Vierneim, 18. Juli 2011. Das Portal viernheim24.de schreibt bei uns und anderen ab – ziemlich unanständig, wie wir meinen. Vielleicht liegt es daran, dass der Autor „kalo“ gar nicht weiß, was Anstand ist.
Von Hardy Prothmann
Journalismus ist zwar ein freier Beruf. Aber es gibt so ein paar Grundregeln, die man beherrschen sollte. Anständige Journalisten prüfen Informationen und Quellen und benennen diese gegenüber ihren Leserinnen und Lesern – außer, wenn man die Quelle schützen muss.
Eine weitere Regel besagt, dass man gut beraten ist, andere Medienquellen immer zu benennen: Erstens aus Respekt vor der Arbeit der Kollegen und zweitens, um sich vor Nachteilen zu schützen – wenn man beispielsweise die Quelle nicht überprüfen kann, weiß man auch nicht, ob das andere Medium korrekt berichtet hat. Und das sollte der Respekt vorm Leser immer berücksichtigen.
Beim Portal viernheim24.de weiß man anscheinend nicht viel von diesen Regeln. Da wird abgeschrieben und zusammengetragen, was man im Netz so findet – und auch noch als eigene „Recherche“ ausgegeben.
Aktuelles Beispiel ist der Text „Pfenning zieht vorerst nicht nach Heddesheim“. Diese Information stand am vergangenen Freitag zuerst im Mannheimer Morgen. Allerdings fehlte beim MM die Darstellung der Konsequenzen und Hintergründe.
Einen analytischen Text zum Thema konnte man ebenfalls seit Freitagmorgen in unserem heddesheimblog.de lesen: „Pfenning: Zusagen des “vertrauenswürdigen Partners-€ aus der Region gelten nicht mehr“
Der Autor des zusammengeschriebenen Textes auf viernheim24.de „firmiert“ unter „kalo“ und heißt richtig Karl-Heinz Knutzen.
Herr Knutzen hat uns Ende Februar 2011 eine email geschickt. Darin schreibt er:
„Sie haben mich gesucht, ich habe Sie gefunden und bin sehr interessiert an Ihrer Stellenausschreibung.
Mein Name ist Kalo Knutzen, ich bin 44 Jahre jung, wohne in Viernheim, bin Bildjournalist mit Engagements als „freier“ bei der Lampertheimer Zeitung, Sportblick Rhein-Neckar sowie in den letzten vier Jahren beim Viernheimer Tageblatt, bei dem ich zusätzlich zum Tagesgeschäft, an vier Tagen in der Woche, für das Layout (mit)verantwortlich zeichnete als auch redaktionelle Abläufe plante.
Wie nahezu die gesamte Redaktionsmannschaft, habe ich im Dezember 2010 meine Arbeiten für das Viernheimer Tageblatt eingestellt.Mein journalistisches Handwerkszeug habe ich vorwiegend autodidaktisch als auch durch ein Fernstudium (Journalist) bei der Studiengemeinschaft Darmstadt erworben. Fototechnisch bin ich sehr gut ausgerüstet. Außerdem bin ich Mobil, äußerst belastbar, flexibel, immer noch hungrig, kritisch, käuflich aber unbestechlich und hinterfragend.“
Normalerweise veröffentlichen wir keine emails – in diesem Fall dient das aber der Dokumentation. Und schließlich klingt doch alles sehr „klasse“.
Zwei Wochen später haben wir Herr Knutzen getroffen und vereinbart, dass er als verantwortlicher freier Redakteur das viernheimblog.de betreut – er kennt sich vor Ort aus, er hat Kontakte, wir haben das Konzept und die Erfahrung.
Klar war, dass man gemeinsam die Vermarktung übernimmt und sicherlich anfangs eine „Durststrecke“ überwinden muss.
Nach einem dreistündigen Gespräch haben wir die Absprache per Handschlag besiegelt – bei anständigen Leuten gilt das normalerweise was.
Danach hat Herr Knutzen unter Vorwänden Termine platzen lassen, aber versichert, dass er sich auf die Zusammenarbeit freut. Wir haben das viernheimblog.de gestartet, in der Erwartung, dass Herr Knutzen künftig Texte und Bilder liefert.
Dann haben wir nichts mehr von Herrn Knutzen gehört – bis wiederum einige Wochen später viernheim24.de startete.
