Rhein-Neckar/Heidelberg, 15. Juli 2015. (red/sl) Die nächste Hitzewelle ist bereits für das kommende Wochenende vorhergesagt. Wieder werden die Menschen Erfrischung und Entspannung an Seen und Flüssen der Region suchen. Wie lebensgefährlich das werden kann, zeigte kürzlich der bedauernswerte Unfall eines 23-jährigen Mannes aus Mörlenbach, der im Weinheimer Waidsee unterging, wiederbelebt wurde, aber letztlich doch verstarb. Wir haben Alexander Walter, Vorstand der DLRG Heidelberg, gefragt, worauf man beim Baden in offenen Gewässern achten sollte, wenn man keine bösen Überraschungen erleben will.
Interview: Sandra Ludwig
Herr Walter, was sind die häufigsten Probleme beim Schwimmen in offenen Gewässern?
![Bild A.Walter](https://www.rheinneckarblog.de/files/2015/07/Bild-A.Walter.jpg)
Alexander Walter, Vorstand DLRG Heidelberg. Foto: privat
Alexander Walter: Das kommt natürlich auf das jeweilige Gewässer an. In Flüssen wie Rhein und Neckar herrschen starke Temperaturschwankungen und Strömungen vor, die das Schwimmen dort gefährlich machen. Auch der Schiffsverkehr ist hier ein Problem, da viele Leute die Entfernungen schlecht einschätzen und nicht rechtzeitig ausweichen können. Zum Baden freigegebene Seen sind dagegen viel sicherer. Aber auch hier kann es gefährlich werden, wenn man nach langem Sonnen stark überhitzt schwimmen geht. Ist das Wasser dann sehr kühl, kann es zu Kreislaufproblemen führen.
Haben Sie Tipps für unsere Leser, wie man sich aufs Schwimmen vorbereitet, ohne sich in Gefahr zu bringen?
Walter: Eigentlich muss man nur die Baderegeln einhalten. Man sollte sich vorher abduschen, um den Körper an die Wassertemperatur zu gewöhnen. Die Badestelle muss auf jeden Fall beaufsichtigt sein. Viel Essen oder starke körperliche Anstrengung sind vor dem Schwimmen nicht ratsam. In Seen sind auch Wasserpflanzen, in denen man sich verheddern kann, eine Gefahrenquelle. Und natürlich sollte man für den Einstieg eine sichere und flache Stelle aussuchen.
Heranwachsende Jugendliche sind besonders gefährdet
Welche Gruppe ist beim Schwimmen ihrer Erfahrung nach am meisten gefährdet?
Walter: Auf jeden Fall Jugendliche, Heranwachsende! Da will man die Mädels beeindrucken und überschätzt sich schnell. Oder man steigert sich in Mutproben hinein. Dabei ist dann oft Alkohol im Spiel. Aber auch Kinder geraten häufig in gefährliche Situationen.
Was gibt es bei Kindern besonders zu beachten?
Walter: Wichtig ist es, Kinder nicht zu lange der Sonne auszusetzen. Sie sollten eine gute Kopfbedeckung und geeigneten Sonnenschutz haben. Schwimmhilfen sind zwar sinnvoll, aber nicht unproblematisch. Sie rutschen schon mal von einem eingecremten Kinderarm oder verlieren Luft. Am wichtigsten ist, dass man Kinder beim Baden beaufsichtigt. Es muss ganz klar sein, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind! Selbst 15 cm hohes Wasser im Planschbecken können für sie gefährlich werden. Sie haben einfach noch nicht die Reflexe entwickelt wie Erwachsene. In Gefahrensituationen bleiben sie mitunter ganz ruhig und fallen somit nicht auf. Das ist überhaupt ein Problem bei Ertrinkenden: sie sind häufig ganz still.
Das denkt man gar nicht!
Walter: Ja, aus vielen Filmen kennt man, dass Leute vorm Ertrinken schreien und um sich schlagen. Wenn man noch bei klarem Bewusstsein ist, kann man so auf sich aufmerksam machen. Das ist aber nicht immer der Fall. Gerade bei Kreislaufproblemen sind Schwimmer oft nicht in der Lage, Hilfe zu rufen.
![DLRG Boot](https://www.rheinneckarblog.de/files/2015/07/DLRG-Boot.jpg)
DLRG-Boot begleitet einen Ironman-Wettbewerb.
Alkohol ist ein häufiges Problem
Sollte man dann besser in der Gruppe schwimmen gehen? Gerade, wenn man länger nicht geschwommen ist?
Walter: Genau! Man muss natürlich nicht für alles Regeln aufstellen, aber es ist immer gut, sich gegenseitig im Auge zu behalten. Gerade schwache Schwimmer sollten einen sicheren an der Seite haben. Es ist gut, wenn man als Schwimmer auf das eigene Sicherheitsgefühl achtet und sich nicht überschätzt. Ist man lange nicht geschwommen, sollte man langsam und mit kurzen Distanzen beginnen. Und an sich gilt, nicht in Gruppendynamiken zu verfallen. Hier stellt Alkohol ein häufiges Problem dar.
Mit welchen Erkrankungen sollte man besonders vorsichtig sein?
Walter: Da sind natürlich zunächst sämtliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu nennen. Für Asthmatiker stellen Pollen an der Wasseroberfläche eine Gefahr dar. Auch Epileptiker müssen beim Baden vorsichtig sein. Nimmt man Medikamente, lässt man sich am besten vom Arzt beraten.
Brückenspringen ist extrem gefährlich
Gibt es in Rhein-Neckar Region irgendwelche Auffälligkeiten, zu denen Sie uns etwas sagen können?
Walter: Ein typisches Problem für unsere Region ist das Brückenspringen. Davon ist dringend abzuraten! Gerade in Heidelberg ist der Neckar an vielen Stellen sehr flach, nur zwei bis drei Meter tief. Wenn man da von einer Brücke rein springt, kann man schnell auf dem Grund aufschlagen und sich schwer verletzen. Die verbreitete Idee, unter der Brückenmitte wäre das Wasser noch tiefer, ist da ein verbreiteter Trugschluss! In Mannheim, wo öfter Leute von der Brücke springen besteht das Risiko, in starke Strömung zu geraten oder in den schlecht einsehbaren Schiffsverkehr. Zudem ist das Schwimmen in gerade diesen Bereichen verboten. In Teilabschnitten des Neckars und Rhein ist ohnehin das Schwimmen nicht erlaubt. Nähere Informationen erhält man über das Wasser- und Schifffahrtsamt bzw. die Wasserschutzpolizei. Im Großen und Ganzen gilt: Man sollte sich an die Baderegeln halten und über unbekannte Gewässer erkundigen. Gleichzeitig darf man sich aber den Spaß am Baden nicht verderben lassen!