Heppenheim/Rhein-Neckar, 17. Juli 2012. (red/pm) Die 20. Gassensensationen vom 11. bis 14. Juli 2012 haben an den vier Veranstaltungstagen 48 Veranstaltungen mit einer breiten Angebotspanne präsentiert und trotz des etwas wechselhaften Wetters einen neuen Besucherrekord von über 34.000 Besuchern verzeichnet.
Information der Kreisstadt Heppenheim:
„Damit haben nun seit 1993 mehr als 500.000 Besucher über 720 Aufführungen bei freiem Eintritt gesehen. Die Stadt Heppenheim als Veranstalter zieht eine insgesamt sehr positive Resonanz des 20. Straßentheater Festivals.
Nunmehr zum dritten Mal hatten die Organisatoren des Straßentheater Festivals die Programmstruktur so geplant, dass jeweils zwei Veranstaltungstage deckungsgleich angelegt waren. So ließen sich die Besucherströme etwas besser lenken, so dass es nicht zu allzu großen „Engpässen“ kam.
Die Qualität des Programms, das unterschiedliche Genres dieser Sparte bot -von schwerer Kost bis zur Comedy- aber auch die Tatsache, dass Menschen jeder Altersgruppe, vom Kind im Vorschulalter bis zum Senior, die Theater-Veranstaltungen ansteuerten, ist sicherlich ein Grund für die hohen Besucherzahlen.
Wie sehr sich die Heppenheimer selbst – und nicht nur die, sondern auch Menschen aus den Nachbarstädten mit ihrem Festival identifizieren, beweist die große Anzahl von Mitgliedern bei den „Freunden und Förderern der Gassensensationen“, von denen sich viele mit Verve auch persönlich einsetzen, etwa beim Brezel- oder Getränkeverkauf.
Über 80 ehrenamtliche Helfer waren auch dieses Jahr wieder pausenlos im Einsatz. Die meisten sind Mitglieder des Vereins „Freunde und Förderer der Gassensensationen Heppenheim e.V.“. Die Zweite Vorsitzende Elke Schütz hatte wieder in einem detaillierten Einsatzplan für den reibungslosen Helfereinsatz gesorgt. Eine ganz hervorragende Arbeit, die maßgeblich zum Gelingen des Festivals beigetragen hat!
Freilichtbühne
Auf der Freilichtbühne als größtem Einzelveranstaltungsort wurde am Mittwoch- und Donnerstagabend Stummfilmtheater mit der englischen Gruppe Bash Street Theatre Company präsentiert. „The Strongman“ war eine gelungene Mischung von Artistik, Stunts und Live-Musik. Die neueste Produktion der Bash Street Theatre Company ließ sich inspirieren von Charlie Chaplins The Circus (1928) und Federico Fellinis La Strada und erzählte eine Geschichte voller Intrigen und Eifersucht, mit Komik, Musik und Spielfreude.
Aus Italien war am Freitag und Samstag Ondadurto Teatro mit seiner Platzinszenierung „Felliniana“ auf der Freilichtbühne zu Gast. Die 20. Gassensensationen endeten mit einer betörenden Revue aus Tanz-, Akrobatik- und Spielszenen mit Großobjekten, Effekten und Videoprojektionen. Ondadurto Teatro schickte seine Besucher auf eine Reise in die surreale Traumwelt von Federico Fellini: Sie zeigten spektakuläre Szenen und melancholische Momente in der mondänen Welt der Stars, Sternchen und Paparazzi. „Felliniana“ ist eine Hommage an den großen italienischen Regisseur, ein Bilderrausch aus unvergessenen Szenen aus seinen filmischen Meisterwerken. Die italienische Compagnie schaffte es, die unverwechselbare Atmosphäre der Filme auf die Bühne zu bringen.
Kirchplatz
Der zweitgrößte Veranstaltungsort, der Kirchplatz vor der Pfarrkirche St. Peter, war ebenfalls, gleich mehrfach, sehr gut besucht. Den Anfang machte am Mittwoch und Donnerstag Gregor Wollny mit seiner Show „Brot und Spüle“.
