Heidelberg/Rhein-Neckar, 16. November 2012 (red/pm) Ambulanz des Integrierten Diagnose-, Beratungs- und Behandlungsverbunds für Computerspielsucht und übermäßige Mediennutzung Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg nimmt im Heidelberger Gesundheitsamt seine Arbeit auf.
Information des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis:
„Mehr als eine halbe Million Menschen zwischen 14 und 64 Jahren in Deutschland, das ist rund ein Prozent, müssen als internetabhängig eingestuft werden, fast 2,5 Millionen Menschen, also 4,6 Prozent dieser Altergruppe gelten als problematische Internetnutzer. Diese Ergebnisse einer unlängst veröffentlichten Studie der Universitäten Lübeck und Greifswald, die sich weitgehend mit Ergebnissen einer Studie der Universität Heidelberg decken, weisen darüber hinaus mehr als doppelt so hohe Quoten – 4,6 bzw. 13,6 Prozent – bei den 14-bis 24-Jährigen auf.
Für zahlreiche Beratungsstellen und Therapeuten ist das Thema Neuland, vor allem im diagnostischen Bereich bestehen noch enorme Defizite. Die Folge: Betroffene haben nicht selten eine wahre Odyssee hinter sich, bis sie eine geeignete Anlaufstelle für ihr Problem finden und somit Gewissheit darüber erlangen, ob ihr Computerspielverhalten noch im Normbereich lieg oder bereits Suchtcharakter aufweist.
Hier soll die Ambulanz des Integrierten Diagnose, Beratungs- und Behandlungsverbunds für Computerspielsucht und übermäßige Mediennutzung Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg Abhilfe leisten.
Sprechstunden
Der neue Ambulanzdienst wird ab 28. November 2012 im Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg seine Arbeit aufnehmen. Sprechstunden werden jeweils am 2. und 4. Dienstag eines Monats zwischen 10:00 und 12:00 Uhr sowie zwischen 14:00 und 16:00 Uhr angeboten. Termine können nur nach vorheriger telefonischer Voranmeldung unter 06221/5221814, montags bis donnerstags zwischen 8:00 und 12:00, vergeben werden.
Träger des Ambulanzdienstes sind neben den Suchtberatungsstellen im Rhein-Neckar-Kreis (Aktionsgemeinschaft Drogen e.V., Suchtberatung der AGJ, Suchtberatung Weinheim e.V., Suchtberatung der evangelischen Stadtmission) das Psychologische Institut der Universität Heidelberg, das Institut für Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie e.V., die AHG Klinik Hardberg, die Psychologische Beratungsstelle des evangelischen Kirchenbezirks Neckargemünd/Eberbach sowie das Zentrum für Psychosoziale Medizin der Universität Heidelberg, die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie die Klinik für Allgemeine Psychiatrie.
Die beteiligten Institutionen haben sich auf ein einheitliches Diagnosemanual verständigt, für das alle im Ambulanzbereich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen einer Fortbildung qualifiziert wurden. Zusätzlich zur Diagnostik soll bei Bedarf eine problemspezifische Weitervermittlung an lokale Beratungs- und Behandlungsstellen erfolgen
„Wir freuen uns sehr, dass es gelang, über institutionelle Grenzen hinweg diesen interdisziplinären Verbund zu schaffen“, so Dr. Ulrich Wehrmann, kommunaler Suchtbeauftragter des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis und Koordinator der Ambulanz im Landratsamt. „Ich denke, dass wir mit der Einrichtung der Ambulanz einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Versorgung von Computerspielsüchtigen sowie Menschen mit übermäßigem Mediengebrauch im Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg zu verbessern“, so Wehrmann weiter. Die Arbeit der Ambulanz wird zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren wissenschaftlich vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg begleitet. „Wir erwarten uns durch die wissenschaftliche Auswertung der Daten zur Ambulanzarbeit Aufschlüsse über deren Effektivität, und inwiefern unsere Zielgruppe davon profitieren konnte“, so Dr. Katajun Lindenberg vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg.“