Bürstadt/Lampertheim/Darmstadt, 15. Februar 2018. (red/pro) In der Silvesternacht sind ein 41-jähriger Kosovare und ein 17-jähriger Deutsch-Türke durch einen 16-jährigen Afghanen mit einem Messer verletzt worden. Die Polizei berichtete nicht über den Vorfall – öffentlich wurde er durch Postings auf Facebook.
Der Bürstädter AfD-Sprecher Alexander Noll postete am vergangenen Wochenende Informationen zu dem Vorfall und machte der Lampertheimer Zeitung Vorwürfe, weil diese nicht berichtet hatte.
Redakteur André Heuwinkel antwortete auf Facebook: „Wie über etwas berichten, wozu man keine Informationen hat?“ Denn die Polizei hatte den Vorfall nicht gemeldet.
Christiane Kobus, Sprecherin des Polizeipräsidiums Südhessen, sagte auf Anfrage, dass sie selbst auch nichts von dem Vorfall erfahren hätte – gab dann aber bereitwillig Auskunft, da sie auf Anfrage der Zeitung mittlerweile Informationen eingeholt hatte.
Provokationen – Schlagstock – Messerattacke
Demnach gab es zwischen einer Gruppe Jugendlicher und einer anderen Gruppe von minderjährigen, unbegleiteten Ausländern in der Nähe des Bürstädter Bahnhofs zunächst Provokationen durch Blicke und Gesten.
Daraus entstand eine direkte handgreifliche Konfrontation. Der 17-jährige Deutsch-Türke erhielt einen Faustschlag ins Gesicht, verließ die Szenerie und kehrte mit einem Teleskopschlagstock bewaffnet zurück, unterstützt durch den 41-jährigen Vater eines Freundes.
„Es hat sich ein Knäuel gebildet“, sagte Frau Kobus der Lampertheimer Zeitung. Dabei habe der Jugendliche dann den 16-jährigen Afghanen mit Schlägen traktiert, so dass sich dieser eine Platzwunde zuzog.
Der Afghane wiederum zog ein Messer, verletzte den 17-Jährigen oberflächlich und den 41-Jährigen erheblich mit einem Stich in den Korpus. „Eine Lunge wurde dabei aber nicht verletzt, wie behauptet“, widerspricht Kobus der Darstellung der AfD gegenüber der Lampertheimer Zeitung. Dem RNB gegenüber sagte Frau Kobus, bei der Wunde sei unklar gewesen, ob Organe verletzt worden seien – deshalb wurde der Mann notoperiert.
Keine „Verschwörung“
Der jugendliche Afghane wurde erst am 8. Februar festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Bislang soll er in der Lampertheimer Chemiestraße untergebracht gewesen sein, wurde dort aber nicht mehr angetroffen. Auf Nachfrage teilte die Staatsanwaltschaft Darmstadt mit, dass kein Altersgutachten gemacht wird – man geht davon aus, dass das Alter zutrifft.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt teilte auf Nachfrage mit, dass man den Tatverdächtigen dann in einer anderen Auskunft habe ausfindig machen können. Auch gegen den 17-Jährigen läuft eine Ermittlung – das Führen und Benutzen eines Teleskopschlagstocks ist verboten.
Der Versuch der AfD, daraus einen „Medien und Behörden“ verschweigen Informationen zu machen, schlägt fehl. Ganz sicher ist der Vorgang berichtenswert und sicher ist auch, dass dies zunächst nicht geschehen ist – das ist vermutlich auf einen in diesem Fall mangelhaften Informationsfluss zurückzuführen oder vielleicht gab es eine hohe Meldungsdichte oder zu wenig Personal. Das kommt vor.
Ideal ist das natürlich nicht, aber genausowenig geeignet, irgendwelche verschwörungstheoretischen Gerüchte in die Welt zu setzen.
Die Lampertheimer Zeitung hat ebenso wie der Südhessen Morgen und nun auch das Rheinneckarblog dazu berichtet – nachdem die Redaktionen dazu Informationen hatten und in die Recherche gehen konnten. Und dass das Rheinneckarblog mit dem Mannheimer Morgen eine „konspirative“ Verschwörung eingegangen sein könnte, ist mit Verlaub so wahrscheinlich wie die Landung von Marsmenschen.
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