Heidelberg, 16. März 2018. (red/pm) Vom Offiziersheim der Nationalsozialisten zum Sitz des Befehlshabers der US-Streitkräfte in Europa – die ehemalige Kommandantur (auch „Keyes-Building“) auf der Konversionsfläche in der Südstadt ist ein geschichtsträchtiger Ort. Aktuell wird das denkmalgeschützte Gebäude an der Römerstraße durch die Stadt Heidelberg renoviert.
Information der Stadt Heidelberg:
„Es dient ab Ende April zunächst der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg als Ausstellungsort für ihre Zwischenpräsentation. Gegen Ende des Jahres 2018 soll dann das Mark Twain Center für transatlantische Beziehungen seinen öffentlichen Betrieb aufnehmen. Bei einer Begehung der Baustelle am 13. März informierten Vertreter der Stadt Heidelberg und der IBA über die aktuellen Arbeiten und die künftigen Nutzungen.
„Heidelberg ist reich an denkmalgeschützten Gebäuden mit einer vielschichtigen Historie – die Kommandantur ist dennoch etwas Besonderes. Der Reiz dieses Gebäudes liegt darin, dass es zwar für jeden sichtbar, aber für kaum einen zugänglich war. Fast ausschließlich hohe militärische Ränge gingen hier ein und aus. Das wird sich nun ändern: Nach der Renovierung wird die Kommandantur ein öffentlicher Ort werden und ein Anziehungspunkt weit über Heidelberg und Deutschland hinaus sein“, erklärte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck bei der Begehung.
Aktuelle Bauarbeiten
Bei den aktuellen Bauarbeiten wird die Infrastruktur für eine barrierefreie Nutzung hergestellt. Dazu gehören unter anderem der Bau einer Rampe im Eingangsbereich und ein Aufzug im Innenbereich. Zudem müssen Sanitärräume, Beleuchtung, Fenster, Türen, die Dachkonstruktion sowie die historische Substanz in den Räumen (Holzvertäfelung, Wandmalerei, Kamin) restauriert oder ausgetauscht werden. Auch die Haustechnik muss instandgesetzt werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro – wobei rund zwei Drittel der Kosten über Fördergelder des Bundes im Rahmen des Programms „Nationale Projekt des Städtebaus“ refinanziert werden können.
Künftige Nutzer: Zuerst die IBA…
Erster Nutzer des Gebäudes wird die Internationale Bauausstellung sein. Nach gut fünf Jahren im Betrieb zeigt die IBA vom 27. April bis 8. Juli 2018 in einer umfangreichen Ausstellung einen Zwischenstand. „Erstmalig werden dabei alle IBA-Projekte und -Kandidaten der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Weg von der Idee zum Haus, Platz oder Park wird anhand von Entwürfen und Gutachten, Berichten aus Workshops und von den Baustellen anschaulich dargestellt. Interaktive Elemente bieten die Möglichkeit zum Stöbern und Entdecken“, blickt Prof. Michael Braum, geschäftsführender Direktor der IBA, voraus. Die Ausstellung wird ergänzt durch ein vielseitiges Begleitprogramm mit mehr als 50 Kooperationspartnern und über 60 Veranstaltungen in der ganzen Stadt.
…dann das Mark Twain Center
Nach der IBA wird das Mark Twain Center die Kommandantur in Beschlag nehmen. Im Mark Twain Center sollen künftig die Geschichte und Gegenwart der transatlantischen Beziehungen präsentiert und erforscht werden. Ein Grundkonzept für diese Einrichtung hat das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg ausgearbeitet.
Das Mark Twain Center möchte seinen öffentlichen Betrieb zum Jahresende 2018 aufnehmen. Geplant sind zunächst die Präsentation einer ersten Sonderausstellung zur Geschichte des Ortes, begleitende Diskussionsveranstaltungen sowie die Einrichtung eines Gesprächscafés. Beteiligt sind an dem Projekt neben dem Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg auch das Heidelberg Center for American Studies (HCA) und das Deutsch-Amerikanische Institut (DAI).
Im Januar 2018 hat Dr. Uwe Wenzel seine Arbeit als Kulturmanager für die neue Einrichtung aufgenommen. Der 55-jährige Historiker ist Nordamerika-Experte mit Schwerpunkt Migrationsforschung. Seine beruflichen Stationen waren unter anderem das Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma und das Institut für politische Bildung Baden-Württemberg e.V. Zuletzt war Wenzel Leiter des Referats Migrations- und Integrationsprojekte bei der Otto Benecke Stiftung in Bonn.
„Das Mark Twain Center soll zu einem Ort der lebendigen Erinnerung an die gemeinsame Geschichte von Heidelbergern und Amerikanern werden. Die Erfahrungswelten von Deutschen ebenso wie von Soldatinnen und Soldaten der US-Armee müssen in der geplanten Dauerausstellung sichtbar werden. Dazu werden wir verschiedene Gesprächsformate schaffen und alle Interessierten einbinden. Der Blick auf die Vergangenheit bietet die Möglichkeit zu einem Austausch über Zukunftsfragen im transatlantischen Dialog angesichts wachsender Bedrohungen der internationalen Sicherheit oder aufkeimenden ‚Handelskriegen‘. Europa und Amerika entfremden sich schon seit einiger Zeit. Das ehemalige Zentrum der amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg mit seiner besonderen Bedeutung für Millionen Amerikaner ist der ideale Ort, Gemeinsamkeiten und Differenzen zu diskutieren und neue Brücken zu bauen“, erklärte Dr. Wenzel.“