Freitag und Samstag gastierte das Teatro dei Piedi aus Italien auf dem Platz vor St. Peter. Laura Kibel ist bei den Gassensensationen keine Unbekannte mehr. Schon einmal faszinierte sie mit ihrem Fußtheater das Heppenheimer Publikum. „Geh wohin die Füße dich tragen“ ist ihre aktuelle Produktion. Was eben noch ein nacktes Bein, ein Knie oder eine Hand war, verwandelte sich vor den Augen des Publikums mit falscher Nase, Mütze und Kostüm zu Figuren, die leiden und lieben. Die italienische Künstlerin erzählte auf ihre einzigartige Weise Kurzgeschichten ohne Worte, die durch ihre Originalität, Poesie, und Ironie Zuschauer jeden Alters begeisterten.
Parkplatz Amtshof
Zum dritten Mal wurde der Parkplatz in der Amtsgasse ohne das Festivalzelt bespielt – und hat einmal mehr seinen wunderschönen Rahmen gezeigt. Die Compagnie TUIG aus den Niederlanden präsentierte am Freitag und Samstag „Schraapzucht“. Eine große, eigenwillige Maschinenkonstruktion stand mitten auf dem Platz: Ein Eisenrad ragte in den Himmel, darunter ein zunächst leeres Zimmer, in dem sich ein einziger Mensch befand. Als sich das große Rad zu drehen begann, setzte es eine allzu menschliche Geschichte in Gang. In beeindruckenden Bildern und getragen von einfühlsamer Musik erzählte die niederländische Compagnie von der menschlichen Habgier („Schraapzucht“). Dabei setzte sie auf wunderschöne, poetische Bilder, die den Besuchern noch lange im Gedächtnis haften bleiben werden.
Marktplatz
Der Heppenheimer Laternenführer Uwe Pfeifer eröffnete die Gassensensationen 2012 am Mittwoch um 18:00 Uhr mit seinem Bauchladentheater auf dem Marktplatz. Die Geschichte von „Ratz Pfeifer“, der kleinen, pfiffigen Ratte, die nach Heppenheim kommt und vom Puppenspieler Albert Völkl erfunden wurde, feierte bei den letztjährigen 19. Gassensensationen ihre Premiere. Die Scherenschnitt-Figur, die in der Zeit der „Heppenheimer Sagen“ lebt, war an allen vier Festivaltagen zu sehen.
Auf dem historischen Marktplatz starteten am Mittwoch und Donnerstag auch die Laternenführungen. Die diesjährigen Führungen erzählten „Geistergeschichten“! So erfuhren die Zuschauer und Zuhörer vom Schicksal des Langen Hannes aus Fulda oder von der Weißen Dame, die seit Jahrhunderten auf der Starkenburg erscheint. In bekannter Weise trugen die Heppenheimer Laternenführer Balladen vor und ließen die alten Geschichten unter den Scherenschnittlampen wieder lebendig werden.
Saalbau Kino
Zum zweiten Mal im Veranstaltungsplan der Gassensensationen stand das Saalbau Kino. Der nordhessische Figurenspieler Albert Völkl, schon seit Jahren gern gesehener Künstler des Festivals, spielte und erzählte hier insgesamt acht Mal seine Geschichte „Der Kuss“, die wahre Geschichte von Dornröschen.
Park am Landratsamt Der kleine Park des alten Landratsamtes war auch in diesem Jahr wieder eine wunderschöne Spielstätte. Hermes Kauter alias Frascatelli präsentierte starke visuelle Effekte mit Witz und Komik, flott und frech, so dass die Zeit seiner Aufführung im Flug verging. Schon bei der allerersten Veranstaltung der Gassensensationen 1993 stand er in Heppenheim auf der Bühne. Jetzt war er wieder zurück und begeisterte sein Publikum mit origineller Zauberkunst aus aller Herren Länder. „12 Nationen unter einem Hut“ lautete sein Programm.
