Rhein-Neckar, 18. Oktober 2014. (red/ld) Wer in Ladenburg lebt, kann sich am Ende des Jahres über die Rechnung für den Wasserverbrauch freuen. Denn dort ist Trinkwasser am billigsten. Wer in Schriesheim wohnt, bezahlt dagegen mehr als doppelt so viel, wenn er die gleiche Menge Wasser verbraucht hat. Dabei beziehen beide Städte ihr Trinkwasser größtenteils aus demselben Brunnen. Eigentlich sollte man erwarten, dass die Preise dann in beiden Kommunen doch etwa gleich sind – doch weit gefehlt.

Trinkwasser aus dem Hahn ist zwar viel günstiger als Mineralwasser. Trotzdem gibt es krasse Unterschiede in der Region.
Von Lydia Dartsch
Eine Person in Baden-Württemberg verbraucht am Tag im Schnitt 115 Liter Leitungswasser hat das Landesamt für Statistik errechnet. Auf eine vierköpfige Familie hochgerechnet macht das 460 Liter am Tag. Auf das Jahr gerechnet fließen so 168.015 Liter oder 168 Kubikmeter durch den Wasserhahn. Die Rechnung dafür bezahlen die Verbraucher in monatlichen Abschlägen.
Im Durchschnitt kommt eine Familie in der Region so auf eine Trinkwasserrechnung von 28,26 Euro pro Monat. In Hirschberg, Hemsbach, Laudenbach, Edingen-Neckarhausen und Heddesheim beispielsweise liegt man unter diesem Durchschnittspreis. Weinheim, Ilvesheim, Mannheim, Heidelberg und vor allem Schriesheim liegen hingegen preislich darüber.
Das Wasser fließt aus vielen Brunnen
Das Wasser, das in unserem Berichtsgebiet aus den Leitungen fließt, wird aus verschiedenen Brunnen gepumpt: Das Wasserwerk in Hemsbach zum Beispiel versorgt Hemsbach, Laudenbach und Weinheim mit seinen Stadtteilen bis ins Gorxheimer Tal. In Hirschberg und Heddesheim fließt das Wasser, das die Gruppenwasserversorgung Obere Bergstraße aus ihrem Brunnen auf Ladenburger Gemarkung fördert und dem eigenen Brunnenwasser zumischt, denn das ist mit zu hohen Nitratwerten belastet.
Derweil versorgen das Wasserwerk Käfertal und das Wasserwerk Mannheim-Rheinau die gesamte Quadratestadt. Von der Rheinau werden dazu noch Brühl, Ilvesheim und Viernheim mit Wasser beliefert, wie Dirk Pohlmann von der MVV Energie AG auf Anfrage mitteilt. In Heidelberg kommt das Wasser aus den Wasserwerken Schlierbach, Entensee und Rauschen sowie aus dem Wasserwerk Schwetzingen Hardt, das wiederum Schwetzingen, Oftersheim und Plankstadt versorgt.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von mapsengine.google.com zu laden.
Zum Vergrößern, klicken Sie auf das „Vergrößern“-Symbol oben rechts.
In Ladenburg und Schriesheim hätte man ähnlich hohe Wassergebühren erwarten sollen: Beide Gemeinden beziehen ihr Wasser aus dem Wassergewinnungsverband Lobdengau: Gleicher Verband, gleiche Preise? Weit gefehlt. Während eine vierköpfige Familie in Ladenburg mit einer Wasserrechnung von nur 17,22 Euro in Monat am wenigsten ausgibt, bezahlt eine Familie in Schriesheim 39,65 Euro im Monat – und hat damit die höchste Wasserrechnung in unserem Berichtsgebiet. Die Schriesheimer Preise liegen sogar deutlich über dem Landesdurchschnitt von 31,35 Euro für die angenommene Menge Wasser. Eine vierköpfige Familie in Schriesheim zahlt pro Jahr 269,16 Euro mehr für`s Wasser im Vergleich mit einer Ladenburger Familie.
Die Wasserpreise legen die Kommunen selbst fest: Jedes Jahr verabschiedet der Gemeinderat eine Gebührenkalkulation für das kommende Jahr. Je nach Einnahmen und Ausgaben der Wasserversorgung ergibt sich ein neuer Wasserpreis oder es bleibt beim Alten. Der Wasserpreis ist dabei von vielen Faktoren abhängig.

