Mannheim, 16. Mai 2015. (red/cb) Die Intendanten des Nationaltheaters Mannheim stellten am Freitag den Spielplan der kommenden Theatersaison vor. 33 Premieren, davon 14 Uraufführungen, wird das Mannheimer Theater präsentieren. Dem Zuschauer bietet sich ein breitgefächertes Angebot an Theatervorstellungen, Tanzabenden, Konzerten und Festivals.
Von Carolin Beez
Wir können der neuen Spielzeit ohne finanzielle Sorgen entgegen sehen,
sagte Dr. Ralf Klöter, geschäftsführender Intendant des Nationaltheaters zu Beginn der Pressekonferenz. Dank der großen Unterstützung des Landes Baden-Württemberg und des Mannheimer Gemeinderats, sei das Theater für die kommende Saison finanziell abgesichert. Auch der bevorstehenden Sanierung sehe man positiv entgegen. Er deutete das als ein klares Bekenntnis zum Mannheimer Theater.
Saisonstart der Oper
Mit “Die Bassariden” (Hans Werner Henze) wird die Theatersaison für die Sparte Oper eröffnet. Das Nationaltheater sei, nach dem Intendant der Oper Prof. Dr. Klaus-Peter Kehr, wie gemacht für dieses Stück und deshalb sei man es den Zuschauern schuldig, es in Mannheim aufzuführen. Prof. Dr. Kehr. wird 2015/2016 seine letzte Spielzeit in Mannheim verbringen. 2007 war er der Erfinder des Mozartsommers, der im Sommer 2016 zum siebten Mal stattfinden wird.
Mit Lucio Silla schließt sich der Kreis
sagt der Intendant. Denn die Mozart-Oper stand bereits 2007 im Programm des Festivals. Eröffnet wird der Mozartsommer durch die Oper “Idomeneo” am Juli 2016.
Ein weiteres Highlight der nächsten Spielzeit wird die Premiere von “La juive” von Jacques Fromental Halévy werden. In Kooperation mit dem “Kunsthuis Opera Vlaanderen” in Belgien wurde das Stück inszeniert. Dort feierte es bereits erste Erfolge. In Mannheim wird es dann im Januar des nächsten Jahres in eigener Besetzung und unter der Leitung von Alois Seidlmeier aufgeführt.
Schwerpunktthema: Flüchtlinge
Im Schaupiel wird ein Schwerpunktthema “Flüchtlinge” sein – nach dem sich einige der Inszenierungen richten werden. Gerade in Mannheim sei das ein Thema, das sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft eine wichtige Rolle spiele, sagt der Intendant des Schauspiels Burkhard C. Kosminski. Aus diesem Grund arbeitete er für seine Inszenierung von “Ein Blick von der Brücke” von Arthur Miller mit Flüchtlingen zusammen und bindet sie im Rahmen der Mannheimer Bürgerbühne in das Stück ein.
Eine andere interessante Produktion werde auch “Adolf Hitler: Mein Kampf Band 1&2” von Rimini Protokoll werden, sagt Ingoh Brux, stellvertretender Intendant Schauspiel und Chefdramaturg. Nachdem im Jahr 2015 die Rechte an der “Herzschrift” Hitlers frei wurden, entstand die Frage, was man damit anfangen sollte: Bei der Koproduktion des NTM mit dem Nationaltheater Weimar, den Münchner Kammerspielen, dem steirischen herbst festival Graz und dem HAU Hebbel am Ufer geht Rimini Protokoll der Frage nach, was aus 12 Millionen Bücherexemplaren nach 1945 geworden ist. Helgard Haug und Daniel Wetzel von Rimini Protokoll inszenierten mit Hilfe vieler fachlicher Experten ein Theaterstück, das im November seine Mannheimer Premiere erfahren wird.
Mischung aus Neu und Klassik
Auch im Schauspiel wird in der nächsten Spielzeit ein Kreis geschlossen. Mit dem Lustspiel “Leonce und Lena” von Georg Büchner werden dann alle dramaturgischen Texte des deutschen Autors im Nationaltheater aufgeführt sein. Im Schauspielhaus werden in der nächsten Saison sowohl viele neue Inszenierungen und Uraufführungen präsentiert, wie “Götterspeise” von Noah Haidle, aber auch einige Klassiker wie “Hamlet, Prinz von Dännemark” von William Shakespeare oder “Die heilige Johanna der Schlachthöfe” von Berthold Brecht.