Fautsches Viertel
Von „Mönchspfeffer und Klosterfrauen“ berichtete die als Eigenproduktion gezeigte szenische Laternenführung im Faustschen Viertel. Unter Leitung von Konny Tremper entstanden heitere, spannende und abwechslungsreiche Klostergeschichten aus dem Heppenheimer Laternenweg. Die Ausführenden waren: Kornelia Tremper, Reiner Diehlmann, Felix Diehlmann, Martina Diehl, Pia Keßler-Schül, Uwe Pfeifer und Nobert Schül (Musik).
Sommernachtsbaum
Zum 20. Festival hatten Jaap Slagman und Danny Molenaar aus Holland noch einmal ihre verrückte Reisekiste mitgebracht. Sie stand unter dem „Sommernachtsbaum“, der schon oft Spielstätte für außergewöhnliche Produktionen war. Sobald sich der Deckel öffnete, kamen bei „Pop-up!“ kuriose Gestalten zum Vorschein: König und Narr, Prinzessin und Prinz, Räuber und Polizist, Jäger und Kaninchen. Das Stück sprühte vor skurrilen Ideen und Situationen. Bestechend einfach erzählten die beiden niederländischen Künstler in kurzen Episoden das Leben mit all seinen Tücken als ewiges Kommen und Gehen und entwarfen so – ganz unbeschwert – ein Bild von der Flüchtigkeit des Seins.
Außergewöhnlich war sicherlich auch die Produktion „Lyrik meets violins“ mit dem Violet Quartet und Pia Hänggi und Achim Stellwagen von den Heppenheimer Festspielen. Zum zweiten Mal beschäftigte sich ein Kunstprojekt der Gassensensationen mit dem lyrischen Werk des verstorbenen Heppenheimer Dichters Klaus Schmidt-Mâcon. Unter dem Blätterdach der riesigen Platane an der Martin-Buber Schule entspannte sich ein Reigen aus Gedichten und Klängen. Pia Hänggi und Achim Stellwagen trugen die wortgewaltigen Texte des Schriftstellers vor. Das Violet Quartet schaffte dazu mit vier elektrischen Geigen ungewöhnliche Klangwelten.
Starkenburg
Nach 2004 und 2005 luden die Gassensensationen zum 20-jährigen Geburtstag wieder einmal auf das Wahrzeichen der Region, die Starkenburg, ein. Die Berliner Compagnie Theater Anu, die ja bekanntlich aus den Gassensensationen hervorgegangen ist, zeigte in einer Deutschlandpremiere “Ovids Traum”. „Ovids Traum“ war ein verwunschener Garten. Die Besucher erwarteten Ton- und Klangcollagen, Skulpturen, Projektionen und Schattentheater verbunden mit zeitgenössischem Tanz und Bewegungskunst.
Parallel zu dem Festival war und ist in der historischen Rathaushalle eine Fotoausstellung mit bisher unveröffentlichten Bildern der Gassensensationen von 1993 bis 2011 zu sehen. Die Ausstellung „20- Jahre- Gassensensationen“ ist noch bis 9. September täglich von Montag bis Donnerstag von 8:00 – 12:00 Uhr und 14:00 – 16:00 Uhr und Freitag von 8:00 – 12:00 Uhr geöffnet.
Wer noch zu Hause von dem Gesehenen noch etwas träumen möchte, kann das Festival durch den Kauf des Buches „Sommernachtsträume“ unterstützen. Zum 20. Geburtstag des Festivals haben Stadt und Förderverein ein reich bebildertes Buch mit dem Titel „Sommernachtsträume“ zur Geschichte der Gassensationen (96 Seiten), aufgelegt.
Das Buch kann zum Preis von 19,90 € in der Tourismus Information, Großer Markt 9, 64646 Heppenheim, (E-Mail: tourismus@stadt.heppenheim.de) sowie im Buchhandel bezogen werden.“