Rhein-Neckar, 16. Juni 2016. (red) Sascha B. hat 1995 eine Frau brutal ermordet – weil sie keinen Sex mit ihm wollte. Drei Jahre später konnte er als Mörder identifiziert werden, weil er eine andere Frau vergewaltigen wollte, die das angezeigt hat. Nach unseren Informationen gibt es weitere Opfer. Seit zehn Tagen ist er auf der Flucht – bei einem Freigang hat er sich abgesetzt. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal verzichtet auf eine öffentliche Fahndung – womöglich aus Sorge, dass Panik ausbricht, denn der Häftling hat zwar die gerichtliche Strafe verbüßt, aber einer Entlassung wollten Forensiker nicht zustimmen.
Wo ist Sascha B.? Am 07. Juni hat er einen Ausgang aus der Justizvollzugsanstalt Diez zur Flucht genutzt. Er hat kein Geld, kein Mobiltelefon, kein Netzwerk – und trotzdem können Fahnder den Mann nicht finden.
Der Mann muss essen und trinken. Schlafen. Seine Toilette machen. Er ist kein „Agent“. Er ist seit 18 Jahren in Haft. Das Wetter ist unwirtlich. Wieso kann niemand diesen Mann identifizieren?
Womöglich, weil die Bevölkerung nicht weiß, dass ein verurteilter Mörder auf der Flucht ist.
Ohne Waschmöglichkeit muss er stinken, die Kleidung verdreckt sein. Hat er sich ins Penner-Milieu gemischt, wo er nicht auffällt? Hat er Fluchthelfer? Ist er längst im Ausland? Versteckt ihn jemand aus dem klerikalen Umfeld, weil er ein „geläuterter Christ“ zu sein scheint?
Oder hat er Unterschlupf bei einer Frau gefunden? Er ist ein höflicher Typ auf den ersten Anschein. Seine Stimme ist leise. Vom Typ her erscheint er harmlos. Er hatte vor seiner Haft immer Kontakt mit Frauen. Und wenn er nicht ans Ziel kam und Alkohol im Spiel war, rastete er aus.
Im Jahr 1995 hat Sascha B. (46, verschiedene Medien berichten, er sei 47 Jahre alt, nach unseren Informationen ist er im Juli 1969 geboren und wird in Kürze 47 Jahre alt) eine Frau (46) brutal ermordet. 1998 versuchte er eine andere Frau zu vergewaltigen. Aufgrund der Fingerabdrücke konnte er als Mörder identifiziert werden. 1999 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach Verbüßung von 15 Jahren Haft stellte er einen Antrag auf Entlassung – der wurde negativ beschieden.
Warum? Ist Sascha B. nach wie vor gefährlich? Vermutlich schon, sonst hätte man dem geläuterten Häftling, der im Knast im Fernstudium Theologie studiert und abgeschlossen hat, ein neues Leben nach Verbüßung der Haft gewährt.
Die Staatsanwaltschaft Frankenthal lässt nach wie vor nicht öffentlich nach dem Mann fahnden. Sein Lichtbild sei ein „Allerweltsgesicht“, heißt es. Dabei hat der Mann viele Merkmale, die ihn identifizierbar machen.
Warum verhält sich die Staatsanwaltschaft so zurückhaltend? Hat sie Angst vor einer Panik unter Frauen? Sascha B. ist kein gewöhnlicher Krimineller. Kein Dieb, kein Einbrecher, kein Räuber, kein Totschläger. Sondern ein impulsiver Gewalttäter. Gegen Frauen.
18 Jahre saß er im Knast – Gewalt gegen Frauen übte er aus, wenn er zurückgewiesen wurde. Wie gefährlich ist der Mann nach all der Zeit?
Wir wissen, dass es weitere Opfer gab, gegenüber denen der Frauenmörder brutal wurde. Diese Frauen fürchten sich gerade, als sie erfahren haben, dass Sascha B. auf der Flucht ist. Wird er vor der Tür stehen? Sie haben Todesangst. Sie wissen, dass er impulsiv brutal ist. Sie haben das selbst erlebt. Werden Sie geschützt? Dazu schweigt die Staatsanwaltschaft.
Wie lange wird es noch dauern, bis die Staatsanwaltschaft die Öffentlichkeit vor diesem Mann warnt? Bislang schätzt der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber die Gefahr durch den Geflüchteten als „mittelbar“ ein. Warum? Was wissen die Behörden, was die Öffentlichkeit nicht weiß?
Mittelbar könnte der Fall sein, wenn Sascha B. zurückgewiesen wird. Dann hat er sich nicht mehr unter Kontrolle.
Der verurteilte Mörder ist seit zehn Tagen flüchtig. Die Ermittlungsbehörden können genau keinen Erfolg bei der Fahndung vermelden.
Sascha B. stammt aus Ludwigshafen. Hier hat er eine Frau umgebracht. Die Behörden geben keinerlei Auskunft, wo sie den Straftäter auf seiner Flucht vermuten – „das könnte die Ermittlungen behindern“.
Auch das ist denkbar: Vielleicht will Sascha B. mit seinem Leben Schluss machen. In Freiheit. Und die Staatsanwaltschaft weiß dies und hält ihn deswegen für nicht gefährlich. Dann sucht man seine Leiche. Das kann dauern.