So hoch ist die monatliche Wasserrechnung bei einer vierköpfigen Familie im Durchschnitt. Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken.
„Einfach zu erklären ist das nicht“, sagt der Ladenburger Stadtkämmerer Claus Hessenthaler auf Anfrage nach den Gründen für die niedrigen Wassergebühren. Ihn wunderten die hohen Gebühren in Schriesheim nicht. In Ladenburg seien die Gebühren aber schon immer sehr günstig gewesen, sagt er.
Ein Grund könnte die topografische Lage sein. Ladenburg liegt in der Ebene. Schriesheim dagegen am Hang. In Ladenburg lasse sich das Wasser relativ gut aus den Brunnen pumpen und könne ohne großen Aufwand in die Haushalte verteilt werden, sagt Herr Hessenthaler. In Schriesheim dagegen müsse das Wasser den Hang nach oben gepumpt werden. Dafür benötige die Stadt Pumpwerke und Strom, das erzeugt zusätzliche Kosten.
Komplizierte Wassergebührenkalkulation
Wasserleitungen sind ein weiterer Kostenfaktor. Diese müssen regelmäßig gewartet und erneuert werden. „Die niedrigen Gebühren liegen aber nicht daran, dass wir nicht an den Leitungen arbeiten würden“, sagt der Ladenburger Kämmerer. Im Gegenteil: Beispielsweise werden mit jeder Vergabe von Straßensanierungen auch die alten Rohre ausgetauscht, wie derzeit in der Nagelschmiedgasse oder in der Hauptstraße im vergangenen Jahr. Vor allem in der Altstadt sei das nötig, sagt Gregor Völker vom Tiefbauamt der Stadt: „Manche Leitungen dort sind schon rund 100 Jahre alt.“
Doch während man in Ladenburg einfach nur den Boden aufbaggern braucht, muss man im Fall von Schriesheim die Leitungen in Fels legen. Auch dies könnte zu den hohen Kosten beitragen, sagt Herr Hessenthaler. Zu den Bau- und Wartungskosten sind auf seiner Kalkulation für dieses Jahr noch Personalkosten, Strombezug, Materialaufwand und die Unterhaltung der Wassermesser aufgeführt. Weitere Ausgaben gibt es für EDV und Computer, Versicherungen, den Verwaltungskostenbeitrag an die Stadt und Konzessionsabgaben an die Stadt.

Diese Wassergebühren gelten in unserem Berichtsgebiet. Rechts der errechnete monatliche Brutto-Abschlag für eine vierköpfige Familie.
Insgesamt entstehen in Ladenburg dieses Jahr Wasserkosten von 822.600 Euro, von denen Einnahmen von anderer Seite in Höhe von 45.400 Euro abgezogen werden. Die verbleibenden 777.200 Euro werden auf die Wasserverbraucher umgelegt. Geteilt durch den geschätzten Jahresverbrauch von 673.300 Kubikmetern, kommt man so auf eine Verbrauchsgebühr von 1,15 Euro pro Kubikmeter beziehungsweise 1,23 Euro mit Mehrwertsteuer. Der Verbrauch wird dabei aus dem durchschnittlichen Verbrauch der vergangenen fünf Jahre geschätzt.
Interessant bei dieser Rechnung: Wenn mehr Wasser verbraucht wird, sinken die Wassergebühren. Aber erst dann, wenn die Wasserwirtschaft einen Mindesthandelsgewinn von 18.000 Euro übersteigt: „Ab diesem Betrag muss der Gewinn versteuert werden. Wir geben das aber lieber an unsere Bürger weiter“, sagt der Ladenburger Kämmerer. Die nächste Gebührenkalkulation wird in Ladenburg im Dezember vorgelegt. Aktuell hat Edingen-Neckarhausen den Trinkwasserpreis um fast zehn Prozent erhöht.