Mannheim/Rhein-Neckar, 18. Februar 2014. (red/jsc) Im Oktober findet das „5. Filmfestival der Generationen“ in der Metropolregion Rhein-Neckar statt. Das Besondere daran? Die Filme – für Alt und Jung – werden nicht nur in großen Kinos, sondern auch in den Gemeinden vor der eigenen Haustür gezeigt. Im Anschluss an die Filme hat das Publikum die Chance mit Schauspielern sowie Fachleuten aus Seniorenarbeit und Alternsforschung über die Filme zu sprechen.
Von Julia Schmitt

Verbandsdirektor Ralph Schlusche.
Seit 2010 gibt es das Europäische Filmfestival der Generationen. Dort werden nicht nur Actionfilme für junges Publikum gezeigt, sondern eben auch Filme, die der Realität einer älteren Generation entsprechen. Entstanden ist es damals auf die gemeinsame Initiative vom Amt für Gesundheit in Frankfurt am Main und dem Netzwerk AlternsfoRschung der Universität Heidelberg. Vom 7. bis zum 10. Oktober findet das Festival nun neben der Rhein-Main Region und europäischen Partnerstädten, wie Lissabon, London oder Brüssel, auch in der Metropolregion Rhein-Neckar statt.
Das Festival wird Filme zeigen, die sich mit Alter, Altern und dem demografischen Wandel beschäftigen. Das sind keine langweiligen Dokumentationen, sondern mitreißende Filme, die sich diesem Themen widmen,
sagt Ralph Schlusche, Verbandsdirektor der Metropolregion Rhein-Neckar. Klar ist aber auch: Es soll ein Filmfestival der Generationen sein – also nicht nur für Senioren. „Die Zielgruppe umfasst jung bis alt, eben die ganze Gesellschaft.
Mit Experten diskutieren

Festivaldirektor Dr. Michael Doh
Es ist aber kein einfaches „Filme schauen“ geplant. „Die Besonderheit daran ist, dass die Zuschauer nach den Filmen mit Experten, Machern, Schauspielern diskutieren können“, erläutert Schlusche das Konzept. So soll die Bevölkerung in der Metropolregion für den demografischen Wandel sensibilisiert werden. Das Filmfestival passt deshalb auch hervorragend in die „Regionalstrategie Demografischer Wandel“ der Metropolregion Rhein-Neckar, wie Herr Schlusche erklärt. (Wir haben umfangreich zum demografischen Wandel berichtet.)
Doch nicht nur in den großen Kinosälen sollen die Filme präsentiert werden. Nein, auch möglichst nah vor der eigenen Haustür soll es zum Austausch der Generationen kommen. In Vereinsheimen, Pfarrsälen, Schulen oder Turnhallen haben Gemeinden die Chance sich an dem Filmfestival der Generationen zu beteiligen. Für das Projekt angemeldet haben sich mittlerweile schon 27 Kommunen, wie Heddesheim, Hemsbach, Ladenburg oder Weinheim. „Wir wollen noch näher an die Menschen kommen“, sagt Verbandsdirektor Schlusche.
Kino vor der eigenen Türe
Neben diesen 27 teilnehmenden Kommunen wünschen sich die Veranstalter aber weitere. „Das reicht uns noch nicht. Wir wollen noch mehr erreichen“, erklärt Frank Burkard, Regionalmanager der Regionalstrategie Demografischer Wandel. Bis zum 15. März können sich daher Interessierte noch anmelden und angeben, an wie vielen Filmen sie interessiert sind. Ein Film inklusive Werbematerial kostet 300 Euro, drei Filme 500 Euro und neun Filme 1.000 Euro, erläutert Herr Burkard die sehr überschaubaren Kosten. Die Filme zu zeigen, ist zudem nicht kompliziert: Dazu reichen ein Dvd-Player, ein Beamer sowie eine Leinwand.
Jede Gemeinde kann sich die Filme aussuchen, die sie zeigen möchte.
Idealerweise kann jede Kommune ihre eigenen Themen über den Film transportieren,
hofft Herr Dr. Michael Doh. Denn die Filme beschäftigen sich nicht nur mit dem Altern, sondern auch mit Themen, die alle Generationen betreffen, wie Krebserkrankungen, Liebe oder Familienbeziehungen.

Kino-Marketingleiter Robert Huttenlocher
Bei dem Filmfestival beteiligen sich aber auch große Kinos wie das Cineplex und das Cinemaxx Mannheim.
Es ist sehr wichtig, dass wir auch das Ü50-Publikum im Auge haben. Das wird immer wichtiger für uns,
sagt der Marketingleiter der Kinokomplexe, Robert Huttenlocher.
Festivalleiter Dr. Michael Doh ist Gerontologe an der Universität Heidelberg und Mitglied des Netzwerks AlternsfoRschung. Ihm geht es um die Vermittlung differenzierter neuer Altersbilder. „Das Konzept kommt gut an und vor allem wird auf diese Weise neues Publikum erschlossen“, erklärt der Forscher und zeigt sich zufrieden mit dem Erfolg des Festivals, das 2013 sogar den 3. Preis beim Deutschen Alterspreis erhielt:
Das Filmfestival der Generationen läuft sehr erfolgreich, die Besucherzahlen haben sich Jahr für Jahr verdoppelt.
„Sex im Alter“ ist ein Thema unter vielen
Der große Erfolg mit mehreren tausend Zuschauern war auch ein Grund, das Filmfestival in der Metropolregion anzubieten. Denn vor allem für ältere Menschen sei es wichtig quartiersnahe Angebote zu haben, sagt Herr Doh:
Jede Kommune hat die Möglichkeit an der Veranstaltung teilzuhaben.
Im Rahmen des Festivals sollen auch neue Zielgruppen erschlossen werden. „Wir suchen das Publikum 50+“, sagt Herr Doh. Ein Fokus des Festivals liegt auf der Möglichkeit mit entsprechenden Ansprechpartnern über die gezeigten Filme und die virulenten Themen zu diskutieren. Hierzu sollen vor allem Experten aus der Region gewonnen werden. Handelt ein Film beispielsweise von dem Thema „Sterbehilfe“, soll ein Ansprechpartner aus der Palliativmedizin mit den Zuschauern über das Gezeigte diskutieren:
Dies ermöglicht natürlich auch über Themen, wie „Sex im Alter“ auf der Schiene der Unterhaltung zu diskutieren.
Aber auch Koryphäen der Alternsforschung werden im Rahmen des Filmfestivals über die Probleme, die der demografische Wandel mit sich bringt, referieren.
Die angebotene Filmliste umfasst neun bis fünfzehn Filme – die jedoch keineswegs „Klassiker“ der Filmgeschichte sind. „Es sind alles aktuelle Filme der letzten zwei Jahre, wie beispielsweise „Sein letztes Rennen mit Didi Hallervorden und Heike Makatsch“, sagt Gerontologe Doh und betont: Die Vorstellung der Filme ist für uns nur eine Brücke zum Dialog. Wir sind kein Konsumfestival.
Kommunen können sich noch bis zum 15. März anmelden.