Mannheim/Rhein-Neckar, 16. April 2014. (red/pro) Vor kurzem wurde die Kriminalstatistik vorgestellt – im Interview erläutert Siegfried Kollmar, kommissarischer Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg des Polizeipräsidiums Mannheim, die Arbeit der Kripo und die Aufgaben, die die rund 500 „Mann“-starke Abteilung zu meistern hat. Oder erklärt, warum eine statistisch „gestiegene“ Kriminalität eigentlich ein Erfolg für die Polizei ist.

Siegfried Kollmar ist seit 35 Jahren Polizist. Seit dem 01. Januar 2014 ist er der kommissarische Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg im Polizeipräsidium Mannheim – qua Funktion ist er oft „Schreibtischtäter“ und verwaltet eine 500-köpfige Abteilung, bei „großen Lagen“ übernimmt er meist selbst die Ermittlungen.
Interview: Hardy Prothmann
Herr Kollmar, das Polizeipräsidium Mannheim hat insgesamt 2.400 Mitarbeiter, davon sind 500 bei der Kripo, davon 400 Vollzugsbeamte und 100 tariflich Beschäftigte. Das sind gut 20 Prozent. Ist diese Größenordnung normal?
Siegfried Kollmar: Ja, wir liegen damit in etwa im Landesdurchschnitt.
In den kommenden Jahren wird es viele Pensionierungen geben. Trifft das auch die Kripo?
Kollmar: Ja. Wir haben schon dieses Jahr eine relativ schwierige Situation: 22 Kollegen gehen in den Ruhestand. Etwas mehr als die Hälfte haben wir schon von der Schutzpolizei in die Ausbildung zur Kriminalpolizei übernommen. Danach müssen wir sehen, wie wir die noch fehlenden Kolleginnen und Kollegen ersetzen können.
Wie kommt man denn zur Kripo?
Kollmar: Das wird durch ein Auswahlverfahren bestimmt. Grundsätzlich fängt man bei der Schutzpolizei an und bewirbt sich bei entsprechendem Interesse zur Kripo Ein Wechsel kommt eigentlich nur in Betracht, wenn man schon im gehobenen Dienst ist, das ist quasi eine Mindestanforderung, denn die Kripo bewirtschaftet grundsätzlich nur Stellen des gehobenen Dienstes. Ausnahmen gibt es beim Bundeskriminalamt. Da gibt es Direkteinsteiger, die dann sofort Kriminalpolizisten werden.
Wie kann man zum Kommissar werden?
Hardy: Wann ist man im gehobenen Dienst?
Kollmar: Nach dem Studium an der Fachhochschule in Villingen-Schwenningen. Gehobener und mittlerer Dienst sind zwei verschiedene Ausbildungswege. Während der mittlere Dienst seine Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei abschließt, endet die Ausbildung für den gehobenen Dienst mit dem Bachelor. Das Verhältnis zwischen Polizisten im mittleren Dienst und denen im gehobenen Dienst liegt insgesamt bei der Polizei bei ungefähr 50 Prozent. Wie gesagt, bei der Kriminalpolizei sind die Stellen aber vollständig im gehobenen Dienst.
Angenommen, ich wäre 30 Jahre alt und habe Germanistik, Politik und Philosophie studiert. Habe ich da eine Chance noch Kommissar zu werden?
Kollmar: Theoretisch schon. Natürlich könnten sie aber nicht direkt als Kommissar anfangen. Sie müssten eine Bewerbung für den gehobenen Dienst einreichen. Jährlich machen das ungefähr 4.000 Menschen in Baden-Württemberg. Dann gibt es ein Ranking und die besten 800 werden in Ausbildung übernommen. Wenn sie zu den besten 800 Bewerbern gehören, einen Ausbildungsplatz bekommen und danach das Studium in Villingen – Schwenningen abschließen, werden Sie Kommissar.

„Was im Fernsehen gezeigt wird, hat wenig bis nichts mit unserer tatsächlichen Arbeit zu tun.“
Was hat die Arbeit der Kripo mit dem zu tun, was im Fernsehen gezeigt wird?
Kollmar: Meistens gar nichts. Wir lösen keine Fälle in ein paar Stunden. Da müssen oft über Monate hinweg Ermittlungen stattfinden. Manchmal werden im Fernsehen Methoden zur Spurensicherung gezeigt, die es tatsächlich gibt. Manchmal muss man aber als Experte aber schmunzeln, wenn etwa eine im kurzen Sommerkleid und mit hohen Schuhen bekleidete Frau nur mit Plastikhandschuhen die Spurensicherung vornimmt – dafür braucht es eigentlich angemessene Schutzkleidung. Das Problem für’s Fernsehen: Es muss gut und attraktiv aussehen .
