Mannheim, 17. Oktober 2016. (red/pro) Aktualisiert. Der Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat, zunächst über Die Linke in den Gemeinderat gewählt und nun Einzelstadtrat der Familienpartei, hat einen Rap-Song produziert: „Mannheimer Ghetto“ nennt er das „Lied“, das von vulgären Zeilen aus der Gosse nur so strotzt. Er selbst sieht das als „Kunst“ und will sich als „Provokateur“ für den „Untergrund“ inszenieren. Angeblich dient sein Auftritt einem kommunalpolitisch-gesellschaftlichem „Engagement“ – daran sind erhebliche Zweifel mehr als angebracht. Der Gemeinderat wird darauf reagieren müssen. Die Herausforderung ist so enorm wie die Provokation – für Gemeinderat, Oberbürgermeister und die Stadtgesellschaft. Julien Ferrat legt es genau darauf an. Nicht mehr und nicht weniger.
Aktualisierung, 18. Oktober 15:07 Uhr: Herr Ferrat hat sowohl die Facebook-Seite wie auch das Video bei youtube gelöscht. Interessant ist, was die CDU-Stadträtin Rebekka Schmitt-Illert auf ihrem Blog zur politischen Arbeit von Herrn Ferrat veröffentlicht hat.
Kommentar: Hardy Prothmann
Ist das der Böhmermann-Effekt? Wurde der ZDF-Moderator, ein schmächtiger Mann mit großer Klappe nicht zum Superhelden der Meinungs- und Kunstfreiheit quer durch alle „qualitätsjournalistischen“ Feuilletons gefeiert, weil er im Sinne der „Aufklärung“, was geht und was nicht geht, den türkischen Präsidenten Erdogan als Pädophilen geschmäht hat, der angeblich auch gerne mal Ziegen fickt? Ist also künftig jede ordinäre Schmähung „Kunst“?
Ist das Gesellschaftskritik oder nur pubertärer Scheiß?
Was Julien Ferrat mit dem Rap-Song „Mannheimer Ghetto“ abliefert, macht zutiefst betroffen. (Sie können das Video unter dem Link aufrufen. Wir binden es nicht ein. Auf Facebook wurde es seit gestern bereits über 20.000 Mal aufgerufen.)
Soll das eine weitere schlechte Satire sein oder ist das bitterer Ernst im Sinne der „Meinungsfreiheit“?
Ferrat ist 1991 in Mannheim geboren. Seine Mutter ist Französin. Über seinen Vater gibt er nichts preis. Er ist in Deutschland geboren. Seine Botschaft:
Ich hab schon lange einen deutschen Pass und trotzdem hab ich mich nicht angepasst
Und weil ich im Herzen noch Ausländer bin, hab ich meist Sex mit ner Ausländerin
Ich hab einen Sohn mit einer Türkin, schon glaubt jeder, dass ich ein Türk bin
Das kann durchaus gesellschaftskritisch gemeint sein – doch geht es darum in diesem Video wirklich? Nach wenigen Sekunden gleich zum Start geht es im Video mit dieser Zeile los:
Habibi – lutsch an meinem Sibbi
Sibbi heißt auf arabisch „Schwanz“. Man sieht eine angedeutete Oralsexszene.
Weitere Songtext-Zeilen sind pure Provokation:
Die Fotze Deiner Mutter schmeckt nach Ayran
Nein, das ist nicht Hochkultur, sondern Rap für die Straße pur
Ich will die Leute unterhalten und geb nen Fick drauf, was sie von mir halten
Ich bin Mannheimer Stadtrat und bäng die Bitches jede Nacht hart
Ayran, übrigens mit dem Markenaufdruck des Mannheimer Unternehmens Baktat in Szene gesetzt, ist ein säuerlich schmeckendes Milchgetränk.
Sperma satt
Es folgen Bilder von Frauen im Niqab, die keinen Job bekommen. Ein weiterer Rapper im Video meint, die „Nutten in der Neckarstadt werden von meinem Sperma satt“. Eingeblendet wird die Lupinenstraße in der Neckarstadt-West.
Gangsta-Rapper sind weder Ferrat noch der andere Typ im Video, denn Videoaufnahmen in der „Lupi“ trauen sie sich nicht – das hätte vermutlich direkt „aufs Maul gegeben“.
