Mannheim, 16. Januar 2017. (red/ric) Vor drei Jahren haben wir über die Situation der Mannheimer Tafel berichtet. Die Organisation ist in das Deutsche Rote Kreuz eingebettet und vergibt in ihren Geschäften Lebensmittel zu niedrigen Preisen an bedürftige Menschen. Die Nahrungsmittel werden von 145 Betrieben der Region gespendet und dann in den Läden verkauft. Die finanzielle Lage der Mannheimer Tafel war damals angespannt, wie sieht es heute aus? Und wie hat sich die Situation durch die Ankunft der Flüchtlinge verändert?
Von Riccardo Ibba
Die Mannheimer Tafel ist kein Vollversorger für die Menschen. Wir wollen, dass die Menschen, die zu uns kommen, ihr monatliches Budget etwas entlasten, um sich mal was zu gönnen, was sonst nicht drin wäre,
sagt Hubert Mitsch, der die Mannheimer Tafel seit 2013 koordiniert. Die Mannheimer Tafel übernimmt außerdem als regionales Verteilerzentrum die Aufgabe der Verteilung von großen Lebensmittel- oder Materialspenden in der Metropolregion an weitere 18 Tafeln.
Aktuell gibt es in Mannheim und der näheren Umgebung Läden in der Alphornstrasse in der Neckarstadt, sowie in Rheinau, Schönau, Edingen- Neckarhausen und Hockenheim. In Schriesheim ist seit 2014 eine mobile Tafel in Betrieb.
Die Idee ist überall dieselbe. Drei LKW´s der Mannheimer Tafel fahren nach einem festen Fahrplan jeden Tag insgesamt 145 Betriebe der Region ab und sammeln die Lebensmittel ein, die in den Betrieben überschüssig sind. Hinzu kommen einmalige Spenden, zum Beispiel wenn der Maimarkt zu Ende ist und restliche Lebensmittel abgeholt werden können.
Maximal ein Drittel des üblichen Preises
Das sind pro Tag etwa sechs Tonnen an Essen. Davon muss circa eine Tonne aussortiert werden, da die Ware verdorben ist, bleiben also fünf übrig. Nur die absolut einwandfreien Waren finden den Weg ins Ladenregal. Die Hygiene- und Lebensmittelvorschriften werden wie bei anderen Lebensmittelhändlern eingehalten und kontrolliert. Die Preise betragen maximal ein Drittel des sonst üblichen Ladenpreises.
Wer in einem der Läden einkaufen möchte, muss einen Tafelausweis beantragen, dazu reicht beispielsweise ein Hartz IV Bescheid.
Wir haben 2.200 Tafelausweise ausgestellt, dahinter stehen ungefähr 7.800 Köpfe. Es könnten noch mehr sein, doch viele Bürger trauen sich aus Scham nicht, zu uns zu kommen,
erklärt der Leiter der Mannheimer Tafeln.
Die Zahl der bedürftigen Menschen in Mannheim liegt schätzungsweise bei 30. 000 Menschen. Viele kommen nicht, weil sie dieses Stigma meiden wollen. Allerdings wären die Tafeln auch nicht in der Lage, alle Bürger zu versorgen. Obwohl sich das Angebot im Laufe der letzten drei Jahre reduziert hat, könnten die Tafeln noch mehr als die bisher knapp 8.000 Menschen pro Tag versorgen, Lieferengpässe sind bisher Fehlanzeige.
Solange wir nach Ladenschluss noch Lebensmittel entsorgen müssen, ist die Maximalgrenze noch nicht erreicht. Und wir entsorgen noch,
sagt Herr Mitsch.
Verkürzte Öffnungszeiten
Wurden 2013 alleine in Mannheim 10.000 Bürger pro Tag versorgt, sind es nun knapp 8.000 Menschen, Hockenheim, Edingen Neckarhausen und Schriesheim mit eingerechnet. Der Grund hierfür liegt in den zu hohen Betriebskosten, vor allem das Personal, der Fuhrpark, die Müllentsorgung sowie die Miete waren zu hoch.
Unsere Läden in Rheinau und Schönau haben nur noch Montag, Mittwoch und Freitag geöffnet. In der Neckarstadt ist der Samstag weggefallen, dort sind wir Montag bis Freitag geöffnet. Die Kosten waren einfach zu hoch,
erklärt Herr Mitsch.
Zur Zeit arbeiten zwölf Hauptamtliche, achtzehn 1-Euro-Kräfte, sowie rund hundert Ehrenamtliche Mitarbeiter für die Mannheimer Tafel.
Erfolgsgeschichte Second-Hand-Läden
Dank unseren großzügigen Spendern, sind wir in der Lage, das Angebot aufrecht zu erhalten. Zudem finanzieren unsere Second-Hand-Läden einen Teil der Kosten für die Tafeln mit,
fügt Hubert Mitsch an.
In den Second-Hand-Läden kann grundsätzlich jeder einkaufen. Inhaber eines Tafelausweises erhalten auf alle Kleidungsstücke 50 Prozent Rabatt. Die meisten Kleider werden von den Kunden gespendet, die regelmäßig in den Läden einkaufen.
Die Second-Hand-Läden sind beinnahe ein Selbstläufer. Die Kunden versorgen sich untereinander. Der Erfolg der Shops ist ein wesentlicher Bestandteil dafür, das die Mannheimer Tafel in der jetzigen Form bestehen bleiben kann,
Zudem bietet das Geschäftsfeld Arbeitsplätze für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht zu vermitteln sind.
Second-Hand-Shops gibt es in der Neckarstadt, Schönau, Weinheim, Schriesheim und Hockenheim und bieten einwandfreie Kleidung zum kleinen Preis an. Auch Schnäppchenjäger und Menschen, die Spaß am günstigen Einkaufen haben, sind jederzeit willkommen.
Wie hat sich die Situation seit Ankunft der Flüchtlinge verändert?
Für unsere Standorte in Mannheim hat sich nichts verändert, da die die Landesflüchtlinge voll versorgt sind, zum Beispiel im Benjamin Franklin Village. Ganz anders sieht es für unsere Geschäfte im Rhein-Neckar Kreis aus. Die dort in den Kommunen lebenden Flüchtlinge müssen sich selbst versorgen. Da hat es schon einen Ansturm auf unsere Einrichtungen gegeben, aber wir haben alles im Griff. Bisher musste noch keiner ohne Lebensmittel unsere Geschäfte verlassen,
stellt Hubert Misch klar.
Seit 2004 gibt es die Mannheimer Tafel bereits und leistet in überwiegend ehrenamtlicher Tätigkeit einen wertvollen Beitrag für Menschen mit wenig Geld. Wer immer sich engagieren oder spenden möchte, ist herzlich eingeladen, frei nach dem Motto der Mannheimer Tafel: “Jeder gibt, was er kann.”