Weinheim/Rhein-Neckar, 19. November 2015. (red) Der am Wochenende geplante Bundesparteitag der NPD in Weinheim bekommt „Unterstützung von oben“. Die Wetteraussichten sind miserabel – kalt, nass und windig. Zur Freude der Polizei – denn das Wetter ist oft die beste „Unterstützungseinheit“ bei problematischen Lagen.
Von Hardy Prothmann
Lokalzeitungen schreiben gerne von „gnädigen Wettergöttern“ – aktuell sind die nicht bei guter Laune. Um fünf Grad Celsius, Regen, Wind – es wird ungemütlich am Wochenende.
Aktuell ist der „Wettergott“ ungnädig – zu den Gegendemonstranten
Für ein Kulturfest, bei dem die Stadt Weinheim mehrere Tausend Teilnehmer erwartet – die können sich teilweise unter ein Zelt ducken, aber das wird nicht für den Großteil reichen.
Noch ungemütlicher wird es für Demonstranten, die „Gesicht“ zeigen wollen – in Front zur Stadthalle, wo die NPD ihren Bundesparteitag abhalten will. Zum dritten Mal in Folge.
Wie lange harrt man aus, wenn es kalt und nass ist? Diese Frage dürften sich vor allem Aktivisten der Antifa stellen. Die wollen Zugänge mit Sitzblockaden blockieren. Ein, zwei, drei Stunden? Wann zieht die Kälte die Glieder hoch? Ab wann machen Apotheker ordentlich Umsatz mit gewaltbereiten Linksradikalen, die die Rotznase hochziehen, nach Anti-Grippe-Mitteln verlangen und sich über ein Packung Taschentücher als Gratiszugabe freuen?
Polizei muss Wetter aushalten – je schlechter, desto weniger Stress
Für die Polizei ändert das Wetter grundsätzlich nichts. Sie muss einsatzbereit sein – aber die Beamten sind natürlich Wind und Wetter genauso ausgesetzt wie alle. Der Unterschied: Sie kämpfen mit widrigen Wetterbedingungen und nicht mit Menschen.
Mal schauen, ob es Lokalzeitungen gibt, die Sätze schreiben wie „Der Wettergott war der NPD gnädig, die Veranstaltung konnte wie im vergangenen Jahr so auch dieses Jahr erfolgreich über die Bühne gehen. Alle waren zufrieden.“
Tatsächlich spielt das Wetter der NPD in die Hände – während draußen der „Widerstand“ friert und sich einen Schnupfen holt, halten die Rechtsextremen in der warmen Halle – geschützt von der Polizei und vor Wind und Wetter – ihren dritten Bundesparteitag in Weinheim ab.
Lesetipp: Chaos in Weinheim?
Weinheim im Ausnahmezustand
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Vermutlich auch 2016 – Termine wurden durch die NPD schon angefragt.
Juristische Schlappe und nichts gelernt
Und das ist das allererstaunlichste an diesem NPD-Parteitag. Nachdem dem Oberbürgermeister Heiner Bernhard (SPD) als Repräsentant der Stadt Weinheim und derer bunten Gesellschaft vom Staatsgerichtshof per höchstem richterlichen Beschluss klipp und klar deutlich gemacht worden ist, dass die Stadt 2014 bei angeblichen Reservierungen „gemauschelt“ hatte (Anm. d. Red.: Das haben wir aufgedeckt.), ist es 2015 nicht gelungen, die Halle auszubuchen.
Stattdessen wird es einen enormen Polizeieinsatz geben, der hundertausende Euro an Steuergeldern kostet. Straßen werden gesperrt. Anwohner und Gewerben leiden.
Nazi-Hochburg Weinheim? Vor allem wegen der Aufregung
Möglicherweise wird es trotz des schlechten Wetters massive Gewalthandlungen geben. Es werden tausende von Menschen mobilisiert, um rund 200 Rechtsradikalen „zu zeigen“, dass „sie nicht erwünscht“ sind. Bundesweit wird über Weinheim berichtet werden – als Stadt, die sich die NPD für ihre Bundesparteitage ausgesucht hat.
Am Ende bleibt die Frage, warum es der „bunten Gesellschaft“ in Weinheim nicht gelungen ist, 2015 die Stadthalle auszubuchen? Und auch für 2016? Das würde weit weniger kosten als dieser Großeinsatz der Polizei, Umsatzverluste für Betriebe, Nachteiligkeiten für Anwohner und Nervigkeiten für Verkehrsteilnehmer. Und kein Mensch nähme bundesweit von der „Nazi-Hochburg“ Weinheim Notiz, weil da einfach nichts stattfinden würde.
2017 könnte der Spuk vorbei sein – das kostet Geld – mal schauen
Doch das kostet viel weniger, aber eigenes Geld. Dann müssten Vereine und Parteien ins Säckel langen. So lässt man lieber „den Staat bezahlen“, riskiert Gewalt und verletzte Menschen – möglicherweise, um sich selbst zu inszenieren.
Mal schauen, ob jemand in Weinheim unseren Artikel liest und der NPD-Spuk in Weinheim spätestens 2017 vorbei ist, weil man der Partei „mitteilen muss“: „Sorry, alles belegt.“
Das war ein Scherz – natürlich lesen alle relevanten Personen in Weinheim unsere Berichte. Wenn nicht, wäre das verantwortungslos.
Wenn 2017 die Halle nicht ausgebucht ist und die NPD wieder kommt, ist eins klar: Die Weinheimer „Solidargemeinschaft“ denkt am Ende lieber an sich und ans Geld als daran, die Nazis aus der Stadt zu halten.
Auch diese Sicht gehört „zur Wahrheit“, was ist und was nicht.