Mannheim/Rhein-Neckar, 18. Juli 2013. (red/pm) Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Bezirk Mannheim e.V. warnt Badegäste vor leichtsinnigem Umgang im Wasser. Zu viele Menschen sind bereits in diesem Monat bei Unfällen im Wasser gestorben. Die DLRG gibt Tipps, wie man sich in gefährlichen Situationen richtig verhält.
Information des DLRG, Bezirk Mannheim e.V.:
„Die Sommersonne hat sich durchgesetzt, die Menschen strömen ins Freie. In einer wasserreichen Stadt wie Mannheim natürlich vor allem in die Naherholungsgebiet an den Flüssen Rhein und Neckar sowie an die Seen wie dem Rheinauersee oder dem Vogelstangsee. Gerade das Grillen am Neckar verlockt die Menschen zu einem Sprung ins kalte Nass. Doch an allen Gewässern ist Vorsicht geboten. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Bezirk Mannheim e.V., warnt vor all zu sorglosem Badevergnügen. Am ersten Juli-Wochenende kam es laut Medienberichten zu mindestens sieben tödlichen Unfällen im Wasser. Hauptgründe: Leichtsinn, Alkohol, Selbstüberschätzung!
Berlin, Usedom, Mainz, Platting (Bayern) – die Unfallorte der verschiedenen Unglücke reichen durch das gesamte Bundesgebiet. Ebenso vielfältig sind die Gewässer, an denen diese Menschen verunglückten sowie deren Alter und Geschlecht: Egal ob Männer oder Frauen, Alt oder Jung: Ertrinken kann jeder – an jedem Gewässer zu jeder Zeit! 8 Jahre war der Jüngste, 81 der Älteste derer, die an diesem Wochenende ertranken.
„Das deckt sich mit den Erkenntnissen, die unsere Organisation seit Jahren macht“, weiß Thorsten Großstück, Technischer Leiter Wasserrettungsdienst der DLRG Mannheim. „Dabei können wir aber durchaus einen Trend erkennen, dass Menschen Anfang 20 und zwischen 40 und 50 Jahren deutlich häufiger ertrinken, als andere Altersklassen“, sieht der DLRG-Mann für diesen Umstand vor allem Sorglosigkeit, Selbstüberschätzung und zum großen Teil auch Alkohol als Ursache der Unglücke an.
Achtung vor reißenden Strömungen
Denn gerade die Strömungen von Rhein und Neckar, die als Schifffahrtsstraßen ohnehin für das Badevergnügen verboten sind, sind viel zu reißend, als dass sie von Schwimmern genutzt werden sollten. Sportboote und die Binnenschifffahrt können einen kleinen Kopf im Wasser bei den von Ihnen gefahrenen Geschwindigkeiten bzw. dem großen Toten Winkel, den Dickschiffe vor dem Bug aufgrund ihrer Größe haben, nicht rechtzeitig entdecken. Hier gilt klar eines: Flossen weg von diesen Gewässern!
Doch auch Alkohol ist den Wasserrettern ein Dorn im Auge. Denn in den letzten Jahren mussten die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer feststellen, dass gerade unter dem Einfluss dieser „legalen Droge“ meistens von Männern versucht wurde, den Rhein zu durchschwimmen oder viel zu weite Strecken in Seen zurückzulegen. „Schlimmstenfalls endet das tödlich – jeder der aus dieser Situation rauskommt, hat einfach nur Glück!“.
Danke des umsichtigen Verhaltens von Augenzeugen, die rechtzeitig den Notruf wählten, um diese rücksichtlosen Zeitgenossen zurück an Land zu bringen, erlitten die meisten Selbstgefährder in den letzten Jahren überwiegend nur leichte Verletzungen. „Es ist aber letztlich nur eine Frage der Zeit“, erinnert Großstück an Vorfällen mit tödlichem Ausgang in den Jahren 2009 und 2012.
Körper an kalte Temperaturen gewöhnen
Auch Seen und Bäder bieten größere Gefahren. „Die Baderegel, sich vor dem Schwimmen zu duschen, hat nicht nur etwas mit Hygiene zu tun – der Körper soll vor allem an die kalten Temperaturen im Wasser gewöhnt werden“, mahnt der DLRG-Einsatzleiter zur Vorsicht. Nach dem Essen gilt ganz klar, eine halbe Stunde Pause einhalten.
„Und auch die Rücksichtnahme auf Kinder oder weniger leistungsfähige Menschen und das gegenseitige aufeinander Achten, gilt sowohl für Bäder als auch für offene Gewässer.“. Ohnehin seien die Baderegeln keine Sache, die sich nur Kinder zu Herzen nehmen sollten.
Der Bundesverband der DLRG hat hierfür sogar eine eigene App und natürlich auch verschiedene Broschüren herausgegeben. Damit kann jeder Badewütige sich im Vorfeld noch mal schlau machen, bevor er ins kalte Nass steigt.
