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Guten Tag!
Rhein-Neckar, 18. Juli 2011. Wann sind Sachen oder Kleidungstücke cool und wann uncool, fragt sich Gabi. Hat das etwas mit dem Alter zu tun oder mit der jeweiligen Mode?
Einkaufstrolleys und Birkenstocksandalen sind voll uncool – da werden Sie mir sicherlich Recht geben. Aber unbenommen sie sind extrem praktisch.
Sky-Heels auf der Gartenparty und Flip Flops im Regen sind cool, aber eindeutig unpraktisch. Man bleibt im Rasen stecken oder man bekommt nasse Füße.
Spätestens, wenn Sie pubertierende Kinder haben, werden Sie in die Coolness von Kleidungsstücken und Ähnlichem eingeführt.
Der gute alte Ranzen wird irgendwann durch den Rucksack und der wiederum durch die Umhängetasche ausgetauscht. Auch wenn der Gurt tief in die Schulter einschneidet.
Feste, gefütterte Schuhe im Winter sind genauso verpönt wie bequeme Sandalen im Sommer.
Badehosen für Jungs müssen so weit und lang sein, dass sie den kompletten Badesee aufsaugen und die Sommerkleidchen der Mädchen so kurz und dünn, dass sie eigentlich nichts mehr bedecken.
Es gab eine Zeit, da waren die Haare meines Sohnes so lang, dass er eigentlich nichts mehr sehen konnte. Die Hosen des Sohnes meiner Freundin waren so weit, dass man Angst hatte, dass er sie verliert, während die Jeans meiner Tochter so eng waren, dass ich ständig befürchtete, sie würde einen akuten Blutstau erleiden.
„Mama, das ist absolut cool.“
„Mama, das ist absolut cool“, ist der zweithäufigste Satz, den man hört, wenn man mit pubertierenden Kindern zusammenlebt, der nur noch durch „Oh Gott Mutter, wie uncool“ getoppt wird.
Uncool sind Regenjacken, Brotdosen, Pausenbrote, feste Schuhe, Socken in Sandalen oder Ballerinas, kurze Shorts bei Jungs, Schirme, Essen in der Mensa, Fahrradhelme, Ellenbogenschützer beim Inlinern – also alles, was das Leben praktisch, gesund und sicher macht. Der Umkehrschluss lautet logischerweise – cool ist alles, was das Leben unpraktisch, ungesund und unsicher macht.
Also Strickjacken im Regen, Sneekers beim Wandern und Burger oder Snacks in der Mittagspause.
Aber so einfach ist das leider nicht. Kaum habe ich mich an dieses Regelwerk gewöhnt, werden die Koordinaten neu gerüttelt. Plötzlich sind kurze Haare angesagt und Wanderstiefel sind absolut cool – aber vor allem bei 30 Grad und Sonnenschein. Waren weiße Tennissocken noch vor zehn Jahren ein absolute No Go, klärte mich meine Tochter gerade erst vor ein paar Tagen auf, dass man diese wieder getrost zu Chucks tragen könne.
Was macht Coolness aus?
Was lernen wir daraus? Richtig, Coolness ist eindeutig von Modetrends abhängig, aber auch von der Peer Group, in der man sich bewegt.
Das heißt, selbst wenn der allgemeine Trend zu „In ear“-Kopfhörern tendiert, kann es passieren, dass die Kids mit Mickey Mäusen auf den Ohren rumlaufen, weil das in der eigenen Clique angesagt ist.
Nerdbrillen, eben noch dem Streber vorbehalten, werden wenig später zum Must-Have 2011, auch wenn man aussieht wie Puck, die Stubenfliege.
Ganz dramatisch wird es, wenn eine weitere Generation dazwischen liegt, also, wenn Großeltern versuchen trendige Geschenke zu machen. Stolz präsentierte mir meine Mutter ein hübsches Jungen-Sweat-Shirt, das sie in einer Boutique im Urlaub erstanden hatte. „Die Verkäuferin hat mir erklärt, so was tragen jetzt alle“, erklärte sie mir stolz und ich erkannte schon auf den ersten Blick, dieses Oberteil wird mein Sohn niemals anziehen.
Geschädigt für’s Leben
Aus meiner eigenen Jugend verhasst, sind mir bis heute noch Unterhemden. „Ach Gott, des Kind hat ja gar kein Unterhemd an“, rief meine Großmutter immer entsetzt aus, selbst bei 25 Grad im Schatten. Das fand ich so uncool, das ich das Kleidungsstück bis heute vollständig aus meinem Leben, sprich Kleiderschrank verbannt habe.
Ähnlich ging es mir mit Schlafanzügen und Nachthemden, irgendwann in meiner Pubertät begann ich im T-Shirt zu schlafen und behielt das bis vor wenigen Jahren so bei. Und siehe da, manches ist anscheinend eher Lebensabschnitt- als Mode- abhängig, konnte ich vor Kurzem doch beobachten, dass auch mein Sohn das T-Shirt dem Pyjama vorzieht.
Uncool ist demnach ein Synonym für peinlich, spießig, altmodisch – und das sind oft auch Eltern. Cool dagegen ist lässig, angesagt, trendy – also meist, das was die Freunde machen oder haben.
Spießig, peinlich, uncool …
Aber auch das Erwachsenenleben ist vor solchen Kategorisierungen nicht immer sicher.
„Mein Gott, hast Du das gesehen, der hat ja einen weißen Opel Kombi – voll das Spießer Auto“, sagte kürzlich eine Freundin über einen Arbeitskollegen.
„Die Mutter von XY hat doch tatsächlich den Kuchen in einer Tupperdose auf den Tisch gestellt, wie peinlich ist das denn“, erzählte eine Bekannte.
Und als mein Mann mir kürzlich einen Einkaufstrolley mitbrachte und meinte damit könnte ich doch künftig durchs Rhein-Neckar-Zentrum bummeln, rief ich aus: “Niemals, das ist ja völlig uncool!“