Mannheim, 19 Juli 2012. (red/pol) Im Kampf gegen organisierte Metalldiebe ist der Polizei jetzt ein großer Erfolg gelungen. Von Haftrichtern des Amtsgerichts Mannheim konnten gegen zehn dringend Tatverdächtige im Alter von 23 bis 47 Jahren Haftbefehle in Vollzug gesetzt werden.
Information der Polizeidirektionen Calw und Böblingen sowie dem Polizeipräsidium Karlsruhe:
“Den überwiegend aus Osteuropa stammenden Männern, die in Lahr gewohnt haben, wird vorgeworfen, in den zurückliegenden Monaten mindestens 16 Metalldiebstähle im Nordwesten Baden-Württembergs begangen zu haben. Der entstandene Schaden wird auf mehr als eine halbe Million Euro geschätzt.
Acht Tatverdächtige konnten vom Mobilen Einsatzkommando der Landespolizeidirektion Karlsruhe Anfang Mai an mehreren Orten in Baden-Württemberg festgenommen werden. Langwierige und intensive Ermittlungsarbeiten begannen im März dieses Jahres, nachdem im Landkreis Calw drei – und wenige Wochen später im benachbarten Landkreis Böblingen ein weiterer Metalldiebstahl aus Firmen begangen wurden. Dabei entstanden jeweils Schäden zwischen 22.000 Euro und 36.000 Euro.
Ermittlungsgruppe “Metallica” gegründet
An den Diebstählen waren jeweils mindestens drei bis vier Personen beteiligt, die das Diebesgut mit Lastwagen abtransportierten. Bei der Kriminalpolizei Calw wurde noch im April eine aus fünf Kriminalbeamten bestehende Ermittlungsgruppe „Metallica“ eingerichtet, die eng mit den ebenfalls von Diebstählen dieser Art betroffenen Kriminalpolizeien in Böblingen und Karlsruhe zusammenarbeitete.
Insbesondere Kollegen der Kriminalaußenstelle Bruchsal haben wesentlich zum Erfolg der Ermittlungsgruppe „Metallica“ beitragen. Sie haben bereits im Februar einen 24-jährigen in Berlin wohnenden Mann bei einem Einbruchsversuch festgenommen und relevante Zusammenhänge und Fahrzeuge recherchiert. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse konnten zusätzliche aufschlussreiche Hinweise gewonnen werden.
So war schnell von einer mindestens zehnköpfigen Einbrecherbande auszugehen. Sie griffen bei ihren Taten auf einen Fuhrpark zurück, der aus zwei hochwertigen Personenwagen – ein Audi und ein BMW -, zwei Sprintern und einem Lastwagen bestand. Als Rückzugsraum diente ihnen eine Wohnung in Lahr, von wo sie ihre Einbruchstouren starteten. Eine weitere Kontaktadresse befand sich in Mühlacker.
Schon Anfang Mai geriet die Bande so stark in das Visier der Ermittler, dass sie ohne dass sie etwas davon ahnten bis nach Würzburg „begleitet“ wurden. Ein im dortigen Bahnhof bereits begonnener Diebstahlsversuch aus einer Lagerhalle wurde aus unbekannten Gründen beendet.
Wenige Tage später ging die Reise in ein Industriegebiet in Mannheim-Neckarau. An der rückwärtigen Seite eines Firmengeländes wurde ein Drahtzaun geöffnet und mehrere Kupferkabeltrommeln herangeschafft. Die Einbrecher begannen den Kupferdraht abzurollen und zu schneiden, um diesen auf den bereitgestellten Lastwagen aufzuladen. Plötzlich begaben sie sich zu ihren Fahrzeugen und fuhren vom Tatort weg. Im Nachhinein wurde bekannt, dass ein Wachmann einer Sicherheitsfirma bei seinem Rundgang auf die Männer traf und diese deswegen die Flucht ergriffen.
