Weinheim, 16. März 2015. (red/pm) Es hört sich unendlich grausam an. Grausam und zynisch: Im so genannten „Dritten Reich“ wurden geistig- und körperbehinderte Menschen harsch zu „Krüppeln“ erklärt, zu „Ballastmenschen“ und zur „Gefahr für den Volkskörper“. Die Nazis sprachen von einem „unwerten Leben“. In so genannten „Tötungsanstalten“ wurden Hunderttausende zu Opfern der Euthanasie und des unmenschlichen Terror-Regimes. Weinheim hat seine eigene Geschichte zu diesem Thema, die seit einigen Jahren intensiv aufgearbeitet wird.
Information der Stadt Weinheim:
„Heute weiß man, dass in den Jahren 1940 und 1941 rund 140 Bewohnerinnen und Bewohner des früheren „Kreispflegeheims“ des Landkreises Mannheim (heutiges Gebäude der GRN-Klinik an der Viernheimer Straße) deportiert und in den Tötungslagern von Hadamar in Mittelhessen und Grafeneck auf der Schwäbischen Alb umgekommen sind. 66 der Opfer wurden nach Grafeneck deportiert. Seit 2011 gibt es zu dem Thema auch eine Dissertation; sie stammt von der Berliner Medizinhistorikerin Dr. Marie-Laura Berger und widmet sich den NS-Verbrechen in der früheren „Kreispflege“.
Diesen Opfern widmet jetzt die Stadtbibliothek Weinheim, unterstützt vom Stadtarchiv und vom Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Grafeneck eine Ausstellung, die am Freitag, 20. März, 19 Uhr, im Saal der Bücherei eröffnet wird. Sie wird vier Wochen zu sehen sein, bis zum Samstag, 18. April.
In die Ausstellung führen die Historikerin Franka Rößner vom Dokumentszentrum Grafeneck sowie die Heidelberger Politikwissenschaftlerin Sabine Zöller ein. Die gebürtige Weinheimerin beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem Schicksal ihrer Großtanten Eva, Katharina und Dorothea, die Bewohnerinnen des „Kreispflegeheimes“ waren. Sie wurden am 15. Oktober 1940 von Weinheim aus nach Grafeneck gebracht und in einer Gaskammer ermordet. Grußworte zur Ausstellung werden außerdem Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard und Landrat Stefan Dallinger sprechen; der Rhein-Neckar-Kreis ist heute Eigentümer und Träger der Einrichtung. Die Helen-Keller-Schule wird einen Beitrag zur Ausstellungseröffnung beisteuern. Der Eintritt ist frei.“