Im Fernsehen gibt es oft Ermittler-Duos. Ist das im Alltag so?
Kollmar: Wenn es bei uns zu einem Kapitalverbrechen mit schwieriger Spurenlage kommt, wird meistens gleich eine Sonderkommission eingerichtet. Das sind dann 50 Leute, meist sogar mehr. Oft ist es lange nicht so spannend und aufregend, wie es dargestellt wird. Meistens ist es akribische, mühsame und harte Arbeit.
„Jedes gelöste Verbrechen ist ein Erfolserlebnis“
Worin liegt dann der Reiz, bei der Kripo zu arbeiten?
Kollmar: Wenn man einen Fall aufklärt, ist das ein tolles Erfolgserlebnis. Wenn Menschen Opfer eines schweren Verbrechens werden und die Kriminalpolizei kann dazu beitragen, dass der Täter seine angemessene Strafe erhält, ist das sehr befriedigend.
Jetzt werden Sie sicher in den vergangenen 35 Jahren einige Erfolge gehabt haben – trotzdem hört es nicht auf mit den Verbrechen. Gab es da Momente, in denen Sie frustriert sind?

Schreckliche Beziehungstat in Eberbach: Im Januar vergangenen Jahres erschoss ein Mann seine Ex-Freundin und deren Lebensgefährten.
Kollmar: Nein. Das wäre eine komplett falsche Einstellung.Ich habe nie geglaubt, die Kriminalität auf Null zu bekommen. Das wäre sehr naiv. Wer so etwas denkt, würde in diesem Beruf vermutlich irgendwann verzweifeln. Kriminalität wird es immer geben. Das war schon in der Antike so, das ist heute so und das wird auch noch in tausend Jahren so sein. Aber wir wollen für Zustände sorgen, mit denen man leben kann, ohne ständiger Angst ausgesetzt zu sein. Ich denke, das schaffen wir in Heidelberg, Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis ganz gut – zumindest gibt es andere Orte, in denen es deutlich schlimmer aussieht. Insofern muss man da nicht verzweifeln.
In Frankfurt gab es vor kurzem einen Auftragsmord, kurze Zeit davor eine Schießerei vor Gericht. Befürchten Sie solche Zustände auch für Mannheim?
Kollmar: Die Lage in Mannheim ist damit nicht zu vergleichen.
Die Anzahl an Straftaten in Mannheim gegen Leib und Leben war auffallend hoch. Gibt es Möglichkeiten so etwas effektiv zu verhindern?
Kollmar: Bei dem Großteil der Verbrechen handelt es sich um Beziehungstaten. Da ist Prävention schwierig bis unmöglich. Unsere Aufklärungsarbeit kann aber Einiges zur Abschreckung beitragen: Wenn jemand sieht, dass die allermeisten Morde aufgeklärt werden und was danach mit einem festgenommenen und überführten Verbrecher passiert, ist das vielleicht schon noch einmal eine Hemmschwelle.. Trotzdem ist es natürlich generell sehr schwer, eine Eskalation im Affekt durch Prävention zu verhindern.
In der jungen Vergangenheit gab es den Mordfall an Gabriele Z. im Jungbusch und die beiden versuchten Überfälle auf Frauen. Ist das ein Zufall, dass sich das so häuft? Wie viele Sorgen muss man sich da machen?

Der Sexualmord an Gabriele Z. schockierte Mannheim: Die 20 Jahre alte Studentin aus Litauen wurde im Oktober 2013 auf ihrem Heimweg überfallen, vergewaltigt und umgebracht. Tausende nahmen am Trauerzug zum Tatort teil.
Kollmar: Das muss man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Statistisch gesehen ist und war das für eine Großstadt nicht auffällig. Die zeitlichen Zusammenhänge haben in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings ein ganz anderes Bild entstehen lassen. Wir dürfen als Polizisten jetzt in so einem Fall natürlich nicht sagen: ‚Das ist statistisch kein Ausreißer, also ist die Welt in Ordnung‘. Das Sicherheitsgefühl ist subjektiv – und genau so wichtig, wie die objektiven Fakten. Mannheim steht für Offenheit. Als ich als junger Mann hierher gekommen bin, war ich als gebürtiger Heidelberger zunächst ein bisschen skeptisch gegenüber M;annheim, allerdings habe ich festgestellt, dass man hier sehr gut miteinander leben kann und die Offenheit als großes Plus erlebt – und ich habe mich nach sehr kurzer Zeit super wohl gefühlt in der Stadt. Uns ist jedenfalls wichtig, dass die Frauen sich sicher fühlen können. Daher haben wir auch kostenlose Selbstbehauptungskurse für Frauen angeboten. Da gab es einen großen Bedarf. Wir müssen die Befürchtungen der Bevölkerung ernst nehmen und dafür sorgen, dass es sich wieder auf dem Niveau von früher stabilisiert.
