: Im Nachgespräch standen die Künstler für Fragen bereit und baten ausdrücklich um Kritik und Anregungen der Besucher.
Ein Platz für Familien
Einen Treffpunkt für Familien bildete der Friedrich-Wilhelm-Wagner-Platz. Hier konnten Kinder Instrumente der Musikschule ausprobieren oder mit Mitarbeitern der Stadtbibliothek basteln. Am Nachmittag spielten verschiedenste Formationen von Orchestern bis zu teils recht jungen Bands, die Soul, Jazz und Rock präsentierten.
Besonderer Höhepunkt für viele Kinder: Superhelden wie Spiderman und Wonder Woman, die sich mit den kleinen Besuchern fotografieren ließen. Der Höhepunkt des gesamten Tages und ein richtiger Besuchermagnet waren jedoch die „Singenden Balkone“.
Auf zehn Balkonen in der Innenstadt spielten und sangen die unterschiedlichsten Musiker. Auf einer geplanten Route wanderte Pulke von über 50 Zuhörern von Station zu Station und bekam gefühlt alles zu hören, was die Musik-Kultur Ludwigshafens zu bieten hat.
Ein Trompeten-Ensemble schmetterte die „Star Wars“-Titelmelodie von einem Kirchturm herunter, türkische und syrische Musik erklang gegenüber eines Tangos. Ein A-capella-Terzett leitete vom klassischen Gesang über zu Alphornbläsern und eine Zwei-Mann-Band rockte den Balkon über einem Döner-Imbiss.
Fazit: Man sieht im Vorbeigehen nicht, was der Kunstverein in seinem Hof macht. Man hört die täglichen Unterrichtsstunden in der Musikschule nicht. Man sieht auf einem Plakat Farbkleckse, die einem ohne Zusammenhang wenig sagen.
Die Tour der Kultur hat neue Einblicke ermöglicht. Und Einrichtungen unter einem breiten Publikum bekannt gemacht. Die Stadt zumindest zeiht ein positives Resümee. Eine Sprecherin sagte:
Wir konnten die Bekanntheit der Kultureinrichtungen erhöhen und Leute erreichen, die vorher noch nie in Einrichtungen wie etwa einem Museum waren.