Mannheim/Heidelberg, 17. November 2012. (red/ld) Einen Film nur mit Bildern zu erzählen, funktioniert sehr gut. Wie gut, beweist „Odnazhdi So Mnoi – First Time for Everything“ von Leonid Fomin aus Russland. Der zehnjährige Kolya begegnet dabei zum ersten Mal seinem Vater in einer einsamen, abgelegenen Holzhütte. Fast ohne Dialoge kommt diese Geschichte aus, die von der Entwicklung einer Vater-Sohn-Beziehung erzählt.

Odnazhdi So Mnoi – First Time for Everything. Foto: Filmfestival
Von Lydia Dartsch
Wortlos stolpert der zehnjährige Kolya in das Ferienhaus seines Vaters. „Es ist Zeit, dass Du Dich um ihn kümmerst“, herrscht Kolyas Großmutter ihn an und verschwindet. Wortlos verlässt auch sein Vater die Wohnung und sein Leben, in dem er sich mit seiner neuen Frau und seinen zwei Kindern eingerichtet hat. Was die beiden von ihrer unerwarteten Begegnung halten, ist nicht leicht zu erfahren, zumindest in Kolyas Gesicht ist der Trotz und die Abneigung anzusehen.
Missmutig folgt er seinem Vater auf dem Weg zum Brunnen, um Wasser zu holen. Denn das fließt nicht in dem Haus. Holz soll der Junge hacken, wenn es ihm zu kalt wird. Doch Kolya denkt gar nicht daran. Er will ohnehin nicht bleiben. Er lässt die Axt liegen, die ihm sein Vater dagelassen hat und büchst aus, zurück zu seiner Großmutter und scheitert am Wetter. Als er seinen Vater anbrüllt, er wolle zurück zu seiner Großmutter, brechen beide zusammen auf zu einem wortlosen Fußmarsch durch die russische Natur. Ebenso wortlos springt Kolyas Vater schließlich in den See, findet dann aber doch noch etwas, das er seinem Sohn sagen will: „Dort ist der Bahnhof. Sag Deiner Großmutter viele Grüße.“
„Stummfilm“ hat das Auswahlkommittee des Filmfestivals „Odnazhdi So Mnoi“ aus Russland kategorisiert. Doch wer denkt, ihm stünde ein langweiliger Film bevor, irrt sich. Leonid Fomin erzählt vor allem in Bildern, wie sich die Beziehung zwischen Vater und wütendem Sohn entwickelt. „Gleich gibt es wieder Text“ erwarten die Zuschauer, als Kolyas namenloser Vater telefoniert, im verzweifelten Versuch, seinen ausgerissenen Sohn wieder zu finden. Doch weit gefehlt: Musik überblendet seine Stimme.
Es geht auch ohne Text. Die Bilder, die Musik, die Gesichtsausdrücke der Protagonisten sagen alles, was die Geschichte braucht, um erzählt zu werden. Die Zuschauer müssen nur genau zuschauen. Diese Reduktion macht „Odnazhdi So Mnoi“ zu einem sehr intensiven Film, dessen intensive Bilder bis aus dem Kinosaal hinaus wirken.