Beim Mordfall Kirchgartshausen kommt die Kripo derzeit nicht voran. Manche spekulieren, es sei ein Mafiamord gewesen. Halten Sie so etwas in der Richtung für wahrscheinlich?
Kollmar: Dazu kann ich derzeit nichts sagen, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Wir haben zwar keine heißen Spuren, aber während die Ermittlungen stattfinden, darf ich keine Informationen an die Öffentlichkeit weitergeben.

Der Mordfall in Kirchgartshausen ist ungelöst: Im Mai 2013 wurden zwei Leichen gefunden. Es gibt Spekulationen, die Mafia könnte verwickelt sein.
Einer der Mörder des italienischen Richters Falcone war hier in Mannheim geparkt. Ist Mannheim tatsächlich ein Ruhenest für die italienische Mafia?
Kollmar: Fakt ist, dass es in den 90er Jahren viele Vorkommnisse und sogar Mordfälle gab. Hier war einer von vielen Brennpunkten in Deutschland. Aktuell konnte man keine dermaßen schwerwiegenden Straftaten nachweisen. Das heißt natürlich nicht, dass man dies nicht immer mit ins Auge fassen und bei entsprechenden Fällen mit prüfen muss. Natürlich muss die Mafia irgendwo sein, hat z.B. auch Rückzugsräume. Aber ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, hier sei eine Mafia-Hochburg.
Was Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz angeht, sind die Zahlen interessant: Dadurch, dass die Kripo 2013 besonders erfolgreich war, versauen Sie sich die Statistik.
Wie kann man gegen Drogenbanden vorgehen?
Kollmar (lacht): Flapsig kann man das so sagen. Ich sehe das aber positiv, weil es ein Nachweis für unsere erfolgreichen Schwerpunktsetzungen und Priorisierungen in der Kriminalitätsbekämpfung in diesem Bereich ist
Wie geht man damit um? Gibt es einem Punkt ab dem man sagt, jetzt lassen wir es mal gut sein oder will man aufklären, was möglich ist?
Kollmar: Unsere Grundphilosophie ist da ganz klar: Wir wollen auch in Sachen Rauschgiftkriminalität alles aufklären, was uns möglich ist. Natürlich müssen wir die Zahlen erklären. Aber es wäre ja ein ganz seltsames Denken, etwas nicht nachgehen zu wollen, weil man die Zahlen schön niedrig halten will.
Der Spiegel hat schon darüber berichtet, dass in manchen Polizeirevieren anscheinend so gedacht wird.
Kollmar: Wenn das so ist, ist das zu bedauern. Ich kann nur für Heidelberg und Mannheim sprechen: Hier habe ich so ein Denken noch nie erlebt.
Ist es schwieriger in Sachen Rauschgiftkriminalität zu ermitteln bei als anderen Verbrechen?

Schlag gegen Drogenbande: Im Oktober 2013 stellte die Polizei über 150 Kilo Amphetamine, weitere Drogen, Waffen und Bargeld sicher.
Kollmar: Bei Drogen ist das etwas schwierig mit dem Vorgehen. Wer Rauschgift kauft, wird nie eine Anzeige erstatten. Wer Rauschgift verkauft, wird nie eine Anzeige erstatten. Wer etwas anbaut, herstellt oder schmuggelt, wird das nie anzeigen. Die Zahlen zeigen also nur das, wenn die Polizei durch eigene Ermittlungen aufklärt. Und wenn wir da nachlassen würden, wäre das eine Katastrophe.
Die Dunkelziffer ist unabhängig von unserem Erfolg natürlich sehr hoch. Es ist gut, wenn wir Rauschgift vom Markt nehmen – auch, wenn die Zahlen dann eine höhere Kriminalitätsrate ergeben. Man muss das richtig verstehen: Jeder kriminelle Vorgang wäre so oder so gemacht worden – wir haben diese Fälle aber beendet und die Täter der Gerichtsbarkeit zugeführt.