Besonders Kinder, so der eindringliche Rat, sollten sich am Wasser nie außerhalb der Reichweite der Eltern aufhalten. „Wenn ein Kind nicht schwimmen kann, dann geht es einfach unter. Bei den trüben Gewässern in unserer Region oder gar den Flüssen besteht dann kaum noch Chance auf Rettung“, appelliert der Retter an die Eltern.
Schon knietiefes Wasser könne für Kinder, aber in Flüssen auch für Erwachsene zur tödlichen Gefahr werden. Schwimmflügel und ähnliche Auftriebskörper spielten eine trügerische Sicherheit vor, die aber dennoch eine enge Begleitung der Kinder erfordere. Selbst wenn die Kinder Schwimmen können, sei dies keine Garantie, dass diese nicht in Panik gerieten und schlimmstenfalls unter Wasser geraten.
In Mannheim werden die Bäder in dieser Saison ausschließlich von den Bediensteten der Stadt Mannheim überwacht. „Die Stadt hat unserem ehrenamtlichen Engagement einige größere Steine in den Weg gelegt.
Unter diesen Bedingungen können wir das nicht mit unserer Struktur als freiwillige Wasserrettungsorganisation vereinbaren“, hofft Jens Morgner, Vorsitzender der DLRG Mannheim, dass dies gerade in der Ferienphase nicht zu Lasten der Sicherheit der Badbesucher geht.
Psychisch verwirrte Frau gerettet
Wie wichtig der ehrenamtliche Einsatz der DLRGler ist, zeigte eine erfolgreiche Rettung Ende letzten Jahres. Eine psychisch verwirrte Frau hatte sich im November am Strandbad nach einer „göttlichen Fügung“ unbekleidet in den Rhein gewagt.
Nachdem der Notruf aufgrund widriger Umstände nicht unmittelbar von einer Passantin abgesetzt werden konnte, hatte die Frau größtes Glück. Trotz etwa anderthalb Stunden Aufenthalt in dem nur wenige Grad kalten Wasser konnte sie von einem DLRG-Boot an der Konrad-Adenauer-Brücke gesichtet und an Bord genommen werden. Ein toller Erfolg für die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer.
Bislang haben die Mannheimer Wasserretter inklusive der Alarmierung zum Hochwasser an die Elbe bereits sieben Anforderungen erfolgreich gemeistert. Im Vorjahr waren es insgesamt 14 Stück, zusätzlich zu den diversen Absicherungen bei Wassersportveranstaltungen sowie Festen auf und am Wasser.
Mit dem Anstieg der Temperaturen rechnet Großstück aber mit weitaus mehr Alarmierungen durch die Integrierte Leitstelle Rhein-Neckar. Wie immer hoffen die DLRG-Helfer dann, rechtzeitig vor Ort zu sein, schlimmeres zu verhindern und Menschen, die sich selbst gefährden, vor einem tödlichen Irrtum zu bewahren.
Die Baderegeln finden Sie unter www.dlrg.de/informieren.html. Für Smartphones gibt es die Baderegel-App in den Downloadportalen der Anbieter. Und um die Baderegeln in Papierform zu erhalten, wenden Sie sich freitags ab 17:30 Uhr unter 0621.37 33 37 oder unter E-Mail info@mannheim.dlrg.de an die DLRG-Geschäftsstelle. Rettungsschwimmkurse werden von der DLRG wieder ab September angeboten. Diese sind mit einem Erste Hilfe-Kurs kombiniert.
Infos:
Sollten Sie einen Wassernotfall entdecken, rät die DLRG:
- Rufen Sie sofort unter der Notrufnummer 112 nach Hilfe. Machen Sie Ihr Umfeld auf den Notfall aufmerksam und fordern Sie Umstehende zur Hilfe auf.
- Helfen Sie dem Ertrinkenden nur, wenn Sie selbst ein ausreichend guter Schwimmer sind und die Verhältnisse gut einschätzen können. Bei Flüssen zunächst am Ufer in ausreichender Entfernung vor den Verunfallten laufen und dann quer zur Strömung einschwimmen.
- Werfen oder reichen Sie dem Ertrinkenden schwimmende Gegenstände (z.B. Holz, Styroporteile, Rettungsringe) zu. Da die größte Gefahr bei Annäherung an den Verunfallten ist, von diesem umklammert zu werden, nähern Sie sich einem bewusstseinsklaren Ertrinkenden nicht unmittelbar.
- Sind mehrere Augenzeugen vor Ort, sollte bei strömenden Gewässern versucht werden, den Ertrinkenden am Ufer zu verfolgen, während andere Helfer Rettungsmaßnahmen einleiten. Ein Helfer sollte an dem Punkt stehen bleiben, der den Rettungskräften gemeldet wurde.
- Ist der Verunglückte an Land, sofort Erste Hilfe-Maßnahmen einleiten.“