Mannheim, 19. Oktober 2017. (red/pro/pol) Am Dienstagabend wurden Feuerwehr und Polizei wegen eines Brand im Turmbereich der St. Hildegard-Kirche in Käfertal gerufen. Die Kirche befindet sich direkt gegenüber unseren Redaktionsräumen. Wir hatten umgehend Feuerwehr und Polizei alarmiert und konnten zwei Personen beobachten.
Um 20:50 oder 20:51 Uhr tat es einen enormen Wumms. Sehr nah, sehr laut. Erster Gedanke: Irgendwas ist da gerade hochgegangen. Zweiter Gedanke: Für eine Bombe zu wenig Wumms, für eine Polenböller zur viel Wumms. Vermutlich irgendwas mit Gas.
Als der Rolladen oben war sahen wir direkt vor uns, rund 50 Meter entfernt eine etwa vier Meter hohe Flamme. Um 20:51 Uhr wählten wir die 112. Zwei Minuten später informierten wir die Polizei, weil schemenhaft zwei Personen, vermutlich Männer zu sehen waren, die ganz sicher nicht Feuerwehr oder Polizei sein konnten und eher auch keine Gaffer.
Die Flamme leuchtete, es war ein leichtes Zischen zu hören. Rund fünf Minuten später waren Einsatzkräfte vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt war die Flamme schon deutlich kleiner geworden.
Noch vor Eintreffen der Berufsfeuerwehr, war die erste Streife vor Ort und konnte mit bordeigenen Mitteln die Flammen ersticken. Zur Höhe des Sachschadens sind laut Polizei noch keine Aussagen möglich. Verletzt wurde niemand. Nach derzeitigen Ermittlungsstand geht die Polizei von Brandstiftung aus.
Dafür gibt es naheliegenden Gründe. Außerhalb des Kirchturms wurden keine Gasflaschen gelagert. Jemand musste diese also mitgebracht haben. Es handelt sich dabei um eine handelsübliche rote Gasflasche, wie sie beispielsweise für Gasgrills verwendet wird.
Die Polizei bestätigt, dass der Staatsschutz ermittelt. Doch warum? Es gibt keinerlei Hinweise auf eine politisch oder religiös motivierte Tat. Diese Kirche hat keine besondere Bedeutung im Vergleich zu anderen Kirchen. Bedrohungen sind nicht bekannt.
Wir und andere Zeugen sahen zur fraglichen Zeit zwei Personen am Tatort. Von einem der Tatverdächtigen liegt eine Beschreibung vor: Männlich, kräftiger Körperbau, zwischen 20 und 30 Jahren alt, 170 cm groß, dunkles volles Haar, dunkler kurzer Vollbart, bekleidet mit dunkler Oberbekleidung und weißer Hose. Zudem soll er eine weiße Tüte mit sich geführt haben.
Von seinem Komplizen ist laut Polizei lediglich bekannt, dass dieser einen Kapuzenpulli trug und die Kapuze über den Kopf gezogen hatte.
Eine Brandstiftung aus “Gelegenheit” ist nach unserer Meinung auszuschließen. Eine spontane nicht – darauf deutet das dilettantische Vorgehen hin. Offenbar wurde eine Scheibe eingeschlagen und dann Gas in den Innraum des Kirchturms geleitet und dieses irgendwie entzündet. Dadurch kam es zu dem “Wumms”. So eine Gasflasche hat man nicht eben dabei, aber vielleicht vor Ort, also in der Nachbarschaft. So eine Gasflasche trägt man nicht über lange Strecken, aber einige hundert Meter vielleicht schon. Sind die Brandstifter also aus der Nachbarschaft?
Für die Täter war diese Brandstiftung ein hochriskantes Unterfangen, denn eine Kontrolle war nicht möglich. Möglicherweise haben sie sich verletzt.
Als sicher kann gelten, dass es sich nicht um einen “Anschlag” handelt, wie andere Medien berichten – also im Sinne einer PMK, politisch motivierter Kriminalität.
Wir vermuten deshalb ein Motiv aus dem “persönlichen” Bereich. Irgendjemand wollte sich für irgendetwas in Zusammenhang mit dieser Kirche rächen. Da die Brandstiftung sich nicht gegen das Kirchengebäude richtete, sondern gegen den Turm, könnte es auch eine “Hassattacke” wegen zu lautem Geläuts handeln. Ausschließen kann man das nicht und wir wissen als Anlieger, dass das Geläut der katholischen wie der evangelischen Kirche “grenzwertig” ist.
Insbesondere umliegende Anrainer könnten als der Polizei weiterhelfen. Gibt es Personen, die sich “kritisch” gegenüber dieser Kirche und dem Kirchturm geäußert haben? Wer grillt mit Gas und auf wen könnte die Personenbeschreibung passen?
Weitere Zeugen oder Personen, die aufgrund der übermittelten Täterbeschreibung Hinweise zur Identität der Gesuchten geben können, werden gebeten, die Kriminalpolizei unter 0621/174-4444 anzurufen.
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