Sinsheim/Karlsruhe/Stuttgart/Rhein-Neckar, 18. Januar 2017. (red/pro) Im Dezember sollte ein afghanischer Flüchtling aus Sinsheim abgeschoben werden. Das Staatsministerium und der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Sckerl (Grüne) verhinderten in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche die Abschiebung. Angeblich sei der Flüchtling zum Christentum konvertiert und angeblich drohe ihm der sichere Tod in seinem Heimatland. Jetzt hat die evangelische Kirche ausgewählte Journalisten für ein „Hintergrundgespräch“ am Donnerstag eingeladen – das Rheinneckarblog möchte man nicht dabei haben.
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Wir haben dieser Tage einen Hinweis auf das „Geheimtreffen“ erhalten und die Kirchengemeinde in Sinsheim angesprochen, weil wir gerne an diesem Gespräch teilnehmen wollten. Dort erklärte man uns, dass man Rücksprache halten müsse. Die Rücksprache kam – aus Karlsruhe. Es meldete sich der Pressesprecher der evangelischen Landeskirche in Baden, Dr. Daniel Meier.
Woher wir denn von dem Treffen wüssten? Unsere Antwort: Wir haben einen Hinweis erhalten, ansonsten gilt Quellenschutz. Was uns denn interessieren würde? Natürlich der Fall – wir hatten exklusiv aufgedeckt, dass das Verwaltungsgericht Karlsruhe eine Klage gegen die Abschiebung zurückgewiesen hatte und der Landtagsabgeordnete Sckerl sich in einer beispiellosen Inszenierung dazu produziert hatte. Unter anderem, weil das Gericht zu der Auffassung kam, dass der Konvertit nur aus opportunistischen Gründen zum Christentum übergetreten war, um seine Bleibechancen zu verbessern. Man könnte ihn auch einen Lügner nennen.
Dr. Meier war uns vor, die „journalistische Sorgfaltspflicht“ verletzt zu haben, weil wir nicht die Sicht der Kirche oder des Betroffenen eingeholt hätten. Wir haben Herrn Dr. Meier darauf hingewiesen, dass wir uns auf ein Urteil eines deutschen Verwaltungsgerichts beziehen, das einen sehr hohen Aufwand betrieben hat, um die Sachlage zu klären. Es gibt überhaupt keinen Grund, eine andere Seite zu hören und das Urteil in Zweifel zu ziehen. Aber wir interessieren uns trotzdem für das „Hintergrundgespräch“.
Herr Dr. Meier teilte uns mit, dass man uns nicht einladen würde. Einen Grund nannte er nicht. Wir fragten Herrn Dr. Meier, wo er eigentlich einen Unterschied zur AfD sähe, die ja teils auch nur ausgewählte Journalisten einlade. Diesen „Ton“ wollte sich der Pressesprecher nicht bieten lassen. Weiter wollten wir wissen, ob es möglicherweise mit unserer kritischen Haltung zu tun habe – darauf antwortete Herr Dr. Meier nicht.
Wir sind gespannt, was die „ausgewählten“ Journalisten berichten werden. Beispielsweise zum Kirchenasyl, was einen eindeutigen Rechtsbruch darstellt, weil nur der deutsche Staat Asyl gewähren kann, aber niemals eine Glaubensgemeinschaft. Uns würde dazu interessieren, wie es eigentlich um die Achtung des Rechtsstaats und richterlicher Entscheidungen bei der evangelischen Kirche in Baden bestellt ist? Oder die Frage zur Selektion zwischen Muslimen und Christen – denn offenbar setzt man sich für Christen mehr ein, als für Muslime.
Spannend ist ebenfalls die Frage zur Verantwortung – wenn sich die Kirche einen Rechtsbruch herausnimmt und richterliche Entscheidungen missachtet, wie wirkt das auf andere Teile der Bevölkerung? Was denken die Menschen, wenn einerseits „konsequentere Abschiebungen“ gefordert, aber dann durch die Einflussnahme einer Kirche verhindert werden? Wie wirkt sich das auf das Meinungsklima aus? Spannend wäre weiter, welches Bild die Kirche von einem freien und unabhängigen Journalismus hat? Zu welcher Transparenz sie bereit ist oder ob man eher im Hinterzimmer mauschelt?
Lauter spannende Fragen, auf die wir keine Antwort erhalten, weil wir nicht eingeladen werden.
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