Ahrtal/Rhein-Neckar, 16. September 2021. (red/pro) Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) stand mächtig in der Kritik – wegen eines offenbar lukrativen Auftrags der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Rheinland-Pfalz. So berichtete der SWR mit Bezug auf einen DRK-Verantwortlichen von 250.000 Euro täglicher Zahlung für 10.-13.000 Verpflegungen. Pro Verpflegung macht das rund 19,23 bis zu 25 Euro aus. Wir haben das DRK dazu angefragt. Die Antwort dauerte gut eine Woche und kam am Tag, bevor private Caterer die Versorgung übernommen haben. Wir dokumentieren die Anfrage.
Vorab: Am 03. September 2021 haben wir die Anfrage gestellt, am 10. September 2021 wurde sie beantwortet.
Es gab viel Unzufriedenheit und viele Frage an das DRK. Wurden diese beantwortet? Lesen Sie selbst nach.
Mit der Beantwortung waren viele Fragen nicht mehr aktuell, weshalb wir die Veröffentlichung nicht als dringlich angesehen haben. Trotzdem bleibt die Frage, wieso das DRK derart “fürstlich” bedacht wurde. Nach unseren Informationen erhalten die Caterer etwa 5 Euro pro Mahlzeit (also für ein warmes Essen, nicht noch zusätzlich für kaltes “Frühstück” und “Abendbrot”). Die Preisdifferenz ist frappierend.
Die “Übergabe” verlief nicht problemlos, sondern mit erheblichen Problemen. Lieferungen blieben aus, kamen in den ersten Tagen häufig zu spät. Ein Affront gegenüber den Helferinnen und Helfern, die häufig freiwillig arbeiten.
Heute Mittag haben wir einen Trupp THW-Helfer im Helferzelt in Walporzheim fröhlich “mampfen” sehen – es herrschte gute Laune, offenbar hat es geschmeckt. Auch an anderen privaten Ausgabestellen haben wir häufig Mitglieder des DRK oder der Polizei “für lau” essen und trinken sehen.
Bilden Sie sich selbst eine Meinung. Hier unsere Fragen und die Antworten.
Antwort DRK:
“zunächst bitte ich um Entschuldigung für die verzögerte Antwort und danke für Ihre Geduld. Sie hatten uns Fragen zum Verpflegungszentrum in Grafschaft zukommen lassen, die wir gern beantworten. Die Antworten haben wir zusammengefasst.
Vorab möchte ich Sie noch auf die Pressemeldung hinweisen, die das DRK heute zum Verpflegungszentrum veröffentlicht hat: Das Deutsche Rote Kreuz wird ab morgen, Sonnabend, die Essensversorgung im Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz, an regionale Anbieter übergeben. Das geschieht auch vor dem Hintergrund, regionale Gastronomen zu stärken. Zugleich bleibt das DRK weiterhin vor Ort und unterstützt unter anderem bei der Logistik:
Vorweg: Das Bekochen von 10.000 Personen in einem Krisengebiet ohne funktionierende Infrastruktur inklusive Verteilung an schwer erreichbaren Orten ist und bleibt eine Herausforderung, die das DRK nun schon seit Wochen meistert. Sowohl in der öffentlichen Berichterstattung als auch von zahllosen Betroffenen vor Ort wurde die geleistete Hilfe durch das DRK sehr positiv geschildert. Unsere Helferinnen und Helfer vor Ort stehen weiterhin im Austausch mit den Bewohnern, den Landesverbänden und dem Bundesverband. Die Aussage „viel Kritik am Mittagstisch des DRK“ können wir nicht bestätigen.
Wie viele professionelle Köche sind vor Ort?
Die Zubereitung wird von ausgebildeten Feldköchen organisiert. Insgesamt sind ca. 26 Feldköch*innen und Köch*innen und darüber hinaus viele weitere Küchenhilfen im Einsatz.
Warum ist es nicht möglich, mehrmals am Tag warme Mahlzeiten anzubieten?
Vom Verpflegungszentraum aus wurden zeitweise bis zu 55 Ausgabestellen versorgt. Viele der Standorte sind aufgrund zerstörter Straßen und Brücken nur sehr schwer erreichbar und mit langen Anfahrtszeiten verbunden. Geländefähige Fahrzeuge sind daher ab circa 11 Uhr morgens tagsüber im Einsatz, um die Standorte zu befahren und kehren abends zurück. Es müssen daher vor Abfahrt alle Warmverpflegungen fertiggekocht sein. Für die Verpflegung der Helfer am Verpflegungszentrum werden mittags zusätzlich die gleichen Mahlzeiten zubereitet. Zusätzlich wurden für das THW auf Anfrage zur Abholung zeitweise ca. 1000 Essen gekocht.
