Rhein-Neckar, 15. April 2015. (red/pol/nw) Aktualisierung. Geld sparen will jeder. Manche aber schrecken auch von illegalen Sparmaßnahmen nicht zurück. Vor kurzem haben Umweltsünder mehrere Tonnen Erdaushub in Weinheim und Schwetzingen abgeladen. Die “Ersparnis”: Einige Tausend Euro – wird der Verursacher nicht gefunden, trägt die Allgemeinheit die Kosten.
Von Nadja Weber
Am 21. März entsorgte eine südhessiche Firma ihren Bauschutt illegal auf einer Baustelle an der B 535 zwischen den Anschlussstellen Plankstadt-Nord und Schwetzingen-Hirschacker. Der Fahrer hinterlies dabei circa 150 bis 200 Tonnen Erdaushub. Was eigentlich eine Ordnungswidrigkeit darstellt, scheint für manche Firmen eine scheinbar kostengünstige Alternative zur ordnungsgemäßen Schuttentsorgung zu sein. Durch einen aufmerksamen Zeugen konnte der Umweltsünder kurz darauf ermittelt werden – ihn erwartet nun ein saftiges Ordnungsgeld.
In einer Pressemeldung erklärt die Polizei: “Ein Zeuge hatte am Dienstag gegen 10 Uhr auf der Fahrt auf der B 535 nach Heidelberg den Lastwagen wiedererkannt, den er am Tattag gesehen hatte, wie er von der Baustelle herausgefahren war.”
Eine südhessische Firma hat den Bauschutt von einer Baustelle in Leimen abtransportiert und auf der Schwetzinger Baustelle abgekippt. Ein Sprecher der Polizei berichtet: “Wenig glaubwürdig oder gar plausibel war die Erklärung des Betroffenen. Erst will er den Erdaushub dort nur zwischengelagert haben und habe es dann “versäumt”, darüber die dort tätige Baufirma zu informieren.”
“Sparen” kann auch teuer kommen
Wer seinen Müll illegal entsorgt, wird wegen begangener Ordnungswidrigkeit angezeigt und muss mit hohen Bußgeldern rechnen. Die verantwortliche Firma aus Südhessen hat sich mit ihrer versuchten illegalen Sparmaßnahme gleich doppelt ins eigene Knie geschossen.
Einerseits muss sie illegal abgelagerten Erdaushub am kommenden Samstag wieder abholen und ordnungsgemäß beseitigen. Andererseits kommt zu den Entsorgungskosten noch der “Aufpreis” in Form von Bußgeld hinzu.
Ein ähnlicher Fall hat sich auf dem Gelände einer Immobilien Firma in Weimheim ereignet – allerdings erheblich umfangreicher. Hier wurden 2.000 Tonnen abgeladen – eine “Ersparnis” von mindestens 40.000 Euro.
Auch in Wissenbach konnte die Polizei im März zwei derartige Fälle beobachten. Die “wilden” Müllentsorger konnten in allen drei Vorfällen noch nicht ermittelt werden. Die Einschätzung von Norbert Schätzle, Sprecher der Polizei Mannheim, lautet:
In diesem Frühjahr sind jetzt schon vier Fälle illegaler Bauschuttentsorgung bekannt. Das sind vergleichsweise auffällig viele.
Egal ob Restmüll, Sondermüll oder eben Bauschutt – Müll ist teuer. Aus Erfahrung weiß die Polizei, die illegale Entsorgung “ist ledigleich eine Geldsache”, erklärt Herr Schätzle. Die sachgerechte Entsorgung von Baustellenmüll kann Firmen mehrere tausend Euro kosten. Sobald man giftige Stoffe, wie beispielsweise Asbest in den Abfällen findet, wird es richtig teuer.
In der Metropolregion müssen Baufirmen im Durchschnitt mit 25 Euro pro Tonne für “normalen” Bauschutt oder Erdaushub rechnen – zumindest ergeben das unsere Recherchen bei verschiedenen Entsorgern in der Metropolregion. Für verunreinigten Bauschutt bezahlt man im Schnitt rund fünf bis zehn Euro pro Tonne Abfall mehr. Sehr verunreinigter Schutt kann auch bis zu 200 Euro pro Tonne für die Entsorgung kosten. Die Firma aus Südhessen hätte für ihre Müllentsorgung mindestens viertausend Euro bezahlen müssen.
Aktualisierung: 15. April, 16:50 Uhr
In Mannheim wird nicht brennbarer Bauschutt an den Recyclinghöfen der Stadt in Mengen bis 0,5 Kubikmeter zu einem Pauschalpreis von 3,5 Euro angenommen. Größere Mengen werden nur am ABG-Recyclinghof oder der Deponie zum Preis von 37,80 Euro pro Tonne angenommen.
Die Pauschale besteht schon seit vielen Jahren unverändert. Auch der Preis pro Tonne für die Mannheimer Deponie ist seit langer Zeit auf ähnlichem Niveau relativ stabil. Neben den städtischen Annahmestellen gibt es in Mannheim auch noch Annahmestellen an Bauschuttaufbereitungsanlagen (zum Beispiel die Bauschuttaufbereitungsanlage auf dem Deponiegelände, die von einer Privatfirma betrieben wird). Die Bauschuttpreise der Stadt Mannheim seien im Vergleich zu den benachbarten Gebietskörperschaften relativ niedrig, teilt die Stadt Mannheim auf Anfrage mit.
In Mannheim sind dieses Jahr noch keine illegalen Abladungen bekannt geworden. Die Abfallwirtschaft Mannheim beseitigt illegale Bauschuttablagerungen, wenn sie davon Kenntnis erhält. Die Kosten trägt grundsätzlich der Verursacher. Wo dieser nicht zu ermitteln ist, muss die Allgemeinheit dafür aufkommen.
Zur Person: Nadja Weber ist Volontärin der Tegernseer Stimme und absolviert eine zweiwöchige Hospitanz bei uns.