Darmstadt/Rhein-Neckar, 16. Januar 2012. (red) Der mutmaßliche Sexualstraftäter (48), der vor zwei Tagen tot in seiner aufgefunden worden ist, hat vermutlich Selbstmord begangen. Drei Jungs im Alter von 12-15 Jahren sollen zuvor von ihm belästigt worden sein. Bereits 2010 war gegen den Mann ermittelt worden, allerdings wurden die Ermittlungen damals eingestellt.
Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Darmstadt geht man mit großer Sicherheit von einer Selbsttötung aus, sagte uns der Sprecher Sebastian Zwiebel:
„Es gibt keine Hinweise auf ein äußeres Einwirken.“
Eine Bestätigung wird aber erst das Ergebnis der Obduktion ergeben, die heute gegen 13:00 Uhr begonnen hat.
Lockanruf
Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hat sich folgendes ereignet:
Der Tatverdächtige ist mit den Eltern eines der Jungen bekannt gewesen. Er rief den Jungen an und lockte ihn mit dem Versprechen zu einem Geschenk in seine Schaafheimer Wohnung. Der Junge wiederum informierte zwei Freunde, die ihn begleitet haben.
In der Wohnung soll es dann zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Als die Jungs versuchten zu fliehen, habe der Tatverdächtige ihnen den Weg versperrt und unter anderem ihre Schuhe versteckt. Einem Jungen gelang die Flucht. Er informierte seine Eltern.
Diese riefen den Tatverdächtigen an, drohten mit der Polizei. Daraufhin ließ der Mann die beiden anderen Jungs gehen. Ein Vater fuhr zur Wohnung des Tatverdächtigen, um ihn zur Rede zu stellen. Er habe den Mann am Fenster gesehen, dieser habe aber nicht geöffnet, gab der Vater zu Protokoll. Deshalb rief er die Polizei.
Fremdeinwirkung wird ausgeschlossen
Da der Tatverdächtige die Tür nicht öffnete, ließ die Polizei diese aufbrechen. In der Wohnung wurde dann die Leiche des Tatverdächtigen gefunden.
Ein möglicher Verdacht gegen die Jungs wurde vor allem durch die entlastende Aussage des Vaters fallen gelassen.
Gegen den Tatverdächtigen wurde 2010 Anzeige wegen eines sexuellen Übergriffs auf einen zur Tatzeit 11 Jahre alten Jungen im Jahr 2008 gestellt. Das Verfahren wurde eingestellt, weil dem Mann die Tat nicht nachgewiesen werden konnte.
Staatsanwalt Sebastian Zwiebel bestätigte, dass die Ermittler es ebenfalls ungewöhnlich finden, dass ein 48-jähriger Pädophiler bis auf den einen Fall niemals zuvor auffällig geworden sein soll, es gebe aber keine andere Aktenlage.
Die Staatsanwaltschaft bearbeitet in der Sache nun zwei Verfahren: Einmal einen möglichen sexuellen Übergriff zum Nachteil von mindestens einem der Jungs. Dieses Verfahren wird eingestellt, da der Tatverdächtige tot ist. Zum zweiten ein Todesermittlungsverfahren, um die Todesursache zu klären.
In Hessen sind rund 600 Sexualstraftäter erfasst, rund 170 leben im Landgerichtsbezirk Darmstadt.