Rhein-Neckar/Weinheim, 15. März 2020. (red/pro) Der Weinheimer Oberbürgermeister Manuel Just hat es getan – er empfiehlt, dass alle Schülerinnen und Schüler am Montag nicht mehr in die Schule gehen und stellt sich damit gegen eine Entscheidung der Landesregierung. Das ist kein Affront, sondern eine konsequent logische und verantwortliche Entscheidung. Andere Bergstraßengemeinden sind nachgezogen und zeigen den “Kopferten”, wie die Provinz vorbildlich agiert.
Von Hardy Prothmann
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In Zeiten der Krise darf man auch mal gerne “Nebensächliches” berichten, wenn alle nur in eine Richtung schauen. Weil scheinbar “Nebensächliches” in der Sache durchaus “Grundsätzliches” sein kann.
Interessierte Leserinnen und Leser unseres Angebots wissen das Folgende bereits. Ich halte den Weinheimer Oberbürgermeister Manuel Just für einen der besten Köpfe in der Kommunalpolitik überhaupt.
Diese Einschätzung hat grundlegende journalistisch-professionelle Gründe auf Basis einer gut zehnjährigen Erfahrung. Weil ich ihn wie andere seit Jahren beobachte und analysiere. Und daher weiß, dass der Mann mit einer geradezu extremen Disziplin agiert und dabei unsere freiheitliche Demokratie rechtsstaatlich ohne Vertun aus grundlegender Überzeugung im Blick hat. Diese Einschätzung sagt nichts über andere aus, außer, dass Manuel Just deutlich bemerkenswert ist.
Wenn ein solcher Leistungsträger sich mit einer “Empfehlung” gegen das Land stellt, dann hat das wohlüberlegte Gründe.
Aktuell hat OB Just in einem “Elternbrief” mitgeteilt: “Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Zahl der Covid-19-Infektionsfälle empfehlen Ihnen die Stadt Weinhein als Schulträgerin und die Schulleitungen Ihrer Schulen dringend, bereits ab Montag 16.03.2020 Ihre Kinder zu Hause zu lassen.” (Anm. d. Red.: Fettung wie im Original.)
Und weiter: „Sie können versichert sein, dass Ihrem Kind hierdurch kein Nachteil entsteht. Die Materialien für die unterrichtsfreie Zeit werden wir – wenn noch nicht geschehen – selbstverständlich zur Verfügung stellen.“
Damit stellt sich der Weinheimer OB Just gegen die von der Landesregierung erlassene Verfügung, die Schulen erst ab kommenden Dienstag zu schließen. Zwar nur als “Empfehlung” – aber das Wort eines OB hat Gewicht und dessen ist sich Herr Just bewusst.
Nach unseren Recherchen trauen sich andere Oberbürgermeister das aktuell noch nicht. Nach Informationen der Weinheimer Nachrichten haben sich Hemsbach, Hirschberg und Laudenbach dieser Empfehlung angeschlossen.
Kann das wirklich sein, dass in diesen kleinen Gemeinden mehr Sachverstand und Entschlossenheit vorhanden ist als bei der Landesregierung, die tatsächlich am Montag nochmals bis zu zwei Millionen Menschen in Kontakte schicken will, die man eigentlich vermeiden will, um die Infektionskrise einzudämmen?
Die Weinheimer Bevölkerung kann ständig “Hipp, hipp, hurra” rufen, weil sie mit großer Mehrheit diese Ausnahmepersönlichkeit mit großer Mehrheit ins Amt gewählt hat. OB Just ist nicht nur in der aktuellen Krise ein Glücksfall für Weinheim, sondern auch in Zukunft.
Der Mann ist ein – wie auch immer das geschehen ist – genetisch programmierter Demokrat, ein versierter Verwaltungsexperte, hat das Ohr auf der Schiene und schaut alle, die ihm begegnen, mit offenen Augen an. Dazu ist er höflich, umgänglich und wenn es sein muss, auch unmissverständlich direkt.
Ich schreibe nicht oft solche Zeilen, aber wenn ich die schreiben muss, was ich gerne tue, dann ist das halt zwingend.
Denn dieser OB Just hat sich erheblich aus dem Fenster gelehnt und wird damit erheblichen Widerstand erfahren durch Leute, die alle die ihm innewohnenden Eigenschaften nicht haben. Das wird mächtigen Druck geben – wegen des Qualitätsgefälles.
Die Weinheimer Stadtgesellschaft ist sehr gut beraten, diesen Ausnahmebürgermeister zu stützen – wenn nicht in der Krise, wann sonst? Und insbesondere die Grünen, die ihn empfohlen haben, sollten sehr genau aufpassen, ob deren mittlerweile geänderte Haltung förderlich für das Gemeinwohl ist.
Man schießt niemanden an, der sich derart verantwortlich und fürsorglich einsetzt, schon gar nicht, wenn dieser bekanntermaßen selbst durch Grippe angeschlagen ist – außer, man ist komplett verderbt und bereit, jede Gelegenheit für den eigenen Vorteil zu nutzen und dabei das Gemeinwohl zu verachten.