Ferrat zeigt sich im Video mit einem T-Shirt: „Fuck ISIS“ und thematisiert eine salafistische Moschee in der Neckarstadt. Die wird (wie wir mehrfach berichtet haben) vom Verfassungsschutz beobachtet. Allerdings nicht im Song, sondern in einem Begleittext zum „Mannheimer Ghetto“ auf der Homepage von „Entertainment Records“ – einem „Musik-Label“, das noch kein Impressum aufweist:
Zum Song „Mannheimer Ghetto“ erläutert Stadtrat Ferrat: „Die Neckarstadt befindet sich auf dem besten Weg zur Ghettoisierung. Die Kriminalität ist seit Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Moschee dient als Treffpunkt für die Salafisten-Szene. Alle Maßnahmen, dem entgegen zu steuern, sind bislang erfolglos geblieben.
Woher kommt die Selbstüberschätzung?
Mit dieser Feststellung liegt Julien Ferrat richtig. Aber ist er deswegen auch schon kommunalpolitisch irgendwie relevant? Er selbst, Julien Ferrat, Stadtrat ohne jegliche Bedeutung für die kommunalpolitische Arbeit, textet weiter:
Nochmal für alle, ich bin Stadtrat Ferrat, doch meine Brudis nennen mit Ferhat
„Ferhat“ ist ein arabischer Ausdruck für „Freiheit, Mut, Krieger, Kämpfer, Freude“.
Im Song geht es mit solchen Textzeilen weiter:
Ich bin ein Mann, der Frauen gut behandelt, egal, ob es sich um eine Milf oder eine Prinzessin handelt
Ich zeig den (Anm. d. Red.: unverständlich) gerne meinen Pimmel, ein kurzer Blick genügt und sie loben mich in den Himmel
Dieser Rap-Song ist ein Highlight, denn ich liebe künstlerische Freiheit
Ich schwöre, ich schreibe meine Texte selber, dafür brauch ich keine Helfer
„Milf“ steht für „Mother, I like to fuck“. Der Einzelstadtrat präsentiert sich mit einem Foto vor dem Rathaus E5. Er betont, dass er sich auf das Grundrecht der „künstlerischen Freiheit beruft“. Was bedeutet die Anspielung auf „Helfer“?
Knallharte Provokation in Richtung Rathaus
Den Gemeinderat, den Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) und die Stadtgesellschaft muss diese klare und eindeutige Provokation beschäftigen. Es geht nicht um den „Künstler“ Ferrat. Es geht um einen Einzelstadtrat, der die Stadtgesellschaft auf ordinärstem Straßenniveau unmissverständlich zu einer Reaktion herausfordert. Doch wie reagiert man auf „so etwas“?
Zum „künstlerischen“ Politikverständnis folgen im Song folgende Zeilen:
Deine Mutter spricht nur gebrochen deutsch, trotzdem ist beim Sex ihr Loch immer feucht
Ich mach Politik in Mannheim kommunal und bums die Frauen in der Regel vaginal
Übersetzt: „Alle werden gefickt“ und sind geil drauf. Das ist erschütternd. Das ist unbeschreiblich widerwärtig und vielleicht Teil des „Pimmel-Himmel“- Wahns eines Julien Ferrat, aber auch ein klarer Angriff auf alle Werte und jeden Respekt gegenüber kommunalen Institutionen und eine Wertegesellschaft, die sich nicht in der Gosse sieht.
Über Julien Ferrat teil „Entertainment Records“ mit:
Der Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat wurde 1991 als Sohn einer französischen Mutter geboren und 1995 eingebürgert. Stadtrat Ferrat ist Mitglied im Kulturausschuss des Mannheimer Gemeinderates. Der Politiker engagiert sich stark für die freie Szene und in der freien Szene. Bei den Etatberatungen 2016/2017 beantragte er den jährlichen Zuschuss für die städtische Kulturförderung um 500.000 € zu erhöhen. Seine Devise: „Hip Hop muss wieder zurück an seine Wurzeln und gesellschaftskritische Themen aufgreifen. Der Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat provoziert mit Gangster-Rap. Mit Textpassagen wie „Ich bin Mannheimer Stadtrat und bang die Bitches jede Nacht hart“ erregt der Politiker die Gemüter. Sein Song heißt „Mannheimer Ghetto“ und thematisiert den Stadtteil Neckarstadt. Stadtrat Ferrat ist als Newcomer beim Label „Entertainment Records“ unter Vertrag.
