Mannheim, 17. November 2015. (red/ms) Ein Mann verkleidet sich als Polizist und setzt Zugtoiletten in Brand. Dann bestiehlt er Passagiere, um anschließend bei Evakuierung und Löscharbeiten zu helfen – klingt skurril, ist aber wirklich passiert. Mindestens drei Mal innerhalb von zwei Wochen gefährdete der Tatverdächtige Menschenleben. Nun muss sich der 33-jährige „Rheinländer“ vor Gericht verantworten.
Von Minh Schredle
Zwischen Ende Juli und Anfang August hat eine seltsame Serie von Straftaten die Behörden beschäftigt: Innerhalb von nicht einmal zwei Wochen wurde in drei ICEs versucht, die Toiletten in Brand zu setzen.
Das Chaos, das dadurch entstand, wurde von dem Täter ausgenutzt, um die Passagiere zu bestehlen. Doch damit nicht genug: Nach der Brandlegung hat sich der Täter in mehreren Fällen als Polizist ausgegeben und half bei Evakuierung und Löschung. Es soll sogar anderen Beteiligten Verhaltensanweisungen gegeben haben. Beim Eintreffen der echten Polizei war er dann verschwunden.
Der Tatverdächtige konnte dennoch ermittelt werden. Wie die Staatsanwaltschaft Mannheim mitteilt, wurde inzwischen Anklage gegen einen 33-Jährigen erhoben. Er muss sich nun wegen des Verdachts der versuchten schweren Brandstiftung in drei Fällen sowie wegen weiterer Delikte vor dem Amtsgericht Mannheim verantworten.
Zwölf Verletzte
Auf Rückfrage der Redaktion erklärt Oberstaatsanwalt Andreas Grossmann, die Anklage gehe nur von „versuchter“ schwerer Brandstiftung aus, weil die Brände nicht auf wesentliche Teile des Zuges übergegriffen haben. Dennoch entstand ein Sachschaden in Höhe von mindestens 6.000 Euro.
Dazu, wie viele Personen dadurch potenziell gefährdet worden sind, will sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. Insgesamt erlitten acht Reisende und Zugbegleiter gesundheitliche Beeinträchtigungen wegen Rauchentwicklung, weitere vier Zugbegleiter erlitten Rauchgasintoxikationen, die eine ambulante Behandlung im Krankenhaus erforderten.
Brandstifter geistig gesund?
Der Angeschuldigte wurde am 09. August festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, stammt der Tatverdächtige aus dem Rheinland und hatte zuletzt keinen festen Wohnsitz. Bislang bestreitet er die Tatvorwürfe – über ein mögliches Motiv lässt sich gegenwärtig also nur spekulieren. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist der Angeklagte offenbar geistig zurechnungsfähig:
Anhaltspunkte für eine Beeinträchtigung seiner Schuldfähigkeit bestehen nicht,
antwortet Oberstaatsanwalt Grossmann auf eine Anfrage des Rheinneckarblogs. Ein Termin für die Verhandlung muss noch angesetzt werden.