Mannheim, 17. Januar 2015. (red/ld) Rund 12.000 Menschen aus Mannheim und der Region demonstrierten am Nachmittag für die Aufnahme von Flüchtlingen unter dem Motto “Mannheim sagt Ja zu Flüchtlingen” zusammen. Vertreter fast aller Parteien, Dutzende Vereine und weitere Gruppen hatten mobilisiert. Unter den Demonstranten waren auch sehr viele Mitbürger mit ausländischen Wurzeln. Die Polizei benötigte lediglich rund 60 Beamte sowie Verkehrspolizisten, um die friedliche Veranstaltung “zu sichern”. (Wir berichten im Laufe des Abends nach.)
Von Lydia Dartsch
Die ersten Demonstranten waren bereits gegen 13:00 Uhr im Ehrenhof des Schlosses zusammengekommen. Gegen 13:30 Uhr wuchs die Menschenmenge immer stärker an und der Ehrenhof füllte sich zusehends.
Rund 8.000 Facebooknutzer hatten ihr Kommen auf der dortigen Veranstaltungsseite angekündigt. Die Polizei war dagegen nur von 4.000 bis 5.000 Teilnehmern ausgegangen. Doch die Erwartungen wurden übertroffen: Insgesamt nahmen rund 12.000 Menschen an der Demonstration teil. Damit ist das die bislang größte Willkommen-Demonstration bislang in Baden-Württemberg in der Folge der Dresdner “Pegida”-Bewegung, die sich gegen Muslime und richtet.
Behinderungen für Verkehrsteilnehmer
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Mitinitiator und Stadtrat Gerhard Fontagnier (Grüne) setzte sich der Demonstrationszug gegen 14:00 Uhr über die Breite Straße in Richtung Neckarstadt und Alter Messplatz in Bewegung. Dort fand die Kundgebung statt und anschließend ein Kulturfest im Capitol, das bis in die Nacht gehen wird.
Während der Demonstration mussten Verkehrsteilnehmer mit Behinderungen rechnen: Die Bismarckstraße, die Seitenstraßen der Breiten Straße, der Luisen- und der Friedrichring sowie die Kurpfalzbrücke und die Straßen rund um den Alten Messplatz waren für die Dauer des Demonstrationszugs beziehungsweise der anschließenden Kundgebung gesperrt. Auch der Straßenbahnverkehr war beeinträchtigt.
Gegen 15:00 Uhr trafen die Demonstranten dann planmäßig am Alten Messplatz ein, wo die Kundgebung stattfand. Mittlerweile war die Teilnehmerzahl auf rund 12.000 Menschen angewachsen. Staatsministerin Silke Krebs war aus Stuttgart gekommen. Sie sagte:
Das ist wohl die größte Demonstration in dieser Richtung, die Baden-Württemberg auf die Beine gestellt hat. Und darauf kann Mannheim stolz sein.
Anschließend verlas sie das Grußwort von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), in dem er Flüchtlinge “herzlich willkommen” hieß. Über 170 Gruppen und Organisationen aus der Region seien nach Mannheim gekommen, um gegen Ausländerhass und für die Aufnahme von Flüchtlingen zu demonstrieren.
Heute sei ein wichtiger Tag, sagte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) den Demonstranten:
Es ist ein Tag der leider notwendig geworden ist. Es ist andererseits ein Tag, der uns stolz machen kann auf unsere Stadt. Weil alle, die hier zusammen gekommen sind, eines zum Ausdruck bringen: Die große Tradition Mannheims als weltoffene Gemeinschaft lebt! Wir wollen handeln, statt zu hetzen.
Danach sprachen sich Ralph Hartmann, Talat Kamran und Karl Jung vom Mannheimer “Forum der Religionen” für einen Dialog der Religionen, für Vielfalt und Einigkeit aus. Ruhan Karakul sprach für die alevitische Gemeinden in Baden-Württemberg.
Auch Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) steuerte ein Grußwort bei – verlesen von Oberbürgermeister Kurz. Danach sprachen Nina Aleric vom Migrationsbeirat der Stadt Mannheim und abschließend Bettina Franke von der Kampagne “Save Me Mannheim”, die Flüchtlingen nach eigener Aussage dabei helfen, sich einzugliedern, eine Wohnung und einen Arbeitsplatz zu suchen.
Zum Abschluss trat die Band “Che Sudaka” aus Barcelona auf, die aus Musikern besteht, die einst als illegale Einwanderer nach Europa gekommen waren und im Jahr 2002 begannen, Musik zu machen. Gegen 16:30 Uhr wurde die Kundgebung beendet.