Rhein-Neckar, 19. Juli 2011. (red) Die Entwicklung ist dramatisch – vor allem für Beschäftige mit niedrigen Einkommen. In den vergangenen zehn Jahren haben sich „kleine“ Einkommen um bis zu 22 Prozent reduziert. Die Besserverdiener haben kaum verloren oder sogar leicht hinzugewonnen.
Von Hardy Prothmann
Die Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin sind erschütternd. Einkommenbezieher der „unteren Mittelschicht“ sind besonders betroffen, also beispielsweise Sicherheitsleute, Frisöre, Verkäufer, Lagerarbeiter, Servicekräfte, Leiharbeiter.
Personen, die 2010 noch ein Nettoeinkommen von 835 Euro hatten, kommen jetzt gerade mal auf 705 Euro. Absolute Geringverdiener, die 2000 noch 270 Euro hatten, kommen 2010 auf nur noch 211 Euro netto.
Erst ab einem Nettoeinkommen von 1.421 Euro sinken die Verluste auf -9 bis -4 Euro. Gut verdienende Angestellte ab 3.400 Euro netto haben hingegen als einzige ein leichtes Plus von 27 Euro zu verzeichnen.
Die Statistik umfasst einen Mittelwert von 35,3 Millionen Beschäftigen in Deutschland. Das DIW hat die Daten mittels Umfrage ermittelt den Reallohn errechnet, also Nettoeinkommen abzüglich Inflation.
Unterm Strich sind die Kaufkraft insgesamt deutlich – nur die Besserverdienenden kommen vergleichsweise gut weg. Die Zahlen wurden heute vom DIW in Berlin durch den Forscher Markus Grabka vorgestellt.
Laut Spiegel online ist vor allem die „Mittelschicht“ betroffen:
„Laut Grabka ist die untere Mittelschicht von der negativen Entwicklung am stärksten betroffen. „Das liegt vor allem an der wachsenden Zahl atypischer Beschäftigungsverhältnisse.“ Dazu zählen neben Leiharbeit auch befristete und geringfügige Stellen sowie Teilzeitjobs, in denen die Arbeitszeit unter 20 Stunden pro Woche liegt. Die Zahl dieser Stellen stieg 2010 in Deutschland auf 7,84 Millionen. Von den 322.000 Jobs, die 2010 geschaffen wurden, waren laut Statistischem Bundesamt 182.000 Leiharbeiter-Stellen – also 57 Prozent. Die Zahl der Leiharbeiter stieg auf insgesamt 742.000 und erreichte damit einen neuen Höchstwert.“
Regionale Daten waren wegen der Umfragemethode durch das DIW auf Anfrage nicht zu erhalten.
Anmerkung der Redaktion:
Wir suchen für einen Hintergrundartikel immer noch Aufstocker, die trotz voller Stelle auf Hartz IV angewiesen sind. Wir behandeln alle Informationen vertraulich.