Mannheim, 15. Januar 2016. (red/ms/pm) Die Erfindung der Dampfmaschine eröffnete der industriellen Entwicklung des 18. und 19. Jahrhunderts ungeahnte Möglichkeiten – doch immer wieder ereigneten sich tragische Unfälle mit der neuen Technologie. In Mannheim verlor ein Arbeiter 1865 sein Leben, als ein Dampfkessel explodierte. Als Reaktion gründen 22 Unternehmer eine Überwachungsgesellschaft – daraus ist schließlich der TÜV Süd hervorgegangen, der inzwischen weltweit industrielle Standards überprüft. Dieses Jahr feiert der Verein sein 150-jähriges Bestehen. In Mannheim wurde aus diesem Anlass eine Gedenktafel präsentiert.

Zum 150-Jahre-Jubiläum wurde eine Gedenkstele enthüllt, auf der in Kürze die Geschichte von einer Dampfkesselüberwachungsgesellschaft zum TÜV, wie man ihn heute kennt, zusammengefasst ist Von links nach rechts: Prof. Dr.-Ing. Ernst Schadow, Prof. Dr. Axel Stepken und Dr. Peter Kurz.
Vor 150 Jahren gründeten 22 badische Unternehmer am 06. Januar 1866 die „Gesellschaft zur Ueberwachung und Versicherung von Dampfkesseln mit dem Sitze in Mannheim“ – Monika Enzenbach, Pressesprecherin der Stadt Mannheim, bezeichnet das als den „Urknall für Idee der technischen Sicherheit in Deutschland“. Und Oberbürgermeister Dr. Peter fügt hinzu:
Es ist kein Zufall, dass Mannheim der Geburtsort ist. Schon seit Gründung der Stadt gibt es eine besondere Dynamik und etliche Innovationen in der Technologiebranche.
Der Verein überwacht heute weit mehr als nur Dampfkessel – er beschäftigt weltweit etwa 22.600 Mitarbeiter und ist heute unter dem Namen „TÜV Süd“ mitverantwortlich für die Sicherheit auf deutschen und internationalen Straßen und überprüft die Einhaltung industrieller Qualitätsstandards.
Als wiedermal der Kessel platzte…
Um das 150-Jahre-Jubiläum zu feiern, enthüllen Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, der Vorstandsvorsitzende der TÜV Süd AG, Prof. Dr. Axel Stepken, und der Vorsitzende des Verwaltungsrats des TÜV Süd e.V., Prof. Dr. Ernst Schadow, am vergangenen Donnerstag eine Gedenkstele am damaligen Gründungsort der Organisation im Quadrat D2,6.
Konkreter Anlass für die Gründung der Dampfkesselüberwachungsgesellschaft war ein Unglück, das sich rund ein Jahr zuvor in der Mannheimer Aktienbrauerei ereignet hatte. Ziel der neuen Gesellschaft war es, durch regelmäßige Überprüfungen der Dampfkessel künftig Unfälle zu verhindern. Dazu sagt Prof. Dr. Stepken:
Bessere Sicherheit und geprüfte Qualität lassen aus Innovation Fortschritt werden.
Das Mannheimer Modell machte Schule und wurde zum Ausgangspunkt der technischen Überwachung in Deutschland: Heute ist „TÜV Süd“ auf der ganzen Welt aktiv. Mannheim ist dabei nach wie vor ein wichtiger Standort: Rund 500 Mitarbeiter sind vor Ort vertreten.
Die Idee der unabhängigen, technischen Überprüfung setzte sich durch. Nicht nur Behörden hatten ein Interesse an geprüfter Sicherheit – auch unter Unternehmern selbst verbreitete sich der Wunsch nach verlässlicher Technik zunehmend. Dazu sagt Prof. Ernst Schadow:
Technischer Fortschritt und der Wunsch nach Sicherheit und Schutz – diese beiden Anforderungen miteinander in Einklang zu bringen, wurde zu einem gesellschaftlichen Bedürfnis und von der neuen Organisation erfüllt.
Zügig gründen sich nach 1866 weitere sogenannte Dampfkesselrevisionsvereine: 1870 in München, 1873 in Frankfurt und Offenbach, 1875 in Stuttgart und 1878 in Chemnitz, um nur Beispiele zu nennen. Die regionalen Organisationen von damals bilden das Fundament für TÜV Süd von heute, der aus verschiedenen Zusammenschlüssen der Vereine hervorging.
Industrielle Revolutionen stehen auch in Zukunft an
Heute erwirtschaftet TÜV Süd einen Jahresumsatz von rund 2,2 Milliarden Euro. Noch vor einem Jahrzehnt waren es „nur“ 1,034 Milliarden Euro. Von den knapp 23.000 Mitarbeitern arbeitet etwa die Hälfte im Ausland. Prof. Dr. Stepke sagt dazu:
Diese globale Ausrichtung werden wir konsequent weiter vorantreiben.
Sicherheit sei ein Weltmarkt. Daher werde man weiter wachsen. Insbesondere im Bereich der Digitalisierung würden zunehmend neue Anforderungen aufkommen. Etwa müsse ein selbstfahrendes Auto davor sicher sein, gehackt zu werden. Oberbürgermeister Dr. Kurz betonte, er hoffe, TÜV Süd als Partner für das Netzwerk „Smart Production“ gewinnen zu können, mit dem sich der Wirtschaftsstandort Mannheim in der Industrie 4.0 profilieren wolle.