Mannheim/Rhein-Neckar, 19. September 2012. (red/al) Deutsche Sprache, schwere Sprache, heißt es. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Städtenamen wie Mannheim oder Heidelberg keinen Artikel haben? Warum ist das so? Oder haben Städtenamen einen Artikel? Und wenn ja, welchen? Ist Mannheim eine „Sie“, ein „Er“ oder ein „Es“? Gibt es noch andere Substantive, bei denen das Geschlecht unklar ist? Die weder männlich, weiblich, noch neutral sind? Fragen, die selbst eingefleischte Sprachkenner ins Grübeln geraten lassen.
Von Alina Eisenhardt
Alles fing mit einem Satzteil während einer Recherche an: Schreibe ich jetzt „Die Stadt Mannheim und ihre Einwohner“ oder besser „Mannheim und seine Anwohner“? Moment mal! Heißt das jetzt „seine Anwohner“ oder „ihre Anwohner“? Beim ersten Fall ist klar, dass sich die Einwohner auf „die“ Stadt beziehen. Aber was ist mit dem Städtenamen an sich? Ist Mannheim männlich, sächlich oder gar weiblich? Dann fiel mir auf, dass man Städtenamen immer ohne Artikel verwendet. Ich gehe weder in das Hamburg noch nach der Berlin. Aber warum ist das so? Flüsse und Gebirge haben schließlich auch Artikel.
Die Ausnahme von der Ausnahme
Fakt ist: Normalerweise hat jedes Substantiv einen dazugehörigen Artikel. Doch wie bei jeder Regel gibt es Ausnahmen. Es gibt artikellose Substantiv-Konstruktionen, die normalerweise ohne Artikel stehen. Dazu zählen Eigennamen, einzelne Personen, Tiere, Feste, Staaten und Städte. Das Geschlecht der Städte ist also unklar. Die deutsche Sprache ist echt verwirrend. Und lustig. Demzufolge sind Gebirgsketten und Flüsse, die auch Eigennamen besitzen, die Ausnahme von der Ausnahme.
Doch nicht nur Eigennamen stehen ohne Artikel. Es gibt jede Menge Ausnahmen, bei denen keine Artikel verwendet werden. Dazu zählen Stoffbezeichnungen, Sammelbezeichnungen und Abstrakta, also etwas Nichtgegenständliches, wie beispielsweise der Glaube oder die Liebe. Aber Hoppla, fällt es Ihnen auf? Ganz genau, die Abstrakta Glaube und Liebe besitzen Artikel.
Artikellose Substantivkonstruktionen
Sowohl Stoff-, als auch Sammelbezeichnungen und Abstrakta werden „nur ohne Artikel gebraucht, wenn das von ihnen Bezeichnete als solches – ohne Scheidung in Einzelteile und ohne genauere Bestimmung hinsichtlich einer bestimmten Art und Ausführung – gemeint ist.“ So steht es im Duden. Dabei ist sowohl von Determination, als auch von Quantifikation abzusehen. Das heißt: Es gibt weder eine nähere Bestimmung, noch Singular oder Plural. Man spricht von einem Nullartikel.
Für das bessere Verständnis einige Beispiele:
- Stahl ist ein sehr hartes Metall.
- Man soll täglich Milch trinken und Obst essen.
- Peter wünscht sich zu Weihnachten Spielzeug.
- Es herrschte Stille.
- Es ist Frühling/Sommer/Herbst/Winter.
Es gibt also artikellose Konstruktionen, aber prinzipiell keine Substantive ohne Artikel. Ein ganz schönes Fach“chinesisch“, wie man so sagt.
Die deutsche Sprache und ihre Besonderheiten sind selbst für den Profi kompliziert. Doch wir können schließlich nicht alles wissen. So kann ich mich Alfred Polgars Worten auf jeden Fall nur anschließen, wenn es sagt: „Ich beherrsche die deutsche Sprache, aber sie gehorcht nicht immer.“
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