Ludwigshafen, 15. Juni 2015. (red/pm) Der Sozialphilosoph Prof. Dr. Axel Honneth wird in diesem Jahr mit dem Ernst-Bloch-Preis ausgezeichnet, der Ernst-Bloch-Förderpreis geht an die Schriftstellerin Ann Cotten. Der Hauptpreis ist mit 10.000 Euro dotiert, der Förderpreis mit 2.500 Euro. Diese Entscheidung traf der Beirat Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen am Freitag, 12. Juni, unter Vorsitz von Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg.
Information der Stadt Ludwigshafen:
„Prof. Dr. Axel Honneth ist 1949 in Essen geboren. Er ist Senior Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und seit 2001 geschäftsführeder Direktor des dortigen Instituts für Sozialforschung. Seit 2011 ist er zudem Jack C. Weinstein Professor of the Humanities an der Columbia University in New York. Nach seinem Abitur in Essen studierte er zunächst von 1969 bis 1976 Philosophie, Soziologie und Germanistik in Bonn, Bochum und an der Freien Universität Berlin.
Von 1977 bis 1982 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin. Er promovierte 1983 bei Urs Jaeggi an der Freien Universität Berlin und war Hochschulassistent am Fachbereich Philosophie der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Bis Juli 1990 war er Honneth Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin. Danach erfolgte die Habilitation im Fachbereich Philosophie in Frankfurt.
Begründung der Jury
2005 hielt Honneth die Tanner Lectures on Human Values an der University of California, Berkeley. Die Begründung der Jury lautet: „Wie bei keinem anderen bedeutenden Philosophen der Gegenwart stehen Leben und Werk von Axel Honneth in der komplexen Tradition der Kritischen Theorie, die er für unsere heutige gesellschaftliche Wirklichkeit philosophisch neu interpretiert.
Mit Rückgriff auf Hegel formuliert er eine Gesellschaftskritik, die sich an Verhältnissen entzündet, in denen die menschliche Würde durch systematisch versagte Anerkennung verletzt wird. Dafür analysiert er sowohl –sozusagen negativ – die Pathologien der Vernunft, wie er zugleich, positiv, den Versuch einer Gerechtigkeitstheorie wagt, die der Gesellschaftsanalyse treu bleibt: die ethische Freiheit verdankt sich demnach einer gelingenden Selbstbeziehung, deren Voraussetzung in der reziproken sozialen Anerkennung liegt.“
Förderpreis
Ann Cotten, geboren 1982 in Iowa, wuchs in Wien auf. Seit 2006 lebt sie in Berlin. Sie schloss ihr Studium der Germanistik mit einer Arbeit über Listen in der Konkreten Poesie ab. Für ihr Debüt „Fremdwörterbuchsonette“ (2007) erhielt sie den Reinhard-Priessnitz-Preis sowie den Clemens-Brentano- Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg, für ihren Erzählband „Florida-Räume“ (2010) den Förderpreis des Hermann-Hesse-Literaturpreises.
2014 wurde sie mit dem Wilhelm-Lehmann-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis für ihr bisheriges Gesamtwerk, insbesondere für den Erzählband „Der schaudernde Fächer“ (2013), ausgezeichnet und erhielt ein Stipendium der Villa Kamogawa, Japan. Mit Ann Cotton wird erstmals eine Literatin mit dem Ernst-Bloch- Förderpreis ausgezeichnet.
Begründung der Jury
„Ann Cotten ist eine höchstreflektierte Dichterin, die sich als Störfall im metaphernberuhigten Literaturbetrieb begreift und inszeniert. Ihre Prosa und ihre Lyrik überprüfen die gängigen Sprech-, Denk-, Erzähl- und Sprechweisen und überschreiten sie gleichzeitig auf neue und bewegende Weise.“
Zum Ernst-Bloch-Preis
Die Stadt Ludwigshafen am Rhein vergibt im dreijährigen Turnus den Ernst-Bloch-Preis, der zum 100. Geburtstag des Ludwigshafener Philosophen im Jahre 1985 gestiftet wurde. 2015 – und damit 30 Jahre nach Auslobung – wird der Ernst- Bloch-Preis zum elften Mal verliehen. Er zeichnet „herausragendes wissenschaftliches oder literarisches Schaffen mit philosophischer Grundhaltung aus, das für die Kultur in kritischer Auseinandersetzung mit der Gegenwart
bedeutsam ist. Den Förderpreis erhalten junge Autorinnen und Autoren, von denen aufgrund der bisherigen Leistung weitere qualifizierte wissenschaftliche oder literarische Arbeiten zu erwarten sind“, so ein Auszug aus den Richtlinien. Bisherige Preisträger waren unter anderem Hans Mayer, Jürgen Moltmann, Pierre Bourdieu, Eric J. Hobsbawm, Navid Kermani, Dan Diner, Carolin Emcke, ?eyla Benhabib, Lisa Herzog und Avishai Margalit.“