Mannheim/Rhein-Neckar, 19. August 2013. (red/ch) Das Aus für das Bibliographische Institut in Mannheim ist beschlossene Sache. Nachdem im vergangen Jahr bereits 130 Mitarbeitern die Kündigung erhielten, verlieren im Juni 2014 auch die 17 noch verbliebenen Angestellten im Fachbereich Sprachentechnologie ihren Job. Im Gespräch mit dem Rheinneckarblog schildert Klaus Holoch, Unternehmenssprecher des Mutterkonzerns Cornelsen, die Gründe für das Ende. Zudem weist er den Vorwurf zurück, dass die Schließung des Mannheimer Stammsitzes schon lange beschlossene Sache gewesen sei.
Von Christopher Horn
Das bevorstehende Aus für das Mannheimer Stammwerk des Bibliographische Instituts (BI) ist in aller Munde. Das Unternehmen, das unter anderem den Duden herausgibt, wird zum 30. Juni 2014 mit der Bereich Sprachentechnologie auch die letzte Sparte in Mannheim dicht machen. Damit gehen am ehemaligen Stammsitz des Verlages endgültig die Lichter aus. Das Ende hatte sich bereits vor gut einem Jahr angekündigt.
Ein schleichender Niedergang
Damals verlagerte die Cornelsen-Gruppe, der Mutterkonzern des BI einen Großteil des Unternehmens von Mannheim nach Berlin. 130 Mitarbeiter erhielten im Zuge der Umstrukturierung die Kündigung. Viele von ihnen klagten daraufhin vor dem Arbeitsgericht Mannheim gegen die Maßnahme und erzielten Vergleich mit zum Abfindungen im zum Teil sechstelligen Bereich. Von der Kündigungswelle waren jedoch nicht alle Angestellten betroffen.
Noch im Oktober 2012 sah es für 19 Mitarbeiter in Mannheim nach einem Happy-End aus. Mit der Sprachentechnologie bleibe ein „Zukunftsgeschäft auch weiterhin in Mannheim, hieß es aus Unternehmenskreisen. Aus diesem Grund zogen 19 Mitarbeiter sogar neue Büros ganz in der Nähe des bisherigen Verlagssitzes in der Dudenstraße. Neue Hoffnung machte sich breit. Diese hat sich nun aber endgültig zerschlagen. Auch das „Zukunftsgeschäft“ Sprachentechnologie hat sich als Reinfall erwiesen.
Doch kein Zukunftsmarkt
Die Zahlen sprächen eine eindeutige Sprache, auch dieser Geschäftszweig ist nicht mehr zu halten, teilte das Unternehmen vor wenigen Tagen mit. So richtig überrascht hat das die verbliebenen Angestellten wohl nicht, von einer seit langen „komischen Atmosphäre“ ist die Rede.
Trotzdem fragen sich nun viele, ob man das Aus mit ein wenig mehr Weitsicht nicht schon im vergangenen Jahr hätte sehen müssen oder ob es nicht schon längst beschlossene Sache gewesen ist. Wir haben bei Klaus Holoch, Leiter Kommunikationsabteilung des Cornelsen Verlags, nachgefragt.
Guten Tag Herr Holoch, war das Aus des Stammsitzes nicht schon längst beschlossene Sache?
Klaus Holoch: Nein, wir haben in den Geschäftsbereich Sprachtechnologie bis zuletzt große Hoffnungen gesetzt. Es gab Strategieworkshops, die sich speziell mit diesem Thema beschäftigt haben. Leider haben wir mit unserem Produkt bei den potentiellen Kunden aber nicht die erhoffte Resonanz erzielt.
Warum wurde dieser Geschäftsbereich zunächst in Mannheim belassen?
Holoch: Da die Sprachentechnologie als IT-Komponente ein für sich eigener Bereich ist, haben wir diese im vergangenen Jahr weiterhin in Mannheim angesiedelt.
Unternehmen legen nicht viel Wert auf korrekte Rechtschreibung
Was genau verstehen Sie unter „Sprachentechnologie?

Unternehmenssprecher Klaus Holoch erklärt wie es zum Aus für den Mannheimer Stammsitz kommen konnte Bild: Verlag F.A. Brockhaus
Holoch: Die Sprachtechnologie hat sich vor allem auf das so genante „business to business Geschäft“ spezialisiert. Wir sind an Unternehmen herangetreten und haben ihnen angeboten, die Rechtschreibqualität ihrer verschickten E-Mails und Mitteilungen zu verbessern. Unsere Software ist dabei deutlich leistungsfähiger als die herkömmliche Rechtschreibprüfung von Microsoft Office oder ähnlichen Programmen, sie ist aber nicht kostenlos.
Wie kommt es, das man erst jetzt erkannt hat, dass dieses Geschäftsmodell nicht rentabel ist?
Holoch: Wir haben vor kurzem eine e-mail Aktion durchgeführt, die Unternehmen angeschrieben. Dabei mussten wir feststellen, dass der Bedarf bei den Unternehmen deutlich geringer ist, als wir in unserem Business-Modell angenommen haben. Diesen Markt gibt es also nicht in dem Sinne, wie wir uns das vorgestellt haben.
Also wurde falsch kalkuliert?
Holoch: Die Unternehmen legen einfach deutlich weniger Wert auf einen fehlerfreien Schriftverkehr als wir das angenommen haben.
Was passiert nun mit den 17 Mitarbeitern?
Holoch: Wir führen mit ihnen nun Gespräche über Aufhebungsverträge und die damit verbundenen Abfindungen. Hier werden wir zu einer großzügigen Regelung gelangen. Wir sprechen hier vor allem über IT-Fachleute, sie verfügen auf dem Arbeitsmarkt über sehr gute Jobperspektiven.