Wie entwickelt sich die Rauschgiftkriminalität?
Kollmar: Von der Quantität ist die Rauschgiftlage in den vergangenen Jahren ziemlich stabil. Mal ist es ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Bei der Beschaffenheit gibt es kleine Unterschiede:
Zunehmend ist der Anteil derjenigen, die Cannabis anbauen. Der Konsum von Amphetaminen steigt klar an. Vor fünfzehn Jahren gab es da kaum ein Angebot, dagegen gab es damals viel mehr Heroin als heute. In den vergangenen drei Jahren gab es aber keine signifikanten Veränderungen. Positiv insgesamt ist aber definitv der Rückgang bei den Rauschgifttoten.
Wie viel Personal ist momentan für Rauschgiftkriminalität zuständig?
Kollmar: Es gibt speziell für den Stadtbereich Mannheim in einer Ermittlungsgruppe allein elf Leute, die sich ausschließlich mit diesem Problem befassen. Bei gegebenen Anlässen kommen noch mehr dazu. Dieses Niveau wollen wir auch halten.
Problem Internetkriminalität
Ältere Menschen werden im Internet zunehmend Opfer von Betrugsfällen. Ist das eine neue Aufgabe für die Kripo?
Kollmar: Internetkriminalität stellt an sich ein großes Problem dar. Ältere Menschen werden zunehmend Opfer. Allgemein gilt natürlich: Wer sich schlechter im Internet auskennt, wird leichter überrumpelt und betrogen. Viele ältere Menschen entdecken das Internet erst jetzt neu für sich – das macht sie zu „einfachen Opfern“. Deswegen ist da Aufklärung wichtig. In anderen Kriminaltitätsbereichen, z.B. im Diebbstahlsbereich, kann ich mir aber auch gut vorstellen, dass ein paar von ihnen selbst zu Tätern werden. Wer in Altersarmut lebt, überspringt u.U. auch seine Hemmschwelle aus der Not heraus und wird dann auich schon einmal zum Täter.
Die Anzahl der Wohnungseinbrüche steigt. Ist das ein bundesweiter Trend? Haben Sie eine Idee, warum das zunimmt?

In dieser Wohnung in den Mannheimer Quadraten starben im Februar drei Kinder bei einem Brand.
Kollmar: Viele Eigentümer sind leichtsinnig, was den Schutz ihres Besitzes angeht. Hinzu kommt, dass die Aufklärungsarbeit in diesen Fällen eine schwierige Sache ist. Die Einbrecher sind schnell, suchen sich verkehrsgünstig gelegene Objekte (z.B. Autobahnnähe), hinterlassen häufig wenig Spuren und es ist sehr schwierig, sie auf frischer Tat festzunehmen. Wenn die Diebe vorsichtig vorgehen hat es auch unsere Spurensicherung sehr schwer.
Kann man pauschal sagen: Wenn man Sicherheitsvorkehrungen beachtet, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass bei jemandem eingebrochen wird?
Kollmar: Ja, die Wahrscheinlichkeit sinkt sogar signifikant. Wenn es den Einbrechern zu mühsam wird, in ein Haus einzubrechen, ziehen sie eben zum nächsten weiter.
Wie sieht das mit den Täterprofilen aus? Lassen sich da allgemeine Aussagen treffen? Kommen die Einbrecher eher von außerhalb oder begehen sie auch Diebstähle in ihren Wohnorten?
Kollmar: Die meisten sind da sehr mobil und flexibel. Wir hatten auch schon Banden, die aus dem Ausland kamen. Aber eine allgemeine Aussage lässt sich da nicht treffen. Wir haben auch Täter, die in der näheren Nachbarschaft Straftaten begehen.
Gibt es auch Gelegenheitseinbrecher?
Kollmar: Auch so etwas kommt hin und wieder vor, ist aber eher untypisch. Ein Hauseinbruch ist meistens länger geplant und selten eine spontane Straftat.
Es gibt immer wieder Hinweise, dass Objekte auch ausspioniert werden, etwa durch Bettler, falsche Handwerke oder fadenscheinige Vertreter. Ist das ein ernstzunehmendes Problem, wenn so etwas geschieht und sollte man das der Polizei melden, wenn einem etwas ungewöhnlich erscheint?
