Ludwigshafen, 16. Juli 2022. (red/pm) Die Stadtverwaltung arbeitet derzeit mit Hochdruck an den Planungen für den Bau der Helmut-Kohl-Allee sowie den Teilneubau und die Modernisierung der Hochstraße Süd.
Information der Stadt Ludwigshafen:
„Die Stadtverwaltung arbeitet derzeit mit Hochdruck an den Planungen für den Bau der Helmut-Kohl-Allee sowie den Teilneubau und die Modernisierung der Hochstraße Süd. Dabei betrachtet die Stadtverwaltung das Hochstraßensystem als Gesamtprojekt. Es ist eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte der Metropolregion Rhein-Neckar in den kommenden Jahren und wegweisend für die Zukunftsfähigkeit des gesamten Wirtschaftsraums mit rund 2,4 Millionen Einwohner*innen. Über den aktuellen Sachstand zum Gesamtprojekt Hochstraßen informiert Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt mit den Fachexpert*innen der Verwaltung in der Sitzung des Stadtrates am 18. Juli 2022.
Die Planungen für den Abriss der Hochstraße Nord und den Bau der Helmut-Kohl-Allee gehen weiter. Im derzeit laufenden so genannten Deckblattverfahren innerhalb der Planfeststellung wurden die Verhandlungen mit den Einwender*innen abgeschlossen. Im Deckblattverfahren wurde die geänderte Streckenführung der Helmut-Kohl-Allee als „verschwenkte Stadtstraße“ behandelt. Die Stellungnahme der Stadt geht in Kürze zur Planfeststellungsbehörde beim LBM. Derzeit werden die Ausführungsplanungen erstellt, Leitungsumlegungen vorbereitet und Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt. Für den Bau des östlichen Widerlagers für die Brücke über die Bahngleise nördlich des Hauptbahnhofs beginnen vorgezogene Bauarbeiten im Jahr 2023.
Im Bereich der Hochstraße Süd sind die Planungen für den Ersatzbau für die Pilzhochstraße im Zeitplan, die technischen Unterlagen wurden dem LBM im Juni zur Abstimmung übergeben. Die Modernisierung der Weißen Hochstraße erfolgt parallel zum Bau der neuen Brücke. Die fünf Teilbauwerke der Weißen Hochstraße wurden zur Ermittlung notwendiger Maßnahmen in Bezug auf die gegenüber der Bauzeit deutlich größeren Lasten insbesondere des Güterverkehrs statisch nachgerechnet. Sie muss an einigen Stellen für die höheren Belastungen ertüchtigt werden. Insgesamt werden im Zuge der Modernisierung außerdem die Entwässerung und Fahrzeug-Rückhaltesysteme erneuert, die Lager ausgetauscht, die Fahrbahn erneuert und der Beton instandgesetzt. Zudem werden die Gesimskappen und die Geländer saniert oder erneuert. Auf den Gesimskappen sind Geländer und Schutzeinrichtungen befestigt. Damit erfüllt die Weiße Hochstraße alle aktuellen sicherheitstechnischen und baulichen Anforderungen. Die Modernisierung der Weißen Hochstraße soll bis Mitte 2025 abgeschlossen sein, der Ersatzbau der ehemaligen Pilzhochstraße bis Ende 2025 fertiggestellt sein. Damit kann Anfang 2026 die gesamte Hochstraße Süd wieder für den Verkehr zur Verfügung stehen. Grundlage des Baus der Ersatzbrücke ist das Planungsbeschleunigungsgesetz, das bei solchen reinen Ersatzmaßnahmen den Verzicht auf ein Planfeststellungsverfahren und damit erhebliche zeitliche Vorteile für die Umsetzung ermöglicht. Im Zusammenhang mit der Sanierung des Fahrlachtunnels in Mannheim steht dann wieder eine leistungsfähige Ost-West Verbindung für die Metropolregion zur Verfügung.
Aktuelle Kostenberechnung liegt vor.
Mit dem Planungsstand legt die Stadtverwaltung dem Stadtrat auch eine Kostenberechnung vor. Die Zahlen geben den Stand zum 31. Dezember 2021 wieder. Demnach belaufen sich die Kosten für das Gesamtprojekt auf insgesamt rund 721 Millionen Euro.
