Viernheim, 16. April 2018. (red/pm) Die Viernheimer Idee der “Energiekarawane” hat guten Anklang gefunden. Das Konzept wurde mittlerweile von vielen Kommunen der Metropolregion Rhein-Neckar übernommen. Im Rahmen der “Energiekarawane kommt nach vorheriger Ankündigung ein Energieberater direkt ins Haus von Bürgerinnen und Bürgern und informiert sie kostenlos über mögliche Sanierungsmaßnahmen und Fördermöglichkeiten.
Information der Stadt Viernheim:
„Die Energiekarawane ist ein gutes Beispiel dafür, was alles entstehen kann, wenn die Zusammenarbeit von Städten mit der Metropolregion Rhein-Neckar und von der Metropolregion Rhein-Neckar mit Städten funktioniert. Dann profitieren alle davon. Allein wären solche Projekte gar nicht zu schultern. Deswegen kann ich nur zu weiteren Kooperationen aufrufen. Je mehr Städte und Gemeinden aktiv mitmachen, desto stärker wird die Metropolregion Rhein-Neckar“, ist die feste Überzeugung von Viernheims Bürgermeister Matthias Baaß.
Die Idee „Energiekarawane“ wurde im Jahre 2009 in Viernheim geboren, eroberte erst die Metropolregion Rhein-Neckar und nach und nach ganz Deutschland. Sie mauserte sich so zu sagen zum Exportschlager. Die Idee ist eigentlich ganz einfach: Nach vorheriger Ankündigung kommt ein Energieberater direkt ins Haus und informiert über mögliche Sanierungsmaßnahmen und Fördermöglichkeiten bei Hauseigentümern. Information und Motivation stehen bei der kostenfreien Beratung im Mittelpunkt. Die Hauseigentümer gewinnen hierbei Orientierung in einem komplexen Thema und werden motiviert, sinnvolle Sanierungsmaßnahmen durchzuführen.
86 Energiekarawanen und 8.200 Beratungsgepräche
Mit Viernheimer Unterstützung übernahm die MRN diese Idee und verbreitete sie erfolgreich im ganzen Metropolgebiet. Die Zahlen sprechen für sich: Bislang zogen 86 Energiekarawanen durch Nordbaden, Südhessen und die Pfalz. Bei insgesamt rund 8.200 Beratungsgesprächen wurden Hausbesitzer von Fachleuten individuell über die verschiedenen Möglichkeiten des energetischen Modernisierens und Sanierens informiert. In über 5.000 Fällen leiteten die Hausbesitzer daraufhin Maßnahmen ein, was die CO2-Emissionen unter dem Strich jährlich um 10.600 Tonnen verringert und über 7 Mio. Liter Heizöl einspart. „Gleichzeitig profitiert das regionale Handwerk von Aufträgen in Höhe von 51 Mio. Euro – ein lokales bzw. regionales Konjunkturprogramm“, betont Baaß.
Ausgehend von diesen Erfolgen zieht die Karawane nun bundesweit von Stadt zu Stadt und findet immer mehr Nachahmer.
Inzwischen starten Viernheim und andere Städte in der MRN mit der „Energiekarawane Gewerbe“ durch.
Die Rückmeldungen machen Mut und bestätigen die Richtigkeit der „Energiekarawane“
„Ich finde es toll von der Gemeindeverwaltung, diese Initiative ergriffen zu haben und für die Bürger nutzbar gemacht zu haben. So stelle ich mir Bürgernähe vor.“ Oder: „Dank der Energieberatung habe ich nun die Sicherheit, die richtigen Maßnahmen umzusetzen, die sich positiv auf die künftigen Energiekosten auswirken werden und einen Förderzuschuss ermöglichen.“ Ein anderer Bürger schreibt: „Jetzt bin ich zum Thema Energieeinsparung (Fenster, Heizung, Dämmung) speziell für mein Haus umfassend informiert.“ Oder: „Die Aktion war aus meiner Sicht ein voller Erfolg“. „Während des Beratungsgesprächs erhielt ich nicht nur vielfach interessante Informationen, sondern auch Antworten auf Fragen nach dem Motto „Was ich schon immer einmal wissen wollte.“
„Das größte Energieeinsparpotenzial der Haushalte steckt in der Sanierung des Gebäudebestands. Um dieses zu erschließen, reicht es nicht, bundesweit und regional Förderprogramme anzubieten oder Informationsmaterial auszulegen. Die Mehrheit der Menschen erreicht man nur durch persönliche Ansprache. Sie müssen motiviert und wollen fachlich informiert werden“, betont Brundtlandbeauftragter Philipp Granzow. Am besten in ihrem vertrauten Umfeld, d.h. zu Hause direkt am Objekt. Ganz individuell lassen sich hier die erforderlichen Maßnahmen durchsprechen. Die Initiatoren der Energiekarawane gehen davon aus, dass mit einer individuellen, aktiven und intensiven Beratung eine erheblich größere Motivation ausgelöst werden kann, das eigene Haus zu sanieren, als mit anderen Formen der Öffentlichkeitsarbeit. Hier setzt die Energiekarawane an.