Weiter ist dort zu lesen:
Zu seinem Engagement erklärt der Politiker: „Ich betrete das Rap Game, um Punchlines auf einem neuen Niveau zu bringen. Hip Hop muss wieder zurück an seine Wurzeln und gesellschaftskritische Themen aufgreifen. Deutschrap hat als Subkultur die Aufgabe, in einer überspitzten Form den Finger in die offene Wunde zu legen.
Das Böhmermann-Syndrom gefährdet Verantwortung
Soll das eine Kopie des unsäglichen „Böhmermann“ sein? Im Unterschied zu dem eigennützigen ZDF-„Unterhalter“ hat Julien Ferrat ein Ehrenamt inne. Gewählt durch Mannheimer Bürger, die von ihm eine Vertretung ihrer Anliegen erwarten können. Welche sind das? „Mütter jede Nacht durchzuficken“? Paragraph 17 zu Pflichten ehrenamtlich tätiger Bürger regelt:
(1) Wer zu ehrenamtlicher Tätigkeit bestellt wird, muss die ihm übertragenen Geschäfte uneigennützig und verantwortungsbewusst führen.
Damit ist eine Karriere als Rapper, der als Kommunalpolitiker jede Nacht „Bitches“ durchbumst, sich im „Pimmel-Himmel“ wähnt und meint, das sei „Sub-Kultur“ und kommunalpolitische Aufklärung, sicherlich nicht gemeint. Herr Ferrat folgt durchgeknallten Tüten wie einem Böhmermann, die meinen, alles sei lustig, was nicht ernst gemeint sei und verkennen dabei, dass es durchaus ernst werden kann, wenn man alle Grenzen einreißt. Das Böhmermann-Syndrom gefährdet Verantwortung.
Herr Ferrat – gute Ratschläge an Sie
Möglicherweise sollte Herr Ferrat einen Arzt konsultieren und die komplexe Sache mit seiner Mutter dringlich klären. Es scheint, als versuche der 1991 geborene Mannheimer, irgendwelche persönlich erlittenen Traumata im Zuge der Kunstfreiheit auf dem Ticket als ehrenamtlicher Stadtrat zu verarbeiten.
Herr Stadtrat Ferrat. Legen Sie umgehend ihr Amt nieder. Sie sind ein Schande für Mannheim.
Beweisen Sie, ob Sie als „Künstler“ mit diesem Mist Erfolg haben können – dafür genießen Sie alle Freiheiten unserer rechtsstaatlichen Ordnung. Niemand hat Sie als „Motherfucker“ mit „Himmel-Pimmel“ in den Gemeinderat gewählt.
Wenn Sie noch einigermaßen bei Verstand sein sollten, müssten Sie das auch einsehen können.
Und passen Sie auf sich auf – es könnte sein, dass Sie nicht nur rechtliche Probleme bekommen, sondern auch auf der Straße aufmerksam sein müssen. Dem nächsten Türk, dem Sie erklären, dass Sie seine geile Mutter gefickt haben, könnte der Ayran aufstoßen. Ok, als echter Gangsta sind Sie vermutlich hart genug, sich selbst durchzusetzen – als Opfer taugen Sie allerdings nicht. Und schon gar nicht als politisch verfolgter Stadtrat. Sie stellen sich über den Rechtsstaat und wollen Straße? Dann müssen Sie auch damit zurechtkommen, wenn Sie auf das Gesetz der Straße treffen.
Sie sind verantwortlich für das, was Sie tun. Wie alle Menschen. Bedauerlich ist, dass Sie so fahrlässig mit dem Ihnen geliehenen Ehrenamt umgehen.
Nochmal der Refrain: Sie sind eine Schande für Mannheim.
Und wenn Sie auf Sprachspiele stehen sollten – Sie deuten Ferrat in Ferhat um. Wie wäre es mit Verrat statt Ferrat? Sie tun so, als würden Sie sich mit Ihrem „Rap“ für Kommunalpolitik einsetzen. Tatsächlich sind Sie ein „Raper“ – Sie vergewaltigen sie. Vermutlich aus eigennützigen Zielen.
Schämen Sie sich.
Wenn Sie wissen wollen, was Kunst und Beat ist. Grandmaster Flash – 1982.
Aktualisierung:
Julien Ferrat hält sein Video für „Satire“ und beruft sich auf die Kunstfreiheit.