Weinheim, 20. April 2011. (red/pm) Die Polizei ermittelt gegen „Unbekannt“ wegen Sachbeschädigung. Die Skulpturen „Bas Gret und Vetter Philp“ wurden von „Sprayern“ „beschmiert“, wie die Stadtverwaltung mitteilt. Unsere Redaktion könnte das „kalt“ lassen, schließlich hat sich „die Konkurrenz“ der Weinheimer Nachrichten mitten in der Stadt ein „altbackenes“ Denkmal gesetzt.
Von Hardy Prothmann
Schadenfreude mag bei uns nicht aufkommen. Die Graffitis auf den Skulpturen am „neuen Windeckplatz“ sind dafür nicht geeignet.
Wer sich mal ein wenig mit Graffiti auseinander gesetzt hat, weiß, was nur „Schmiere“ und was „Kunst“ oder „Subkultur“ ist. Bei dieser Aktion handelt es sich um „Schmiere“.
Cool wäre gewesen, die Figuren zu verpacken oder sie komplett zu „versilbern“. Das hätte man interpretieren können. Und zwar anders als Bürgermeister Heiner Bernhard.
Der sagte:
„Das lassen wir uns nicht einfach gefallen.“
Denn die Verschmutzung sei nicht nur eine Verschandelung des Platzes und der nagelneuen Bronzeskulptur von „Bas Gret und Vetter Philp“. Die Tat sei eine Beleidigung der Bevölkerung, die den neuen Windeckplatz sehr gerne als Aufenthaltsort nutzt und eine grobe Missachtung bürgerschaftlichen Engagements, denn die Skulptur ist eine Spende des verstorbenen Weinheimer Zeitungsverlegers Heinrich Diesbach an seine Heimatstad, so OB Bernhard in der Pressemitteilung.
„Bürgerschaftliches Engagement?“, fragen wir uns. Über die Toten nichts als Gutes, aber man soll doch bei der Wahrheit bleiben. Diesbach Medien ist ein Unternehmen. Und hat als lokaler Monopolist sehr, sehr viele Geld verdient.
Anstatt zweier Figuren, von denen eine eine Zeitung liest (welche wohl?), könnte man sich auch andere „bürgerschaftliche und gemeinnützige“ Spenden vorstellen.
Und mehr Ehrlichkeit und Transparenz.
Wir haben schon öfter über die Weinheimer Nachrichten berichtet. Ganz selbstverständlich, denn immerhin sind diese das „dominierende“ Medium in der Stadt.
Hat auch Diesbach Medien es schon nötig gehabt, ein „klitzekleines“ Mal über eine neue demokratisch-journalistische Stimme in der Stadt zu berichten? Sich also „souverän“ zu zeigen und die wenn auch aus deren Sicht „nicht spürbare“ Konkurrenz zu berichten?
Nein. Dafür wurde aber gerade das Online-Angebot „überholt“.
Jetzt hat jemand die altbackenenen, zeitungslesenden Figuren „überholt“. Das ist nicht nett und wir finden das nicht in Ordnung.
Das wäre ungefähr so, als würde jemand unsere Seiten „hacken“ – das fänden wir auch nicht nett. Würden sich aber die Diesbach Medien ähnlich solidarisch wie wir zeigen? Eher nicht.
Andererseits haben wir grundsätzlich nichts gegen Graffiti – wenn das Sinn macht. Und irgendwie passt.
Bei uns kann man sich mit Kommentaren „verewigen“ – seine Meinung äußern. Sehr gerne offen und vollkommen legal – Artikel 5 Grundgesetz über die Meinungsfreiheit ist dazu gut geeignet.
Sprühen und abhauen ist, naja, mindestens so unsouverän und feige wie die Weinheimer Nachrichten auf eine neue journalistische Konkurrenz reagieren.
Vielleicht sind die „Schmierereien“ ja auch metaphorisch zu sehen. Wenn das auch schwer vermittelbar ist.
Im Zweifel ist „gerade heraus“ immer der beste Weg.
Wer verdächtige Beobachtungen in der Nacht von Freitag auf Samstag gemacht hat, soll sich bitte unter der Telefonnummer 06201-10030 mit der Polizei in Weinheim in Verbindung setzen.