Diese Gesamtkosten werden im Hinblick auf eine mögliche Förderung noch einmal unter einem anderen Aspekt betrachtet: Planungskosten (74 Millionen Euro) werden bei einer Förderung grundsätzlich nicht berücksichtigt, auch die reinen Abrisskosten für den Rathausturm und den nicht im Bereich der Helmut-Kohl-Allee liegenden Teil des Rathaus-Centers (52 Millionen Euro) sind voraussichtlich nicht förderfähig. Daher belaufen sich die so genannten förderfähigen Kosten für das Gesamtprojekt auf rund 595 Millionen Euro.
Im Hinblick auf die Kosten sieht die Verwaltung allerdings – insbesondere in der aktuellen Situation auch wegen der Planungs- und Realisierungszeiträume bis zum Ende der Projektlaufzeit – nur schwer kalkulierbare Risiken: Nach Jahren sehr geringer Preissteigerungen in der Bauwirtschaft ist es zu einer deutlichen Preisanpassung in den vergangenen Jahren gekommen. Allein von 2021 auf 2022 sind die Preise im Brückenbau nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes um 14,9 Prozent gestiegen. Die Corona-Krise hat zum einen Lieferketten aus dem Gleichgewicht gebracht aber auch zu einem Umdenken und Investitionen in Immobilien geführt. Außerdem sind die Baupreise in Rheinland-Pfalz stark von der Katastrophe an der Ahr beeinflusst. Weiterhin hat sich Deutschland zu einer Transformation von fossilen zu erneuerbaren Energien bekannt. Diese Entscheidung erfordert bauliche Investitionen, die an die Billionengrenze heranreichen. Seit Februar diesen Jahres hat der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu Sanktionen gegen Russland geführt, die sich auf die Baustoffe erheblich auswirken. Weiterhin hat dieser Krieg zu einem weiteren Umdenken beigetragen. Eine breite Mehrheit des Bundestages sieht es als erforderlich an, die Abhängigkeit von einzelnen Staaten insbesondere von Russland deutlich zu reduzieren. Auch für dieses Ziel sind erhebliche Infrastrukturinvestitionen erforderlich. Diese sich überlagernden Prozesse werden auch weiterhin zu deutlichen Baupreissteigerungen führen, die über Jahre hinweg über der Inflationsrate liegen werden.
Auf Grund der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation weltweit gerät die Wirtschaft in Deutschland zunehmend unter Druck. Speziell die Bauwirtschaft leidet unter unterschiedlichen Faktoren wie Fachkräftemangel, Bauboom und Materialmangel. Unter Berücksichtigung dieser Sachverhalte kann nicht von stabilen oder kalkulierbaren Baupreisen ausgegangen werden. Auch werden die Baupreissteigerungen bei anhaltender Dynamik dazu führen, dass ein Vielfaches der heute errechneten Projektkosten in der Schlussabrechnung zu Buche steht.
Um diese Unsicherheiten besser greifen zu können, hat die Stadtverwaltung unter anderem am Beispiel der Helmut-Kohl-Allee eine Preisentwicklung bis zum Ende der Bauzeit im Jahr 2031 in zwei Szenarien dargestellt. In „Szenario 1“ wurde in einer Prognose der Durchschnitt der Preissteigerungen der vergangenen fünf Jahre von 2016 bis 2021 (5,6 Prozent pro Jahr) zu Grunde gelegt. Hierbei ergab sich ausgehend von berechneten förderfähigen Kosten von 418 Millionen Euro eine Steigerung der förderfähigen Anteile auf 585 Millionen Euro. Bei dem „Szenario 2″ wird die jährliche Preissteigerung entsprechend den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von 2021 auf 2022 von 14,9 Prozent pro Jahr angenommen. Im Ergebnis wurde hierbei eine Summe der förderfähigen Anteile in Höhe von rund 1,03 Milliarden Euro errechnet.
Mit diesen Rahmenbedingungen könnten sich für das ganze Hochstraßensystem Gesamtkosten von rund 721 bis 1,46 Milliarden Euro ergeben.“