Es gibt viele Hinweise, dass Essen in erheblichem Umfang weggeworfen werden musste – ist Ihnen das bekannt und in welchem Umfang wurde das Essen entsorgt?
Der Auftrag der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD) galt der Verpflegung von 10.000 Menschen. Bereits nach wenigen Tagen konnte jedoch ein System eingerichtet werden, in welchem von jeder Ausgabestelle täglich der Bedarf für den nächsten Tag mitgeteilt wurde. Anhand dieser Richtwerte wurde gekocht und zeitweise bis zu 13.000 warme Mahlzeiten produziert. Bei solchen hohen Bedarfsmeldungen können auch bei leichten prozentualen Abweichungen einige Mahlzeiten zusammenkommen, allerdings wird immer sichergestellt, dass niemand hungrig bleibt. Grundsätzlich liegt die Abnahme sehr nah am gemeldeten Bedarf.
Weiter habe ich mehrmals gehört, dass die Essensausgabe mit erheblicher Verzögerung stattfand. Aus welchen Gründen?
Aufgrund der eingeschränkten und oftmals stark ausgelasteten Verkehrswege kann es zu Verspätungen kommen. Die Einsatzfahrzeuge befahren mehrere Ausgabestellen in einer festgelegten Routenplanung, welche mit den Ausgabestellen kommuniziert wird. Zwangsläufig wird das Mittagessen je nach Standort zu anderen Zeiten beliefert.
Weiter gab es erhebliche Kritik, nachdem bekannt wurde, dass das DRK täglich 250.000 Euro für 10.-13.000 Verpflegungen bekommt, also rund 19,20 pro Verpflegung.
Die Zahl ist nicht vom DRK kommuniziert worden. Die Erstattung von Einsatzkosten wird nicht pauschal allein pro Mahlzeit berechnet und deckt aufgrund des hohen Logistikaufwandes bzw. der Verteilung und des vielen Personals aus unseren Landesverbänden nicht alle Kosten.
Wie viele Verpflegungen werden täglich angeboten? Wie kommt es zu der Bandbreite 10.-13.000?
Ursprüngliche war eine Verpflegung von 10.000 Personen im Auftrag der ADD vorgesehen und dies wurde fortan an die mitgeilten Bedürfnisse angepasst.
Seit wann hat das DRK den Auftrag? Bis wann läuft der Auftrag, sprich, ab wann wird keine Verpflegung mehr geliefert?
Der Verpflegungseinsatz läuft seit dem 02.08.2021. Derzeit übergibt das DRK die Essensversorgung an lokale Gastronomen. Das Angebot der Essensausgabe bleibt dabei vollumfänglich und am gleichen Standort erhalten. Ebenfalls liefert das DRK weiterhin das Essen an die Ausgabestellen im Umland, es werden keine Verpflegungsstellen aufgelöst. Das DRK bleibt weiterhin vor Ort. Auftraggeber ist die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD).
Was waren in der Geschichte des DRK große Ereignisse, wo in ähnlichem Umfang mit Verpflegung versorgt wurde?
Generell werden in Krisensituationen über die Katastrophenschutzeinheiten der Länder Verpflegungsdienste oder Teilkomponenten der Betreuungsdienste zur Versorgung mobilisiert. Dies war auch im Landkreis Ahrweiler der Fall.
Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben.
Wir erhalten keine Zwangsgebühren – unser unabhängiger Journalismus kostet aber Geld – beispielsweise für Honorare für Autoren und ebenso wie die juristische Abwehr, die uns seit 2010 rund 85.000 Euro gekostet hat.
Wenn Sie zahlen möchten:
Sie können Steady hier abschließen. (Sie werden dort Kunde, Steady behält eine Gebühr ein und zahlt den Rest an uns aus. Sie haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln. )
Sie können hier einen Rheinneckarblog-Plus-Pass kaufen. (Sie werden bei uns Kunde und bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln.)
Sie zahlen per Paypal. (Sie werden bei uns Kunde und bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln.)
Sie überweisen direkt aufs Konto. (Sie werden bei uns Kunde und bei Steady freigeschaltet, sofern Sie mindestens 60 Euro zahlen und haben Zugang zu den kostenpflichtigen Artikeln. Sie können natürlich auch einfach so ein Spende überweisen.)
Hypovereinsbank
Kontoinhaber: Hardy Prothmann
BIC (BLZ): HYVEDEMM489
IBAN (Kto.): DE25670201900601447835