Mannheim, 15. Oktober 2014. (red/cb) Das Zimmertheater Mannheim-Gartenstadt präsentierte vergangenen Samstag die Premiere von „Das Geheimnis der Irma Vep“. Der Regisseur Holger Ohm kreiert mit zwei Schauspielern insgesamt acht Charaktere. Eine Grusel-Persiflage, die sich an allen Klischees des Horrorgenres bedient und diese gnadenlos grandios ausspielt.
Von Carolin Beez
Lord Edgar, Besitzer des mysteriösen Guts Mandacrest im viktorianischen England und angesehener „Sakrophagologe“, hat nach dem Tod seiner Gattin Irma Vep eine neue Liebe gefunden. Die ehemalige Schauspielerin Lady Enid lebt seit der Hochzeit mit auf seinem Anwesen.
Allerdings gibt es hier einige Dinge, die ihr ungeheuerlich vorkommen. Denn es wird ein geheimnisvoller Kult um die verstorbene Irma gesponnen, die ihren Edgar noch immer nicht loslassen kann. Selbst nach ihrem Tod.
Auch die undurchsichtige Haushälterin Jane und und der Stallknecht Nikodemus, mit seinem Holzbein, tragen nicht zu Lady Enids Wohlbefinden bei. Doch die Geschichte über einen Wolf, der Kinder tötet, Vampire, die in den Wäldern lauern und einen Wehrwolf, der rund um das Gut sein Unwesen treibt, lassen die Dame nicht ruhen.
100 Zuschauer sind begeistert
Bei der Premiere des Stücks am vergangenen Samstag merkt man sofort, die rund 100 Zuschauer des Zimmertheaters der Freilichtbühne Mannheim sind theatererfahren. Und neugierig auf die Geschichte der Irma Vep. Und begeistert. Holger Ohm, der Regisseur, schafft es das Publikum zu erschrecken, zu gruseln und zu amüsieren.
Die Perfektion des Stückes findet man hier nicht in den besonders tiefgründigen Dialogen oder der verständlichen Handlung, vielmehr in der Schlichtheit, dem so simplen Humor, dem tollen Bühnenbild und den abgedrehten und konfusen Situationen, die hier gezeigt werden.
Bei den Proben meinten wir zu Herr Ohm, dass das Holzbein des Nikodemus absolut unrealtistisch ist, weil man genau erkennt, dass es nicht echt ist, aber es ist eine Persiflage – also geht das trotzdem,
sagt Alexander Manz, der Vorsitzende des Theaters.
Rasantes Tempo der Handlung
Besonders im zweiten Teil des Stücks legt die Handlung ein rasantes Tempo vor und deckt Zusammenhänge auf, die so unrealistisch und komisch sind, dass man gar keine andere Wahl hat als lauthals los zu lachen.
Die beiden Schauspieler spielen insgesamt 8 verschiedene Rollen. Das bedeutet: 40 Kostümwechsel in zweieinhalb Stunden. Bewerkstelligt wurde das von den Kostümbildnern, die mit Magnetverschlüssen arbeiteten. Die Schauspieler schafften es dadurch, in nur 15 Sekunden ihre Rolle zu wechseln.
Die beiden Schnellverwandlungskünstler Wolfgang Heuer und Carsten Groth haben schon in früheren Produktionen mit Holger Ohm zusammen gearbeitet und geben sich in diesem Theaterstück überspitzt humorvoll. Ute Zuber bezeichnet Wolfgang Heuer sogar schon als Urgestein des Theaters und Carsteh Groth sei schon vor über 20 Jahren bei der Freilichtbühne aufgetreten. Danach hatte er eine ganze Zeit lang Pause, bis er im Jahr 2012 bei den 7 Zwergen wieder zu sehen war.
Holger Ohm ist ein Perfektionist, der hat’s halt einfach drauf.
sagt Ute Zuber, die künstlerische Leiterin des Theaters. Es sei ein wahnsinniger Aufwand, der für ein solches Stück vom ganzen Team betrieben werde. Doch es zahlt sich aus. Bühnenbild, Kostüme und das Zusammenspiel der Schauspieler sind gut aufeinander abgestimmt.
Der Zuschauer Phillip Valentin, der selbst seit mehreren Jahren bei der Freilichtbühne Theater spielt sagt zu dem Stück:
Das ist schon ’ne Leistung, allein das Bühnenbild ist wirklich beeindruckend.
Neben dem Regisseur und den Schauspielern sind noch 30 weitere Personen an dem Stück beteiligt, die sich um Licht, Frisuren oder auch Spezialeffekte kümmern. Denn „Das Geheimnis der Irma Vep“ beinhaltet so einige interessante Dinge, wie Tassen die nicht voll werden oder Gemälde die anfangen zu weinen.
Charles Ludlam liefert die Vorlage
In der Vorlage von Charles Ludlam verbindet der Autor in der Persiflage „Das Geheimnis der Irma Vep“ Motive aus verschiedenen Schauspielen Büchern und Filmgenres. Hitchcocks „Rebecca“ (1940) oder „Sturmhöhe“ (1939) von Emely Brontë spielen hier mit rein. Jedes Klischee und jeder Mythos des Horrorgenres wird hier an- und gnadenlos ausgespielt. Es entsteht ein spannend-komisches Gruseldrama das sich selbst nicht ganz zu ernst nimmt.
“ Das Stück ist absolut sinnfrei, das hat nach dem heutigen Abend wahrscheinlich jeder gemerkt, aber das darf ja ruhig auch mal sein.“ sagt Frau Zuber. Es bietet die Möglichkeit seinen Kopf abzuschalten und sich auf die absdruse Geschichte der Irma Vep durch das viktorianische England bis hin nach Ägypten mitnehmen zu lassen.