Rhein-Neckar/Kehl, 19. November 2016. (red/pro) Medien haben den Ausschluss durch die AfD zu deren Landesparteitag scharf kritisiert. Wir haben als eines der ersten Medien berichtet, dass die Partei dies vermutlich rechtlich darf – ob das politisch klug ist, steht auf einem anderen Blatt. Wer keine freie Berichterstattung zulassen will, über den muss man auch nicht berichten. Deswegen ist ein kompletter Berichterstattungsboykott die einzig angemessene Reaktion.
Kommentar: Hardy Prothmann
Was haben sich die Medien aufgeregt und mal wieder sachlich falsch berichtet. Die AfD hat die Medien nicht ausgeladen – ausladen kann man nur, wenn man auch eingeladen hat. Die AfD hat die Medien nicht eingeladen ist sachlich zutreffend.
Zutreffend ist ebenfalls, dass wir als eines der ersten Medien berichtet haben, dass die AfD das darf. Nirgendwo im Vereinsgesetz ist festgelegt, dass Veranstaltungen medienöffentlich abzuhalten sind. Was “Gewohnheit” ist, ist noch lange kein Recht.
Radikale Ablehnung der Öffentlichkeit
Die AfD hat mit der Gewohnheit gebrochen, dass Medien selbstverständlich von Parteitagen berichten. Nach unseren Informationen hat die Versammlung die Frage nach Zulassung der Medien mit absolut überwiegender Mehrheit abgelehnt. Aus unserer Sicht ist die radikale Ablehnung, sich der Öffentlichkeit über eine journalistische Berichterstattung zu entziehen, ein entscheidender Fehler.
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Nachvollziehbar ist, dass die AfD mit medialer Berichterstattung nicht zufrieden ist. Die Kritik an der Partei ist massiv und überwiegend kampagnenartig. Der Mainstream der Medien versucht nicht ansatzweise, differenziert zu berichten. Bislang hat das der AfD nicht geschadet, sondern eher geholfen – weil alle die, die den Medien nicht trauen, in der AfD eine Partei identifizieren konnten, die durch die überwiegende Ablehnung erst recht interessant für diese Menschen geworden ist.
Die Medien haben noch die kleinste Kleinigkeit genutzt, um die AfD zu skandalisieren. Etwas mehr Gelassenheit und Analyse würden den Medien besser anstehen.
Nun hat die AfD den Medien scheinbar den Zahn gezogen und durch die Nicht-Zulassung eine inhaltliche Berichterstattung unmöglich gemacht. Wenn die Medien konsequent wären, sollten man den Wunsch der AfD auf Nicht-Beachtung respektieren und eben gar nicht berichten.
Man kann nicht nicht kommunizieren
“Man kann nicht nicht kommunizieren”, hat der großartige Wissenschaftler Paul Watzlawik als ein Axiom seiner Kommunikationstheorie festgestellt. Der Beweis sind dieser Kommentar und andere Berichte über die Nicht-Zulassung der Medien zu diesem Landesparteitag der AfD in Kehl, wo die Partei die Kandidaten für die Bundestagswahl 2017 wählt.
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Man kann aber sehr wohl bestimmen, was man kommuniziert und was nicht. Die richtige Antwort auf den “Rückzug ins Private” der AfD ist also, die morgige Pressekonferenz mit der Möglichkeit zu “O-Tönen” und Interviews mit den Kandidaten zu boykottieren.
Es gibt kein Recht auf Berichterstattung
Die AfD hat den Zugang zum Parteitag für Medienvertreter verwehrt – also sollten Medienvertreter der Partei den Zugang zu einer inhaltlichen Berichterstattung ebenfalls verwehren. Denn es gibt ebenso kein Recht auf Berichterstattung, das die AfD einfordern könnte.
Die konsequente Antwort auf das Verhalten der AfD Baden-Württemberg ist also, sie so “bedeutungslos” zu machen, wie sie sich durch die Nicht-Zulassung von Medienvertretern gemacht hat, indem man ihr die Aufmerksamkeit entzieht. Die Partei möchte gerne privat sein – das sollte man berücksichtigen, also respektieren.
Die AfD hat sich der Öffentlichkeit entzogen, also sollte die Öffentlichkeit sich der AfD entziehen. Wir werden die Pressekonferenz boykottieren und fordern die Kollegen auf, dies auch zu tun.
Das ist die einzig angemessene Reaktion und Botschaft an die AfD.
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