Kollmar: Selbstverständlich sollte man immer die Polizei informieren.. Auch wenn es nur ein leichter Verdacht ist. Es ist ja kein Problem, wenn dann doch nichts passiert – böse ist da sicher niemand. Wir sind immer für unsere Bürgert da. Wichtig ist jedenfalls, dass man solche Gestalten nicht ohne Weiteres in seine Wohnung lässt. Wir haben beim Mannheim mit über 10 Prozent Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruch eine Aufklärungsquote, mit der wir unterm Strich nicht zufrieden sein können. Durch die Einrichtung einer neuen Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch, die sich ausschließlich um die Bekämpfung dieses Kriminalitätsphänomens kümmert, wollen wir diese Zahl in 2014 nach Möglichkeit verbessern.
„Ich bin ein Überzeugungstäter“
Zur Polizeireform: Kann man nach dem ersten Quartal 2014 schon eine Bilanz ziehen? Wurde man in Mannheim zum Beispiel schon merklich erfolgreicher?
Kollmar: Ganz klar: Unser Ziel ist es uns immer zu verbessern. In Heidelberg hatten wir bei Einbrüchen eine Aufklärungsquote von 6,6 Prozent. In Mannheim lag sie bei gut 13 Prozent. Insgesamt kam man so auf 10,4 Prozent. Da liegt also die Messlatte – und sie liegt relativ tief. Hier wollen wir uns deutlich verbessern und eine Trendwende schaffen. Einfach wird das nicht und es wird da auch keine riesigen Sprünge geben. Aber auf Dauer wollen wir hier noch viel herausholen.
Sie arbeiten also weiterhin daran, Mannheims Kriminalstatistik weiterhin zu verschlechtern?
Kollmar (lacht): Ja, in der Hinsicht bin ich Überzeugungstäter.
Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen – sind Sie auch Ermittler oder führen Sie die Mannschaft hauptsächlich?

Bei einem Amok-Lauf in Dossenheim tötete ein 71-Jähriger Sportschütze zwei Menschen, verletzte fünf andere schwer und erschoss sich dann selbst.
Kollmar: Ganz konkret war ich im vergangenen Jahr Einsatzleiter beim Doppelmord in Eberbach, ebenso bei der Amok-Tat in Dossenheim. Ich war bei auch dem tragischen Brand in Mannheim in der Nacht vor Ort, als die drei Kinder umgekommen sind. Wenn es eine bedeutende Sonderkommission gibt, leite ich die gegebenenfalls auch selbst. Der Schwerpunkt meiner Aufgaben ist aber planerisch: Ich entwickle Kriminalstrategien, wie man wo vorgehen kann und bin für das Budget-Management bei der Kriminalpolizeidirektion verantwortlich. Personell muss mit 500 Leuten natürlich auch immer eine Menge organisieren, das heißt dort habe ich auch eine große Personalverantwortung.
Wer hat sich um den Mordfall Gabriele Z. gekümmert?
Kollmar: Das war der Kollege Würtenberger, weil Mannheim und Heidelberg noch nicht zusammengelegt waren.
Sonderkommissionen und Ermittlungsarbeit kosten viel Geld – gibt es eine Kostenkontrolle?
Kollmar: Ja, das wird ziemlich penibel geprüft. Alle Ausgaben müssen dokumentiert werden. Bei Sonderkommissionen ist eine Evaluation Pflicht. Da wird alles genau analysiert und festgehalten – natürlich auch die entstandenen Kosten. Bei größeren Einsätzen gibt es eine anschließende Besprechung mit allen Beteiligten. Da viele Verbrechen sehr komplex sind, ist das notwendig.
Zur Person: Kriminaldirektor Siegfried Kollmar (52) ist seit 1979 bei der Polizei. Nach 18 Monaten Bereitschaftsdienst hat er 1980 in der Heidelberger Altstadt im Streifendienst angefangen. Seit 1983 ist er bei der Kripo. Nach einem Jahr als Lehrer für Strafrecht an der damaligen Landespolizeischule Freiburg und einem Jahr als Referent beim Innenministerium Stuttgart war er von 1999-2008 in Mannheim im höheren Dienst als Leiter verschiedener Kriminalinspektionen und stellvertretender Leiter der Kripo tätig. Seit 2008 ist er Leiter der Kripo Heidelberg. Mit der Polizeireform und der Zusammenlegung von Mannheim und Heidelberg zum Polizeipräsidium Mannheimer am 01. Januar 2014 ist er kommissarischer Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg beim Polizeipräsidium Mannheim. Der aktuelle Amtsinhaber Bernd Fuchs geht Ende Mai in Pension, dann gibt es eine landesweite Ausschreibung.