Mannheim, 16. März 2015. (red/ld) Mit einer psychedelischen Film- und Musik-Performance von Kasumi, Fried Dähn und Thomas Maos wurde am vergangenen Samstag das Festival für visuelle Kunst und Jetztkultur “B-Seite” eröffnet. Eine ganze Woche lang zeigen 70 Künstler/innen Performances und Installationen. Viele davon im öffentlichen Raum in Mannheim.
Von Lydia Dartsch
Auf der Bühne lagen keine Instrumente. Nur irgendwelche Werkzeuge. Immer wieder kam jemand auf die Bühne und schraubte oder werkelte etwas herum und ging wieder. Wir haben gar nicht registriert, dass dies das Konzert war.
So beschrieb Wolfgang Sautermeister, einer der künstlerischen Leiter des Zeitraumexit, sein erstes Konzert der Gruppe “Kraftwerk” vor vielen Jahren. Damals sei der Grundstein zu dem gelegt worden, was die audio-visuelle Kunst heute ausmacht, sagte er bei der Eröffnung des Festivals für visuelle Kunst und Jetztkultur “B-Seite” am vergangenen Samstagabend im Zeitraumexit im Mannheimer Jungbusch.
Ähnlich, aber sehr viel psychedelischer als dieses Kraftwerk-Konzert verlief die Eröffnungsperformance Kasumi_Dähn_Maos von Kasumi, Fried Dähn und Thomas Maos: Die rund 200 Zuschauer sehen Fried Dähn – eigentlich Cellist – an einem Laptop sitzen. Auf dem Platz vor ihm ist eine Gitarrenanlage samt Gitarre aufgebaut. Man hört es rauschen und pulsieren. Es hört sich an, wie in einem U-Boot. Ein tickendes Geräusch gibt einen Groove vor. Währenddessen wird der Name der Performance an zwei Wände des Raums projiziert.
Man versucht zu verstehen – man muss sich drauf einlassen
Das Pulsieren wird lauter. Der Groove verändert sich. Thomas Maos läuft zur Gitarre, hängt sie sich um. Man sieht ihn spielen. Man kann dem Instrument aber keine Laute zuordnen. Thomas Maos legt die Gitarre wieder ab und geht. Der Groove und das Geräusch haben sich irgendwie verändert. Es hämmert eindringlicher. Die Projektion verändert sich. “Audiovision” steht nun an den Wänden.
Was folgt, ist ein 40 Minuten dauerndes psychedelisches Erlebnis: Zur sich ständig verändernden Musik, die Thomas Maos und Fried Dähn spielen, wird ein schier überfordernder Wust an Filmschnipseln an drei Wände projiziert. Schnipseln aus Lehrfilmen über die Funktion des Auges und der Ohren werden Schnipsel aus Lehrfilmen über die Funktion über Licht, Ampeln, Telefone und das Sprechen gezeigt. Dazu kommen Schnipsel aus alten Filmen.
Die Schnipsel überlagern sich, werden verfielfältigt, wiederholt und neu zusammengesetzt. Gemeinsam mit der Musik entsteht aus der Videoinstallation von Kasumi aus Cleveland (USA) ein schier unfassbarer Strom an Seh- und Hörreizen, auf den man sich einlassen muss. Erst dann wird die Performance zu einem Erlebnis.
Insgesamt 70 Künstlerinnen und Künstler zeigen bis kommenden Sonntag in 32 Veranstaltungen ihre Werke und Performances an verschiedenen Orten in Mannheim – beispielsweise “Art of Skate” am kommenden Samstag um 22:00 Uhr am Alten Messplatz, die Performance “Hackenporsche” am Freitag im Jungbusch oder “Vinyl Strings” am Dienstag in der Alten Feuerwache. Das gesamte Programm gibt es auf der Internetseite des Festivals.
Im Zeitraumexit zeigt täglich ab 16:00 Uhr – außer Montags – in der Ausstellung Werke der Jetztkultur bei freiem Eintritt. Beispielsweise “Rollator” von Fabian Kühfuß aus Stuttgart: Der rollt selbständig durch den Ausstellungsraum, angetrieben durch einen Elektromotor mit Autobatterie. “Sind Drohnen, die nicht mehr gebraucht werden, Rentner?”, fragt der Künstler mit diesem Werk. Marcellina Wellner aus Berlin macht Musik mit den Geräuschen, die alte Festplatten bei bestimmten Fehlermeldungen machen. “Error 404, 502, 410” heißt ihre Installation.
Spannend anzusehen ist auch die Installation “Linear Recurrence” von Manuel Suhr aus Mannheim: An einem Ring sind unterschiedlich geformte Lichtleiter befestigt, die eines nach dem anderen aufleuchten, wenn sie von der rotierenden LED-Lampe beleuchtet werden. Dabei werden immer andere Formen und Kurven in die Dunkelheit gemalt, von der die Installation umgeben ist.
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