Festnahmeaktion mit rund 40 Polizeibeamten und Unterstützung aus der Luft
Für die Ermittler war jetzt der Zeitpunkt gekommen, das Treiben der Metalldiebe zu beenden. Kräfte des Mobilen Einsatzkommandos nahmen den Lastwagen-Fahrer in Tatortnähe fest, kurz darauf vier weitere Beschuldigte in einem Personenwagen in der Nähe von Karlsruhe. Den letzten drei Tatverdächtigen wurden in ihrem Transporter die Handschellen angelegt, als sie von der Anschlussstelle Lahr der A 5 auf die Bundesstraße 36 abfuhren. Bei dieser Festnahmeaktion bekam das Mobile Einsatzkommando (MEK) noch aus der Luft Unterstützung von Polizeihubschrauber „Bussard“. Bei der Festnahmeaktion waren bis zu 40 Polizeibeamte im Einsatz.
Neben dem MEK waren Kriminalbeamte der Polizeidirektionen Calw, Böblingen, Pforzheim, Offenburg und der Kriminalaußenstelle Bruchsal an den Polizeiaktionen beteiligt. Ein neunter Tatverdächtiger wurde einen Tag später von Beamten der Kripo Offenburg im Rahmen einer Wohnungsdurchsuchung in Lahr festgenommen. Auch er kam in Haft. Eine Wohnung im Enzkreis wurde ebenfalls durchsucht, es war der Aufenthaltsort eines der mutmaßlichen Haupttäter. In der vergangenen Woche erfolgte die Wohnungsdurchsuchung eines Mittäters aus dem Raum Bretten, der die Bande an einen Offenburger Hehler vermittelt hatte.
Die zuständige Richterin beim Amtsgericht Mannheim setzte den bestehenden Haftbefehl gegen den 40-Jährigen in Vollzug. Damit sitzen bis zum jetzigen Zeitpunkt zehn Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Es wurden ein Lastwagen, zwei Sprinter und zwei Personenwagen beschlagnahmt. Die Ermittlungen zeigen, dass die Straftäter mit überwiegend osteuropäischer Nationalität ihre Einbrüche bandenmäßig und zum Teil wechselseitig ausführten. Sie bezogen im Februar ihre Wohnung in Lahr, wo sie sich bis zu ihrer Festnahme aufhielten. Der Kopf der Bande dürfte ein 47-Jähriger zusammen mit seinen beiden Söhnen im Alter von 26 und 29 Jahren sein. Sie waren bei der Organisation und Durchführung der Straftaten federführend.
Die Bande baldowerte insbesondere in den Großräumen Mannheim, Karlsruhe, Pforzheim, Baden-Baden, Heilbronn und Stuttgart in Industriegebieten geeignete Objekte aus und brach dann meist noch in derselben Nacht in die ausgewählten Firmen ein. Nicht nur einmal mussten sie Tatörtlichkeiten fluchtartig verlassen, obwohl das Diebesgut schon zum Abtransport hergerichtet war, weil ein Alarm ausgelöst wurde oder eine Polizeistreife vorbeifuhr.
Mit Beute Lebensunterhalt und Miete bestritten
Die Beute wurde nach den Taten schnell an Hehler im Bereich Karlsruhe und Offenburg abgesetzt. Mit dem Erlös wurden die Miete und der Lebensunterhalt bestritten und nachweislich drei Fahrzeuge im Wert von etwa 28.000 Euro beschafft, die bei den Einbrüchen verwendet wurden. Ein Fahrzeug wurde in ein europäisches Land überführt. Überweisungen ins Ausland in Höhe von etwa 50.000 Euro können belegt werden. Die „Arbeiter“ am Tatort, die sogenannten „Kupferschneider“, die die Kupferdrähte von den Rollen abwickelten und zuschnitten und zum Abtransport vorbereiteten sowie auf- und abluden, verdienten bei einer Tour um die 100 Euro.
Ein Karlsruher Hehler, der zunächst in einem anderen Verfahren anhängig war, ist seit Ende April flüchtig. Die Ermittlungen gegen einen Offenburger Hehler werden von der Kripo Offenburg fortgeführt. Die Ermittlungen dauern an.”