Rhein-Neckar, 16. März 2015. (red/cb) Viele Menschen regen sich auf, wenn sie überall und ständig Jugendliche sehen, die auf ihre Smartphones schauen und mit flinkem Daumen irgendwas tippen. Was machen die da? Na kommunizieren, was sonst. Und zwar mit „Geheimcodes“, die die Alten nicht verstehen. Und das ist gut so.
Von Carolin Beez
Es ist ein Phänomen, das man immer wieder zu hören bekommt:
Die Jugendlichen heutzutage können sich gar nicht mehr richtig unterhalten, die hängen doch nur noch an ihrem Smartphone.
Wenn man zur Kommunikation zwischen Jugendlichen recherchiert, findet man schier unzählige Abkürzungen und „Icons“, die in Chats verwendet werden.
Hier ein Beispiel eines solches Chatverlaufes:
Und hier die gleiche Unterhaltung im Chat zwischen „normal“ Kommunizierenden:
Jugendsprache war schon immer „krass“ anders
Es erscheint doch fast wie eine Geheimsprache – die Unterhaltung im ersten Bild. Viele nicht zusammenhängende Buchstaben ergeben Codes, die man nur entschlüsseln kann, wenn man der Internetsprache mächtig ist. So ist zum Beispiel mit dem Wort „hase“ nicht das Tier gemeint. Stattdessen steht es für die Abkürzung „Hab‘ Sehnsucht“ und beschriebt so die unmittelbare Gefühlslage.
Darunter – im zweiten Bild – gibt es die Übersetzung in verständlichen, vollständigen Sätzen und ohne dass übertriebene Gefühlsausbrüche durch endlos verschiedene Smileys symbolisiert werden.
Email ist schon fast so veraltet wie Postkarten
Dafür, wie sich Jugendliche heute unterhalten, haben Eltern oft nur ein Kopfschütteln übrig. Die Freundin oder der Freund sitzen vielleicht ein oder zwei Straßen weiter – doch statt sich zu treffen, unterhält man sich lieber virtuell. Denn es steht fest, dass bei der großen Mehrheit der Jugendlichen – aber sicher auch der Erwachsenen, das sei mal dahingestellt – so gut wie kein Tag vergeht, an dem sie nicht über das Internet mit anderen kommunizieren.
Sei es über Applikationen wie „WhatsApp“, Facebook oder Instagram, mit denen man Fotos verschickt, von allem, was einem gerade vor die Füße läuft oder auch über email – obwohl das für junge Leute schon fast so veraltet ist wie Postkarten.
Verwahrlosung der deutschen Sprache?

Carolin Beez (18) absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur beim Rheinneckarblog .
Aber führt das wirklich zu einer solchen Verwahrlosung der deutschen Sprache wie man sie in dem Beispiel oben sehen kann? Und resultiert daraus automatisch die Sorge, dass man sich bald gar nicht mehr miteinander unterhalten wird? Oder noch schlimmer: Dass sich eine ganze Generation irgendwann gar nicht mehr anständig unterhalten kann, selbst wenn sie wollte?
Die Antwort: So ein Quatsch. Wir kommunizieren, was das Smartphone hergibt. Das Internet ist die meist genutzte Informationsquelle überhaupt und über 79 Prozent der über 14-Jährigen sind bereits online unterwegs.
Auch, wenn die Codes wie eine fremde Sprache wirken – worüber regt man sich auf? Fremdsprachen zu beherrschen galt doch früher auch was. Und tatsächlich nutzen auch Erwachsene mindestens den „Ur“-Smiley und ganz sicher auch mal ein Herz – hoffe ich jedenfalls.
Wir werden es überleben!
Die älteren Generationen unserer Gesellschaft, die das Verhalten der eigenen Kinder oder Enkel nicht immer nachvollziehen können, müssen vielleicht ein wenig Verständnis aufbringen – das Internet und die damit verbundene Kommunikation ist auch ein Merkmal der heutigen Zeit und Entwicklung – mit allen Vor- und auch Nachteilen.
Und ja – ich kenne den Satz, so wie viele andere Jugendliche auch:
Als wir noch jung waren, hatten wir nur ein einziges Telefon für die ganze Familie und das stand auf dem Flur, da konnten wir höchstens ein mal in der Woche ganz kurz telefonieren. Fernsehprogramme gab es auch nur drei. Und wir haben es trotzdem überlebt.
Na und? Wir Jungen von heute überleben auch das Internet, 3.000 Fernsehprogramme. Und wenn ich mal Kinder habe, überlegen die Datenbrillen und Smartphones in Form einer Armbanduhr oder andere „gears“ – was es dann halt so gibt.
Ach, bevor ich es vergesse: „Die Jugendlichen“ ist genauso falsch wie sonstige Verallgemeinerungen. Ich kenne „hase“ erst aus der Recherche zu diesem Text und komme lediglich mit folgenden Smileys aus: 🙂 😥 Und für alle Leser/innen, die bis hier aufmerksam waren, gibt es ein