Mannheim, 18. November 2014. (red/ms) Die Temperaturen sinken und die Gefährdung für die Gesundheit nimmt zu. Für Menschen ohne Obdach wird der Winter regelrecht zur Bedrohung, denn das Übernachten im Freien kann bei Minusgraden sehr leicht tödlich enden. Die Stadt stellt für den Notfall zahlreiche Angebote zur Verfügung – nur müssen diese auch genutzt werden.
Von Minh Schredle
Für obdachlose Menschen ist der Winter besonders hart – ungeschützt der Kälte ausgeliefert zu sein, kann zur lebensgefährdenden Bedrohung werden. Wie viele Menschen in Mannheim keine Wohnung haben, kann laut Angaben der Stadtverwaltung nicht explizit erfasst werden. Schätzungen zufolge geht es um 50-60 Personen.
Gerade bei sinkenden Temperaturen sieht man immer häufiger Obdachlose zusammengekauert in Bahnhöfen und Bankfilialen auf dem Boden schlafen. Manchmal übernachten sie auf im Freien. Was viele vielleicht gar nicht nicht wissen: Die Stadt bietet zahlreiche Anlaufstellen für den Notfall.
Kapazitätsgrenzen selten ausgenutzt
Im Industriegebiet der Neckarstadt ist in der Bonadiesstraße eine städtische Übernachtungsstelle eingerichtet. Sie ist täglich ab 17:00 Uhr geöffnet und bietet 25 reguläre und 25 Notfallübernachtungsplätze.
Dass diese Kapazitäten voll ausgeschöpft werden, käme laut Carolin Bison von der Stadtverwaltung eher selten vor. Im Notfall könnten bei Bedarf auch noch weitere Plätze zur Verfügung gestellt werden.
Kostenlose Angebote
In U5, 12 gibt es außerdem eine Tagesstätte für wohnungslose Menschen. Diese bietet nach Angaben der Stadt “Beratung, Verpflegung, Kommunikation und Waschmöglichkeiten”. Zwischen Montag und Donnerstag hat die Einrichtung zwischen 08:00 Uhr und 15:00 Uhr geöffnet und freitags von 08:00 Uhr bis 14:00 Uhr.
Am Freitag, dem 07. November, hat die Stadt bekannt gegeben, einen neuen Kältebus in Betrieb zu nehmen. Dabei handelt es sich um ein Fahrzeug, das obdachlose Menschen mit heiße Getränken, Decken und Schlafsäcken versorgen soll. Bei Bedarf soll der Bus sie auch zur Übernachtungsstelle befördern.
“Kältebus ersetzt keinen Notruf”
Der Bus ist laut Frau Bison bei konkretem Bedarf oder Temperaturen unter minus drei Grad Celsius zwischen 21:00 Uhr und 00:00 Uhr im Einsatz. Dabei fahre er die “bekannten Orte”, wie etwa den Hauptbahnhof, ab. Aber auch Bürger könnten den Bus unter der Nummer 0621 3247327 verständigen. Frau Bison sagt dazu:
Der Kältebus ersetzt keinen Notruf! Wenn eine Gefährdung der Gesundheit vorliegt, muss auf jeden Fall die 112 gewählt werden. Dann braucht es eine ärztliche Betreuung und eine professionelle Behandlung und die können wir nicht selbst leisten.
Es gäbe also nicht besonders viele Situationen, in denen es besonders sinnvoll ist, den Kältebus zu kontaktieren. Meistens sei der ambulante Notruf die bessere Wahl. Eine Ausnahme wäre es zum Beispiel, jemanden dabei zu sehen, wie er frierend im Freien liegt.
Laut Frau Bison decke das Mannheimer Hilfesystem den Bedarf gut ab. Tatsächlich gibt es zahlreiche Angebote – die Frage ist, wie viele wohnungslose Menschen davon auch wissen. Denn bei Weitem nicht alle greifen auf die entsprechenden Angebote zurück.