Mannheim/Chicago, 18. September 2014. (red/pro) Die Mannheimer ADM Schokinag GmbH & Co. KG ist von der Archer Daniels Midland Company (ADM) an das Unternehmen Cargill verkauft worden. Der Verkauf soll bis Mitte 2015 vollzogen sein. Der Kaufpreis für die Schokoladensparte wird mit 440 Millionen Dollar angegeben, welchen Wert der Mannheimer Standort hat, wurde nicht mitgeteilt. In der Sparte arbeiten weltweit 700 Mitarbeiter.
Unternehmenschefin Patricia A. Woertz begründete den Verkauf mit Umstrukturierungsmaßnahmen, um die Rendite zu verbessern, da die Schokoladensparte nicht die erwünschten Gewinne erziele.
Verkauft werden Fabriken an Standorten wie Hazleton, Pennsylvania; Milwaukee, Wisconsin; Georgetown, Ontario; Liverpool, Großbritannien; Manage, Belgien und Mannheim. Insgesamt sind an diesen Standorten 700 Mitarbeiter beschäftigt. Der Standort Hazleton wird komplett aufgegeben, betroffen sind 90 Mitarbeiter.
Der Agrarrohstoffverarbeiter und Lebensmittelzutatenhersteller ADM beschäftigt rund 30.000 Mitarbeiter weltweit und erzielte 2011 einen Jahresumsatz von 80,7 Milliarden Dollar und einem Gewinn von rund 2 Milliarden Dollar. ADM hatte Anfang Juli bekannt gegeben, dass man die Wild Flavors GmbH (Zug/Schweiz) für 2,3 Milliarden Dollar übernehmen werde. Die Muttergesellschaft der Wild-Werke Eppelheim (Capri-Sonne) wurde 2010 an den Kapitalinvestor KKR verkauft, um das Unternehmen für den Börsengang vorzubereiten. Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 1.100 Mitarbeiter.
2013 verlieh die Organisation Foodwatch den Wild-Werken den “goldenen Windbeutel”, da das Unternehmen aggressiv gezielt Werbung für die Zielgruppe Kinder mache und insbesondere Capri-Sonne als “Dickmacher” eingeschätzt wird.
Der Familienkonzern Cargill Inc. (Wayzata, Minnesota) beschäftigt weltweit rund 142.000 Mitarbeiter in 67 Ländern und machte zum Fiskaljahr 2014 einen Umsatz von knapp 135 Milliarden Dollar und 1,87 Milliarden Euro Gewinn – 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Cargill gilt als das größte Familienunternehmer der USA und handelt ein Viertel aller amerikanischen Getreideexporte, sowie über 20 Prozent des Fleischmarktes in den Vereinigten Staaten. Laut Wikipedia werden sämtliche Eier, die die amerikanischen McDonalds-Filialen verarbeiten, aus der Cargill-Produktion geliefert.
Welche Folgen der Verkauf für den Mannheimer Standort hat, ist noch offen. Hier sind gut 230 Personen beschäftigt. Klar ist, dass nur einer Teil der Schokinag verkauft wird, nämlich die Schokoladenproduktion. Die Kakao-Sparte bleibt bei ADM, hier arbeiten nach Auskunft des Unternehmens rund 125 Mitarbeiter. Das wird zu einer Spaltung der Belegschaft führen und könnte Konsequenzen für die Betriebsräte haben, sagt Elwis Capeze auf Nachfrage. Der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten für Mannheim und Heidelberg und Sekretär für die Schokinag gibt sich aber noch entspannt:
Es müssen noch kartellrechtliche Dinge geregelt werden, dieses Jahr wird es noch keine Veränderungen geben.
Denn durch den Verkauf der Schokoladensparte bleiben nur die Riesen in der Schokoladen-Rohstoffproduktion Cargill und Marktführer Barry Callebaut AG (Zürich/Schweiz). Außerdem gelte Cargill als insgesamt “vernünftiger” Arbeitgeber, vermutlich, weil auf dem Familienunternehmen kein Shareholder-Druck liege. So würden gut zwei Drittel der Gewinne reinvestiert. Nach dem Eindruck der NGG ist der Verkauf eher strategischer Natur – es liege also kein wirtschaftlicher Druck vor und man rechnet erstmal nicht mit dem Abbau von Arbeitsplätzen.
Der berühmte Schoko-Duft dürfte also noch noch lange Zeit rund um den Jungbusch zu erleben sein.