Burkhard Kosminski erklärt außerdem, dass es im Ensemble große Veränderungen geben wird, bevor die neue Spielzeit beginnt. Dabei sei es gelungen, viele junge Regisseure nach Mannheim zu holen, von denen man sich neuen Input und andere Sichtweisen erhoffe.
Abschiedssaison von Kevin O’Day
Eine Veränderung des Ensembles wird es auch im Ballett geben, wenn auch nicht in der kommenden Spielzeit. Der Intendant und Choreograf Kevin O’Day und die Choreografin Dominique Dumais verbringen 2015/2016 ihre letzte Saison in Mannheim. 14 Jahre waren sie am Nationaltheater tätig und inszenierten insgesamt mehr als 40 Stücke. Kevin O’Day bezeichnet diese Zeit als sein “Lebenswerk”, in der er eng mit den Tänzerinnen und Tänzern, aber auch mit dem Mannheimer Publikum zusammengearbeitet habe.
Passend zu ihren Abschlussspielzeiten inszenieren die Choreografen gemeinsam das Stück “Farewell!” in dem sie ihre Werke bündeln und verschmelzen lassen werden. Die Premiere findet im Februar 2016 statt. Ebenfalls passend ist die Uraufführung von Kevin O’Day “Alpha – Omega” im November, bei der der Kinderchor des Nationaltheaters unter der Leitung von Anke-Christine Kober mitwirken wird.
Zusammenspiel vieler Tänzer
Wie in den vergangenen Jahren wird auch die “Choreographische Werkstatt” im Sommer stattfinden. Dabei geben Kevin O’Day und Dominique Dumais ihrem Ensemble die Möglichkeit, sich selbst als Choreographen zu probieren. Eine Gesamtinszenierung, die sich aus vielen kleinen Sequenzen der einzelnen Tänzerinnen und Tänzer zusammensetzt.
“Unter einem Dach” ist das Thema, dem sich das Junge Nationaltheater in der nächsten Spielzeit widmen wird – und das auf verschiedenen Ebenen. Zum Einen wird das Schnawwl, die Junge Oper und der Junge Tanz in der nächsten Saison unter dem Überbegriff Junges Nationaltheater zusammengefasst. Die Intendantin Andrea Gronemeyer gab an, man wolle so die Kunst spartenübergreifend für das junge Publikum zugänglich machen.
Kinder werden eingebunden
Man werde sich in der nächsten Saison sehr bemühen, die Stücke mit den Kindern zusammen zu entwerfen – einige Projekte sind bereits gestartet. So beschäftigt man sich zum Beispiel mit der Frage: “Wie kann man denn zusammen leben, wenn man eigentlich ganz unterschiedlich ist?” Im Spielplan ist dieses Projekt mit dem Projekttitel “Mehrsprache” überschrieben. Die Uraufführung ist für Januar 2016 geplant.
Eine andere Perspektive, sich über Unterschiede und Gemeinsamkeiten Gedanken zu machen, ist das Tanzstück “Mannheimification”, in dem die Tänzer und Schauspieler ihre Zuschauer auf einen Spaziergang durch das eigentlich bekannte Mannheim mitnehmen, das dabei auf eine völlig neue Art und Weise betrachtet werden soll. Doch die Leitung des Jungen Nationaltheaters wagt sich auch an die hohe Literatur und bringt im Mai 2016 die Neuinszenierung von “Faust” (Johann Wolfgang von Goethe) auf die Bühne des Schnawwls.
Großes Repertoire
Das Nationaltheater bietet mit seinem Repertoire eine gute Mischung aus Klassik und Neuheiten. Insgesamt präsentiert es 34 Premieren in der kommenden Spielzeit 2015/2016, davon 15 Uraufführungen in den Sparten Oper, Schauspiel, Ballett und dem Jungen Nationaltheater – darüberhinaus gibt es 65 Wiederaufnahmen.
Der Spielplan ist ab Ende Mai erhältlich.