Ob man viernheim24.de nun als journalistisches Medium oder eher als Bratwurstjournalismus einordnet, bleibt jedem selbst überlassen – es herrscht Meinungsfreiheit.
Genauso wie wir der Meinung, dass man als „Journalist“ schon sehr tief gesunken sein muss, wenn man bei anderen Medien abschreibt und die Quellen nicht nennt.
„Kalo“ schreibt:
„Nach unseren Recherchen beabsichtigt Pfenning nur noch „neues Geschäft“ nach Heddesheim zu holen.“
Hm, das mag sein, dass er das so „recherchiert“ haben will. Tatsächlich stand es im MM (Sofern der Link nicht zugänglich ist, finden Sie einen Tagesschlüssel in einer MM-Ausgabe).
Die Lektüre eines anderen Medium als „unsere Recherche“ zu bezeichnen ist ungefähr so anständig wie „Hausmannsküche“ anzupreisen und aus der Dose zu servieren.
„Kalo“ schreibt:
„Kritiker vermuten dass die Gemeinde Heddesheim getäuscht wurde und das Grundstück mit riesigen Gewinnen gar veräußert werden könne und dass Pfenning nicht vorhatte seinen Unternehmenssitz dort hin zu verlegen.“
Bei uns lautete das so:
„Und “Pfenning-€? War “Pfenning-€ nur der Köder? Grundstückseigentümer ist die Phoenix 2010 GbR von zwei Geschäftsleuten, die für sagenhaft günstige 47 Euro den Quadratmeter ein Filet-Grundstück erster Sahne erhalten haben. Samt gültigem Bebauungsplan. Ein aus deren Sicht grandioser Immobiliendeal – natürlich erst, wenn sie den Goldschatz veräußert haben.“
Kalo erwähnt „Kritiker“ – wer ist das? Wir sind das einzige Medium, das kritisch-analytisch berichtet hat und genau diese Vermutung eines „Immobiliendeals“ geäußert hat.
Vielleicht hat „Kalo“ ja aber auch „besondere“ Kontakte? Da er aber überwiegend im Konjunktiv schreibt und kein einziges Zitat bringt, liegt auf der Hand, dass er sich einfach der Arbeit anderer bedient und so tut, als sei das eine „eigene Recherche“.
Das ist, journalistisch gesehen, einfach nur ein Armutszeugnis. Den Leserinnen und Lesern kann man nur empfehlen, sehr vorsichtig mit den „Informationen“ bei viernheim24.de umzugehen.
Wir haben das kritisch kommentiert:
Bei viernheim24.de hatte man wohl „Probleme“ mit diesem Kommentar und hat ihn schnell gelöscht. Warum wohl? Vielleicht wegen eines Restes „schlechten Gewissens“?
Für die Zukunft ist viernheim24.de und vor allem „kalo“ sehr gut beraten, genau zu überlegen, wo und wie man sich bei anderen „bedient“.
Und wir sind sehr sicher, dass wir nicht die letzte Geschichte über den „speziellen Journalismus“ geschrieben haben, der bei viernheim24.de „gepflegt“ wird.
Wer sich die Mühe machen will, liest beispielsweise auch auf viernheim24.de:
Myrtes Welt: Eu fördert Diskriminierung
und googelt dann: „holiday park behinderte“
Sie werden schnell erkennen, dass Sie eine alte Meldung „serviert“ bekommen – wieder mit „eigener Recherche“?
Auch nett:
„Ist Behördenpost nur eine Abo-Falle?“
Fragt viernheim24.de. Die Frage erledigt sich von selbst, wenn erstens ordentlich recherchiert worden wäre und zweitens ordentlich journalistisch dargestellt worden wäre:
Erstens ist es keine „Behördenpost“ und zweitens sind nicht „Viernheimer Unternehmen“ betroffen, sondern bundesweit Firmen, die über ein dubioses Anwaltsbüro abgemahnt werden. Darüber informierte die Stadt bereits am 29. Juni 2011:
Gewerbeauskunft-Zentrale: Keine städtische Aktion!
Die beiden Fällen haben wir einfach von „oben nach unten“ im Bereich „Lokales“ von viernheim24.de herausgegriffen – weitere „Enttäuschungen“ ersparen wir uns, denn es gibt wahrlich besseres zu tun, als sich mit „kalo“ und seinen Methoden zu beschäftigen.