Mannheim, 16. Juni 2018. (red/pro). Im Mannheimer Norden machen mehrere Vereine und Intiativen mobil gegen ein von Innenminister Thomas Strobl (CDU) geplantes Ankerzentrum auf dem Gelände der Coleman-Kaserne. Der Zuspruch der Bürger ist äußert rege.
Von Hardy Prothmann
Der Stadtteil Sandhofen im Mannheimer Norden ist durch den dörflichen Charaker eher beschaulich. Entlang der Schönauer Straße gibt es zahlreiche auch kleinere Geschäfte – hier könnte die Welt noch in Ordnung sein, ist sie aber nicht.
Seit Innenminister Thomas Strobl (CDU) Ende 2016 seine Pläne für ein „Ankunftszentrum“ bekannt gemacht hatte, rumorte es bereits, weil als ein Standort die US-Kaserne Coleman Barracks genannt wurde. Aus Sicht der Bürger im Mannheimer Norden und vor allem in Sandhofen ein Schlag ins Gesicht, nachdem man bereits hinnehmen musste, dass die schönen Konversionspläne zunächst auf Eis liegen, weil die US-Streitkräfte Coleman bereits aufgegeben hatten, dann aber kurzfristig wieder als Materiallager reaktivierten, was die Konversion mit Golfplatz, Sportanlage, Naturschutzgebiet auf ungewisse Zeit zum Stillstand brachte.
Der nächste Aufreger war die Standortsuche für Windkraftanlagen, für das nun im Norden ein Standort ausgewiesen werden soll: „Bei den Bürgern kommt an, dass man alles auf den Norden abschieben will“, sagt Wolfgang Steinmann, Mitglied im Vorstand der Bürgervereinigung Sandhofen e. V. (BVS) und Sprecher des Aktionsbündnis Mannheim-Nord. Gemeinsam mit der Gemeinnützigen Bürgervereinigung Scharhof, der Initiative Sandhofen, der Siedler- und Eigenheimgemeinschaft Blumenau macht man seit Mai mobil.
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Bereits mehrere hundert Unterschriften gesammelt
Am Infostand vor einem Kiosk „Am Stich“ haben sie ein Partyzelt aufgeschlagen, ein Tisch, Stifte, zwei Boxen und jede Menge Unterschriftenzettel „Ich sage: Nein – kein Ankunfts-/Ankerzentrum auf Coleman!“. Es herrscht reges Treiben, teils müssen die Bürger anstehen, warten geduldig, bis sie ihren Zettel ausfüllen können, teils kennt man sich, tauscht sich freundlich aus. Trotz des regen Andrangs geht es ruhig und freundlich zu. Ein Bürger, der unterschrieben hat, sagt: „Mir hänns do gud in Sandhove, des soll a so bleiwe, ned wie annerschdwo.“
Mit anderswo ist Heidelberg gemeint oder vor allem aktuell Ellwangen. Aus der Ankündigung, den Standort für ein Ankunftszentrum ins Auge zu fassen, wurde mittlerweile die Information, dass man in Stuttgart ein Ankerzentrum plane, als eines in dem Zugewanderte angekommen und registriert werden, zusätzlich aber verbleiben, wenn sie keine Bleibeperspektive haben, um dann abgeschoben zu werden.
Noch steht dem die militärische Nutzung des Geländes im Weg, die nach Informationen dieser Zeitung noch über Jahre so bleiben wird. In Stuttgart versucht man mit einer Machbarkeitsstudie ein Szenario zu entwerfen, einen Teil des Geländes für bis zu 1.500 Menschen nutzen zu können.
Das wird was Größeres
„Das wird was Größeres“, sagt Steinmann und meint nicht das Ankerzentrum, sondern die vielen Unterschriften: „Wir haben einige Hundert bereits zusammen und sie sehen ja, wie der Zuspruch ist. Wir werden mit aller Kraft gegen diese Pläne halten, als breites, überparteiliches und bürgerschaftliches Bündnis. Wir wollen die Konversion und nichts anderes.“
Betroffen wäre auch Lampertheim – sicher würden Bewohner dieses Zentrums auch den Weg dorthin suchen. Einfluss hat Lampertheim aber vermutlich so gut wie keinen, „außer, die Stadt Mannheim würde dazu den Kontakt suchen, was aber bisher nicht der Fall ist“, sagt Pressesprecher Christian Pfeiffer.
Info: Sandhofen ist mit 2645 Hektar der größte Stadtteil Mannheims. Hier leben 13.000 Menschen. Auf einem Teilgelände der Coleman Barracks will das Stuttgarter Innenministerium ein Ankerzentrum für 1.500 Menschen errichten. Von hier aus soll auch abgeschoben werden.