Mannheim/Rhein-Neckar, 15. Mai 2015. (red/pro) Am Donnerstagabend wurde das Finale von „Germany’s Next Topmodel“ abgebrochen – wegen einer mutmaßlichen Bombendrohung. Man konnte vor allem eins „live“ erleben. Das Sicherheitskonzept der SAP-Arena ist ebenfalls nur eine Show – man mag sich gar nicht ausmalen, was los gewesen wäre, wenn es tatsächlich einen „Ausnahmezustand“ gegeben hätte.
Kommentar von Hardy Prothmann
Wollen wir mal Tacheles reden? Ok. Bombendrohungen sind in den allermeisten Fällen genau eins: Eine Drohung. Und nichts weiter? Doch. Sie explodieren nicht physisch – aber psychisch. Sie versetzen Menschen in Angst und Schrecken und sind deswegen eine üble, terroristische Straftat, die man konsequent verfolgen muss.
Am Donnerstagabend wurden sowieso schon psychisch instabile Teenager samt Eltern in Angst und Schrecken versetzt, weil das Finale von Germany’s Next Topmodel abgebrochen werden „musste“ – zunächst hieß es, wegen eines technischen Defekts und später wegen einer Bombendrohung.
Pulkweise rannten halb verhungerte Teenager auf Highheels auf der Straße rum, so gut wie alle versuchten per Smartphone Mama, Papa oder sonstwen zu erreichen und stöckelten vor sich her. Manche weinten. Und coole Typen versuchten sich als „Helfer“ – ein paar, die ich beobachtet habe, waren eindeutig Zuhälter, die Minderjährige angesprochen haben, die gar nicht so uninteressiert waren, denn der Anzug glänzte, die Muskeln waren aufgepumpt und es wurde was von „geilem Erfolg“ gelabert.
Die SAP-Arena ist nicht sicher
Doch das sind nebensächliche Betrachtungen. Hauptsächlich ist festzustellen: Wenn es mal ein echtes Problem in der SAP-Arena gibt, dann ist Chaos pur angesagt.

Hardy Prothmann. Foto: sap
Ich bin nun 24 Jahre im Beruf und habe unzählige Großveranstaltungen erlebt. Ich war während des Studiums selbst Türsteher einer Großdisco und als Reporter in Kriegsgebieten unterwegs. Aber ich habe noch niemals eine solch dilettantische Security erlebt wie am Donnerstagabend. Und das ist nicht nur das Problem dieser Security-Firma, sondern ganz entscheidend das Problem des SAP-Arena-Managements, die diesen Dienstleister beauftragt. Denn am Ende ist aus meiner Sicht der Betreiber für die Sicherheit verantwortlich. Und die war nicht gegeben – auch, wenn man per Pressemitteilung, auch von Seiten der Polizei so tut als ob.
Ein dpa-Kollege ist von einem Securitymann bedroht worden, ich selbst auch – meiner hatte einen russischen Akzent. Geschenkt. Ich habe aber mit vielen Menschen gesprochen, die fast alle geklagt haben, dass die Security aggressiv gewesen sei und beleidigend.
Uns Medienvertretern wurde lange Zeit verboten, auf das Gelände zu gehen. Ebenfalls geschenkt. Nicht geschenkt ist das: Ich bin einfach ein paar Meter abseits gegangen und habe mich dann lange und ohne Störung auf dem Gelände an der Halle aufhalten können, während sich hundert Meter weiter in Sichtweite rund 40 „Securities“ gesammelt haben, die genau nichts gemacht haben.
Die haben weder für eine Verkehrsregelung gesorgt, noch das Gelände besetzt, noch sich um die Menschen gekümmert. Sie standen rum.
Kopf- und verantwortungslose Security
Später bin ich hingegangen und wollte einen „Verantwortlichen“ sprechen – den gab es nicht. Aussagen auch nicht. Aber die Aufforderung, das Gelände zu verlassen. Ich bin dann weggegangen und ein paar Meter weiter war ich wieder auf dem Gelände – keiner hat mich aufgehalten, die standen ja alle zusammen und haben sich selbst beschützt – vollständig orientierungs- und hilflos.

Haufenweise Security, die keine Ahnung hat, was sie tun soll.
Ich wollte nicht beweisen, dass diese Security unfähig und unorganisiert ist – ich wollte einen Ansprechpartner, um meine Arbeit ordentlich machen zu können. Ich muss nicht mit osteuropäischen Menschen über „Respekt“ diskutieren, weil sie einen Anzug anhaben, eine Firmenspange an der Brust. Wenn sie ihren Job machen und klare, sinnvolle Anweisungen haben, geht alles in Ordnung. Aber am Donnerstagabend war nichts in Ordnung. Eine halbe Stunde nach der „Vollräumung“ war ich vor der Halle bei einer Gruppe von rund 20 Jugendlichen, die gut sichtbar auf dem Parkplatz standen – und nicht „geräumt“ wurden. Das war die jämmerlichste Anhäufung von Sicherheitsanschein, den ich je erlebt habe. „Urplötzlich“ kamen dann ein paar Securities und forderten die Jugendlichen auf, zu gehen, während sich zwei Mädels lösten und bis kurz von den Vip-Bereich kamen, wo noch diskutiert wurde.
Was wäre wenn…
Was wäre gewesen wenn – habe ich mich die ganze Zeit über gefragt? Was, wenn es wirklich einen Anschlag gegeben hätte? Diese Security hätte meiner Meinung nach gerade mal gar nichts geregelt bekommen. Kopflos, führungslos, schlecht geschult. Angeblich 130 Personen stark – aber ohne Kopf.
Ich habe keine Ahnung, ob die für ProSieben und Heidi Klum im Einsatz waren oder für die SAP-Arena – ich konnte niemanden fragen, der „auskunftsberechtigt“ war.
Tatsache ist: Wenn es an diesem Abend ein echtes Problem gegeben hätte, wäre die Katastrophe nach der Katastrophe vorprogrammiert gewesen. Die SAP-Arena ist mit dieser Security und einem offenbar nicht oder nur mangelhaft vorhandenen Sicherheitskonzept ein Sicherheitsproblem.
Ich würde jedem anraten, von möglicherweise problematischen Veranstaltungen fern zu bleiben, bis man klipp und klar darlegen kann, dass man auch schwierige Lagen im Griff hat. Am Donnerstagabend war das definitiv nicht der Fall.
Und nochwas, liebe Heidi Klum: Der Kapitän verlässt als letzter das Schiff – nach unseren Informationen waren Sie als erste weg und die „Promis“. Erst dann hat man sich um das Publikum gekümmert. Das ist beschämend.