Das Prinzip Energiekarawane
Die Energiekarawane ist eine informierende und motivierende kommunale Aktion um Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern zur Sanierung ihrer Gebäude zu bewegen. Das übliche Prinzip, dass Energieberatung „abgeholt“ werden muss, wird mit der Energiekarawane umgekehrt. Ein Team ausgewählter Berater geht nach einem persönlichen Anschreiben durch den Bürgermeister aktiv auf die Eigentümer eines ausgewählten Quartiers zu.
Das Quartier mit rund 400 Adressen hat Wohnbebauung aus den 50er, 60er oder 70er Jahren, überwiegend mit 1-und 2-Familienhäusern. Der Ablauf der Energiekarawane folgt einem fest vorgegebenen Schema, das von den Initiatoren vorgegeben wird. Das Projekt ist so gut durchstrukturiert, dass auch ein Mitarbeiter ohne Fachkenntnisse aus dem Energiebereich mit Hilfe des sogenannten Servicepakets, die Energiekarawane vor Ort durchführen kann.
Beratungsquote als wichtigster Erfolgsindikator
Verglichen mit anderen Marketingmaßnahmen ist die Energiekarawane mit Erfolgsquoten (% der beratenen Hauseigentümer im Verhältnis zu den angeschriebenen) von 25% (teilweise bis zu 38%) sehr erfolgreich.
Im Mittel der bislang ausgewerteten Karawanen nehmen 25% der Hauseigentümer das Angebot an. Die höheren Quoten über 35% waren alle bei den später durchgeführten Karawanen zu verzeichnen. Das zeigt, dass das Thema wichtiger geworden ist und die Akzeptanz für die Energiekarawane steigt.
Je Karawane erhalten 80-120 Hauseigentümer eine Energieberatung, ausgehend von ca. 400 im Vorfeld angeschriebenen Bürgern. Für mehr als 80% von ihnen ist es die erste Energieberatung überhaupt. Damit ist die Energiekarawane ihrem Anspruch, eine motivierende Initialberatung anzubieten, gerecht geworden.
Bislang haben ca. 90 Kommunen in der Region eine Energiekarawane durchgeführt, manche zum zweiten Mal. Es liegen weitere Interessenbekundungen vor.
Bürgermeister Baaß und Brundtlandbeauftragter Granzow ziehen ein positives Fazit: „Das Grundprinzip der Energiekarawane ist richtig und erfolgreich. Hauseigentümer werden aktiv von ihrem Bürgermeister angesprochen. Ein Energieberater stellt unaufgefordert einen Kontakt her und führt auf Wunsch eine Beratung durch. Das ist unkompliziert, bequem und findet sowohl das Vertrauen als auch Akzeptanz der Hauseigentümer. Diese reagieren ihrerseits mit konkreten Sanierungsmaßnahmen. Das Projektziel, die Sanierungsquote zu steigern, wird dadurch erreicht.“
Auch Stukkateurmeister Edmund Scheidel begrüßt die Energiekarawane ausdrücklich. „Eine tolle Idee. Dass aus dieser Energiekarawane dann noch ein kleines Konjunkturprogramm wurde, ist positiv für unsere Mitarbeiter und für unsere Betriebe. Positiv für die Umwelt, für die Finanzen und zuletzt auch für die Bewohner.“
Die Brundtlandstadt Viernheim, Hessens erste Energiesparstadt, fühlt sich dem Titel Brundtlandstadt auch nach über 20 Jahren verpflichtet. „Mit immer wieder neuen Aktionen werden Bevölkerung, Unternehmen und Verwaltung motiviert, ihre Energieverbräuche zu reduzieren“, bringt Brundtlandbeauftragter Granzow die Zielsetzung seiner Arbeit auf den Punkt.
Infofilm dokumentiert die enge Verzahnung Viernheims mit der Metropolregion Rhein-Neckar
Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins „Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar e.V.“ Anfang März im Viernheimer Bürgerhaus hat die Stadtverwaltung einen 7-minütigen Infofilm der Firma Pionierfilm GmbH gezeigt, der die vielfältigen Vernetzungen der Stadt Viernheim mit der Metropolregion in unterschiedlichen Bereichen an gleich mehreren konkreten Beispielen eindrucksvoll dokumentiert.
Interessierte können sich den Filmstreifen hier anschauen.
Die Metropolregion Rhein-Neckar gehört mit über zwei Millionen Einwohnern zu den stärksten Wirtschaftsräumen Deutschlands. Die Akteure der Region arbeiten immer mehr zusammen. Das ist gut für Bürger und Unternehmen. Unter dem Motto aus der Region für die Region profitieren die Metropolregion und Viernheim voneinander. Viernheim ist wirtschaftlich eng verzahnt mit der Metropolregion. Grenzen spielen hier keine Rolle.”