Mannheim, 14. Januar 2014. (red/ld) Wo sind die Kinder? Vor sechs Wochen wurde die muslimische Kooperationskindertagesstätte mit städtischer Kinderkrippe in der Kleestraße eröffnet. Ein deutschlandweit „einmaliges“ Projekt. Mit viel Brimborium eröffnet – sogar Integrationsministerin Bilkay Öney war zum Fototermin vor Ort. In Betrieb ist die Tagesstätte allerdings bis heute nicht. Woran das liegt, wollen weder die Stadt Mannheim noch der islamische Trägerverein sagen. Die 40 Kindergarten- und 20 -krippenplätze sind vergeben. Es gibt eine Warteliste. Aber das Haus in der Kleestraße steht seit der Eröffnung leer.
Von Lydia Dartsch
Eigentlich wollten wir in diesen Tagen mit einer Reportage über das integrative Prestigeprojekt der Stadt Mannheim berichten: Die Kooperationskindertagesstätte in der Neckarstadter Kleestraße. Ende November ludt die Stadt Mannheim stolz zur Eröffnung ein: Der deutschlandweit erste muslimische Kindergarten unter einem Dach mit einer städtischen Kinderkrippe wurde eröffnet. Funk und Fernsehen, selbst Zeitungen wie die FAZ „berichteten“ über die neue Einrichtung.
Fast vier Jahre hatte die Einrichtung der Kindertagesstätte gedauert: Vom Beschluss am 11. Januar 2010 bis zur Eröffnung am 04. Dezember 2013. Laut Pressemitteilung der Stadt Mannheim sei das nicht außergewöhnlich für Neubauprojekte dieser Art.
Lauter Jubel zur Eröffnung, dann blieb es still
Entsprechend groß war die Resonanz: Der türkische Generalkonsul Serhat Aksen aus Karlsruhe kam zu Eröffnung. Ebenso die türkischstämmige Landes-Integrationsministerin Bilkay Öney. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb waren anwesend, ließen sich von den Fotografen ablichten. Dann war das Blitzlichtgewitter erloschen. Der Dezember verging. Es kam Weihnachten, Neujahr und es blieb still in der Kleestraße.
Bis heute steht der Kindergarten leer und das obwohl die 40 Kindergarten und 20 -krippenplätze vergeben sind, wie uns die Stadt Mannheim auf Anfrage mitteilte und der Vorstand des islamischen Trägervereins, Faruk Sahin, bestätigte. Es gebe sogar Wartelisten. Gründe für die Verzögerung der Inbetriebnahme wollten beide nicht nennen. Herr Sahin deutete „formelle Angelegenheiten“ an. Auf weitere Nachfrage sagte er, dass er keine Details nennen wolle.
Stadt und Trägerverein nicht einig?
Wann die Kooperationskindertagesstätte eröffnet, konnte die Stadt Mannheim gestern und heute ebenfalls nicht genau sagen. Der Kindergarten werde seinen Betrieb zum neuen Kindergartenjahr im Frühjahr aufnehmen, sagte Pinar Karacinar vom Medienteam der Stadt Mannheim gestern. Wann genau das sei, könne sie aber nicht genauer eingrenzen. Frühjahr bedeutet irgendwann zwischen Anfang März und Ende Mai. Also in eineinhalb bis viereinhalb Monaten. Herr Sahin dagegen ging davon aus, dass es in den kommenden ein bis zwei Wochen soweit sei. Heute teilte Frau Karacinar mit, dass die Krippe bereits in Betrieb sei und dass die Kinder noch im Januar in den Kindergarten gingen.
Wo liegt das Problem? Die dürftigen Äußerungen der Stadt Mannheim und des Trägervereins legen die Vermutung nahe, dass längst nicht alle Fragen zwischen den beiden geklärt sind. Nicht einmal, wann die Kinder dort in den Kindergarten und die -krippe gehen werden, um all die Förderung zu erhalten, die ihnen versprochen worden sind: In Sprache, Bildung und kultureller Vielfalt. Bei einem war sich Herr Sahin aber sicher: Wenn es soweit sei, werde man „so eine Art Einschulungsgottesdienst“ in der Mannheimer Moschee veranstalten.